Als Anton Jež‘ Sohn Dusan Jež ihn noch am Tag vor seinem Tod in der Intensivstation der Universitätsklinik Ljubljana besuchen durfte, konnte der Vater kaum mehr sprechen. Aber plötzlich habe er auf Deutsch gesagt: „Bitte sag meinen Freunden in Deutschland, dass ich sehr, sehr krank bin.“ Anton Jež, der letzte Überlebende des KZ-Außenlagers Aufkirch, starb am 20. April 2021 mit 95 Jahren an einer Nierensepsis und einem schwachen Herzen. Er wurde 95 Jahre alt.
Sein ganzes Leben lang erinnerte Anton Jež sich an die Strapazen, die er in Dachau, Germering und Überlingen überlebt hat.

Anton Jež wurde am 9. Juli 1925 in Ljubljana geboren und erlebte als Jugendlicher die Besetzung seiner Heimat zunächst durch die Italiener und dann durch die Deutschen. Weil er Propagandamaterial gegen die Besetzer schmuggelte, wurde er im Februar 1944 verhaftet und wurde im April 1944 als Häftling Nummer 66 836 in das Konzentrationslager Dachau deportiert.
Im Oktober 1944 als Zwangsarbeiter nach Überlingen verlegt
Am 2. Oktober 1944 kam Anton Jež mit 600 anderen Häftlingen in das kurz vorher eingerichtete Lager Aufkirch am Rande Überlingens und musste im Überlinger Westen den Goldbacher Stollen bauen, in den die durch Bombenangriffe zerstörten Friedrichshafener Rüstungsunternehmen verlagert werden sollten. Der Bau wurde nicht fertiggestellt. Die überlebenden Häftlinge – unter ihnen Anton Jež – wurden am 19./20. April 1945 nach Allach bei München zurückgebracht und dort am 30. April 1945 von der US-Armee befreit.
Nach dem Krieg holte Anton Jež zunächst in Ljubljana seinen Schulabschluss nach, studierte an der Technischen Hochschule Ljubljana Maschinenbau und arbeitete bis zu seinem Ruhestand in den 80er Jahren als Diplomingenieur des Maschinenbaus in der Fachrichtung Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung.
Versöhnung über den Gräbern
Er war dabei, als der Überlinger Historiker Oswald Burger 1985 die Männer in Ljubljana besuchte, die ihre KZ-Haft in Überlingen überlebt hatten. Es entstand ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den überlebenden Zeitzeugen und dem Überlinger. Besonders bewegend waren für Burger die Auftritte von Anton Jež in Schulklassen und seine Beteiligung an der Friedensarbeit einer Schülergruppe von der Jörg-Zürn-Gewerbeschule Überlingen: Anton Jež wirkte dabei mit, Gräber deutscher Gefallener in Slowenien ausfindig zu machen, die jene gewesen sein konnten, die ihn als jungen Menschen verhaftet hatten. Das war Versöhnung über den Gräbern aus einer mörderischen Zeit.
Am 10. April 2012 überreichte der Deutsche Botschafter Werner Burkart in Ljubljana Anton Jež das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste um die Aufklärung junger Menschen in Slowenien und Deutschland über die Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs, die zugleich stets Beiträge zur Schaffung des Friedens waren.
Anton Jež hinterlässt seine Witwe Neda, seinen Sohn Dusan, der ihn in den letzten Jahren stets begleitete oder vertrat, zwei Enkel und vier Urenkel. Die Beziehung zwischen der Familie Jež und ihren Freunden vom Bodensee war so eng, dass immer wieder jemand vom Bodensee in Ljubljana vorbeischaute. Und sie wird auch eng bleiben. Persönliche Beziehungen mögen sich auch künftig dauerhafter erweisen als Krieg, Eroberung, Besatzung, Deportation und Zwangsarbeit.
Vom Verein „Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen und KZ Aufkirch in Überlingen“ kann niemand an der Bestattung von Anton Jez teilnehmen. Auch in Slowenien ist die Teilnahme an Beerdigungen derzeit begrenzt. Oswald Burger, der Autor dieses Nachrufs, ist Vorsitzender des sogenannten Stollen-Vereins.