Die Wehmut der Narren wird beim Blick in den Kalender von Tag zu Tag größer. Am 11. Februar ist Schmotziger Dunschdig, am 13. Februar wäre Hänselejuck. Doch dieses Jahr verbietet die Corona-Pandemie alle Aktivitäten. Kein öffentlicher Rathaussturm, Kindergartenumzug oder Sonntagsumzug. Also gibt es auch keine Zuschauerplaketten, aus deren Erlös die Narrenzunft Überlingen in normalen Jahren ihre Kosten finanziert.
„Wenigstens für die Sammler wollten wir dennoch etwa machen“, sagt Narrenvater Thomas Pross, „denn wir haben ja auch ein besonderes Jubiläumsjahr“. 2021 feiert der Narrenrat seinen 100. Geburtstag. Das Abzeichen mit dem traditionellen Motiv des Hänselekopfes ist wie üblich für 10 Euro zu haben. Weshalb bei einer Internetauktion mehr als das Zehnfache bezahlt wurde, darüber kann auch Narrenvater Pross nur spekulieren.
Auch der gesägte Hänselekopf als Motiv ist 100 Jahre alt
„Im Jahr 1921 nannte sich erstmals eine Versammlung von einigen Überlinger Männern Narrenrat – und verwendete gleichzeitig erstmals den gesägten Hänselekopf mit der geschwungenen Karbatsche drunter“, erläutert Pross. Ein Original von damals ist erhalten und findet sich in einer Vitrine in der Zunftstube – beschriftet mit einem Zettel aus der damaligen Zeit und zwei weiteren Abzeichen in Silber von 1922 und Gold von 1923.
Das Motiv verwendet die Zunft bis heute immer wieder für Orden und Abzeichen. Deshalb habe sich die Zunft bereits im vergangenen Spätherbst entschieden, sagt Pross, genau dieses Motiv in Metall als Sammlerplakette aufzulegen, ergänzt mit den beiden Zahlen des Jubiläums, 1921 und 2021, getrennt durch ein „C“ für das römische Zählzeichen „centum“ für 100. Sich bereits bewusst, dass es 2021 wahrscheinlich keine Straßenfastnacht, keine Umzüge geben wird und damit auch keinen Straßenverkauf, ließ die Zunft das Sammlerstück produzieren. „Unsere Kosten laufen ja auch weiter“, sagt Pross, „Versicherungen etwa oder die Miete für die Zunftstube“. So soll mit dem Edelplämper auch ein bisschen Geld in die Narrenkasse fließen.

Vielleicht dachten auswärtige Sammler, die 2021-Edition sei gar nicht regulär erhältlich
Die Plakette kostet 10 Euro, wie die Sammlerplaketten in den vergangenen Jahren auch. „Ein günstiger Preis“, sagt Pross schmunzelnd, „wenn man sich anschaut, für welche astronomischen Summen unser aktueller Plämper schon bei ebay gehandelt worden ist“. In dem Internet-Auktionshaus wurde die Plakette am 16. Januar für 102,20 Euro zugeschlagen. „Möglicherweise wussten die wohl auswärtigen Sammler, die sich hier eine Bieterschlacht geliefert haben, nicht, dass diese 2021er -Plakette – trotz Corona – ganz regulär zu erhalten ist“, überlegt Pross. Vielleicht hätten sie gedacht, die Edition sei wegen der Pandemie gar nicht im Freiverkauf zu haben.
Wegen des Lockdowns gibt es nur drei Verkaufsstellen
Doch es gibt für Sammler und Liebhaber derzeit noch genügend Plaketten, allerdings wegen des Lockdowns nur an drei Verkaufsstellen: Im Optik- und Hörgerätegeschäft von Narrenrat Ulrich Krezdorn in der Christophstraße, in der Postagetur Hochbildstraße, in der Hänselerat Jens Choinowski für den Verkauf sorgt, jeweils zu den üblichen Öffnungszeiten, und von 12 bis 14 Uhr in Skid‘s Bio-Bistro (Steinhausgasse) bei Narrenrat Alexander Mezler, während dort vorbestellte Essen ausgegeben werden.