Ein Baubürgermeister, vor allem in einer Stadt von der Größe Überlingens, muss sich zuweilen wie eine eierlegende Wollmilchsau vorkommen. Einerseits Behördenleiter und Dienstvorgesetzter, dem hoher technischer Sachverstand abverlangt wird, andererseits Repräsentant und Politiker, der als Integrationsfigur gefragt ist. Zudem sollte er den Oberbürgermeister ergänzen, ihn vertreten und die Stadt nach außen repräsentieren.

Widerstreitende Interessen

Überlingen ist ein

kompliziertes Pflaster: Die Stadt ist so schön, dass man ihren jetzigen Zustand am liebsten konservieren mag; aber auch so attraktiv für Investoren, dass man sich ihnen und ihrem einnehmenden Wesen kaum erwehren kann. Sie wird bewohnt von einer Bürgerschaft, die hohe Lust am Mitgestalten formuliert; und wird begleitet von einem Gemeinderat mit ausgeprägter Streitkultur.

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Gibt es einen, der alles kann?

Der Rat hat die Wahl: Matthias Längin, Thomas Kölschbach oder Stefan Auer? Gibt es unter den Dreien einen Kandidaten, der fachlich tief in der Materie steckt, der sich im Hoch- wie im Tief- und Straßenbau auskennt, der Baurecht aus dem Effeff versteht, der Stadtentwicklung lebt, der als politische Integrationsfigur ein hohes Talent mitbringt, der mit dem OB gut kann, und der die Motivation mitbringt, die Bürger in die Prozesse einzubinden? Das wäre tatsächlich ein bisschen viel verlangt. Doch nun liegt es am Gemeinderat: Welcher Aspekt ist ihm der wichtigste?

Andere Städte wie Konstanz schieben einen zeitlichen Puffer zwischen Vorstellung der Kandidaten und Wahltag ein. Die Bürger werden mitgenommen, sodass sie vor der Wahl durch den Rat ihr Meinungsbild zu den Kandidaten abgeben können. In Überlingen hält der Gemeinderat nach der öffentlichen Vorstellungsrunde keine Rücksprache mit den Bürgern. Es ist verwunderlich, dass sich der Rat diese hohe Bürde selbst auferlegt, angesichts einer Richtungswahl, die noch für viele Diskussionen sorgen wird.