Erst machte die Stadt Druck, dass Eigentümer Michael Stehle den Bahnhof saniert, auf dass er nicht wie ein Schandfleck am Eingang zum Uferpark der Landesgartenschau wirkt, dann sanierte Stehle das Gebäude rechtzeitig vor dem eigentlich geplanten Start zur LGS. Es hätte alles auch so schön sein können, Stehle stellte Teile des Gebäues kostenfrei der Stadt, beziehungsweise der Landesgartenschau GmbH zur Verfügung, sodass im Bahnhof ein Ticketverkauf für die LGS hätte stattfinden können. So war‘s vereinbart, und so wurde es öffentlich in aller von beiden Seiten bekundeten Freude auch angekündigt.
Vor jetzt ziemlich genau einem Jahr wurde die Kooperation verkündet: Demnach räumte Stehle der LGS GmbH im Rahmen eines Sponsorings das Nutzungsrecht von rund 120 Quadratmetern im Erdgeschoss für die Dauer der Gartenschau ein. „Das ist für uns ein großer Gewinn“, ließ LGS-Geschäftsführer Roland Leitner damals verlauten. Nach der Vertragsunterzeichnung sagte er: „Wir freuen uns, dass wir im schön renovierten Bahnhof an einer für uns so wichtigen Stelle einen Ticketshop mit Besucher-Information einrichten können.“ Die Landesgartenschau erhalte darüber hinaus Lagerräume, um Bollerwagen und Rollstühle verleihen zu können. Der Zugang zum Bahnhof werde bis zur Landesgartenschau barrierefrei gestaltet.
Stehle: Verpflichtungen gegenüber der Deutschen Bahn
Diese 120 Quadratmeter stehen für die auf 2021 verschobene Landesgartenschau nun nicht mehr zur Verfügung. Stehle bedauert, wie er gegenüber dem SÜDKURIER mitteilte: „Die LGS habe ich nun fast ein Jahr kostenfrei bei mir im Bahnhof beherbergt, ohne dass sie die Räume wirklich nutzen konnte. Sehr schade, denn nun muss ich meinen vertraglichen Verpflichtungen gegenüber der DB nachkommen und die untere Fläche vom Bahnhof neu gestalten.“ Die Deutsche Bahn bekomme einen neuen Technikraum, neue Sanitäranlagen und auch einen neuen Aufenthaltsraum. Hierfür müsse er entsprechende Flächen vorhalten und allen Erfordernissen, den Betrieb- und Brandschutz betreffend, erfüllen.
Wegen der Coronapandemie musste die Gartenschau von 2020 auf das Jahr 2021 verschoben werden. Stehle ist entgegen aller Planungen, die fix auf das Eröffnungsdatum 9. April ausgerichtet sind, skeptisch. „Wir alle wissen noch nicht, ob die LGS nächstes Jahr wirklich stattfindet. Ich selbst kann es nur hoffen, damit wir bald alle in den Genuss der ganzen wunderschön gestalteten Flächen kommen.“
Die ganzen wunderschön gestalteten Flächen am Eingang zum Uferpark werden wegen seiner Absage einen Schönheitsfehler bekommen. Denn wie Stadt und LGS GmbH auf Anfrage mitteilten, würden sie sich nun mit einer Containerlösung behelfen.
Die Pressestelle von Oberbürgermeister Jan Zeitler teilte mit: „Wir bedauern, dass Herr Stehle das Mietverhältnis nicht verlängert hat, da die Nutzung des Bahnhofs einen strategischen Wert für die LGS gehabt hätte. Für den Informations- und Ticketstand der LGS können alternativ jedoch städtische Flächen westlich des Bahnhofs genutzt werden.“ Man setze auf eine „Containerlösung„.
Roland Leitner bedauert Absage
Roland Leitner, Geschäftsführer der LGS, antwortete auf SÜDKURIER-Anfrage: „Es ist sehr bedauerlich, dass Herr Stehle das befristete Mietverhältnis nicht verlängert hat. Für uns wäre die Nutzung des Bahnhofs perfekt gewesen, als zentrale Anlaufstelle und auch für wichtige Infrastruktur.“
Neue Lösung mit Containern
„Glücklicherweise“, so Leitner, könne man „kurzfristig auf städtische Flächen westlich des Bahnhofs zurückgreifen“. Die Herrichtung der Flächen und die nun erforderliche Containerlösung wird allerdings „nicht unerhebliche Kosten im niedrigen fünfstelligen Bereich mit sich bringen“. Die LGS sei Stehle dankbar für seine klaren und rechtzeitigen Aussagen, „so konnten wir unsere Vorbereitungen einleiten und haben mit der gefundenen Lösung die Sicherheit, dass an dieser Stelle alles funktionieren wird“.
Stehle will einen Teil verkaufen
Stehle wäre nicht Geschäftsmann Stehle, wenn er nicht weiter dächte. Er habe sich dazu entschlossen, „Teile vom Bahnhof zu veräußern“. Voraussetzung sei, „dass sich ein guter Käufer finden lässt“. Einen potenziellen Käufer hätte er auch schon im Blick. Stehle: „Vielleicht mag ja die Stadt was kaufen?“
Wir baten die Stadt um Erläuterungen, worauf Zeitlers Pressestelle antwortete: „Die Verkaufsabsichten von Herrn Stehle möchten wir nicht kommentieren, ein Kaufinteresse von Seiten der Stadt Überlingen ist nicht kommuniziert worden.“