Im Fernsehsender ARD sagt Sven Plöger Deutschlands Fernsehzuschauern regelmäßig kurz vor der Tagesschau das Wetter vorher. Uns beantwortet er die wichtigsten Fragen rund um den Alpenwind.
Wie entsteht der Föhn?
Föhn entsteht, wenn für bewegende Luftmassen eine Bergkette im Weg steht, so wie beispielsweise die Alpen. Die Luft strömt darauf zu und hat keine andere Wahl, als darüber zu strömen und auf der anderen Seite auch wieder herunter. Auf der Alpen-Südseite steigt die Luft auf. Sie kühlt ab. Dabei passt immer weniger Wasserdampf in die Luft hinein, das heißt, dass irgendwann Wasserdampf zu Wassertröpfchen kondensiert. Wolken entstehen, die sich dann oft – nicht immer – abregnen. Anschließend strömt die Luft über die Bergkuppe.
Auf der windabgewandten Seite, der Lee-Seite, sinkt sie wieder herunter. Hier, in der nun viel trockeneren Luft, steigt die Temperatur um ein Grad pro 100 Meter. Durch diesen thermodynamischen Prozess erzeugt der Föhn wärmere Luft. Ich nenne das mit Augenzwinkern auch gern „Thermodramatik“. Das Ergebnis: Wir haben auf der Lee-Seite höhere Temperaturen als auf der Luv-Seite. Der Wind, manchmal auch Sturm, der dann zu spüren ist, den bezeichnen wir als Föhn. Wenn der Föhn bei uns „durchbricht“, dann erreicht er meist den Obersee.

Bewegt sich der Föhnwind nur von Süden nach Norden?
Nein. Es gibt das gleiche Phänomen auch andersherum. Dann strömen die warmen Luftmassen vom Norden der Alpen ins Tessin in der Schweiz. Das nennt sich dann Nordföhn.
Kommt der Föhn nur in den Alpen vor?
Damit es Föhn geben kann, muss die Bergkette lediglich breit genug sein – es kann also bei entsprechender Anströmung bei jedem Gebirgskamm passieren. So gibt es diesen Effekt zum Beispiel auch in den Rocky Mountains in den USA. Aber nicht von Süd nach Nord oder umgekehrt, sondern fast immer von West nach Ost, da hier der Westwind dominiert. Bei einem kleinen Hügel, wie etwa dem Hohentwiel, kann es nicht zum Föhn kommen, die Luft strömt hier einfach um den Berg herum.
Was ist der Unterschied zwischen „föhnig“ und Föhn?
Wenn der Wind bläst, dann ist es Föhn. Oft scheint dabei die Sonne und der Wind ist warm. Subjektiv kann es sich aber trotzdem auch mal kühl anfühlen: Werden bei Föhn vielleicht acht Grad plus gemessen und es gibt schwere Sturmböen, dann ist der Wärmeeindruck schnell weg. Es gibt aber auch den Fall, dass die Windböen den Erdboden gar nicht erreichen und es nur in den höheren Luftschichten unruhig ist. Dann spricht man von einer „föhnigen“ Wetterlage. In seltenen Fällen kommt es aber auch zur sogenannten Lee-Kondensation, dann ist es trotz der kräftigen Südströmung über die Alpen wolkig.

Wie genau kann man den Föhn vorhersagen?
Föhn ist ein regionales Phänomen, das durch die Orographie, also die Form der Landschaft, verursacht wird. Da wir Meteorologen recht genau wissen, mit welcher Luftmasse wir es zu tun haben werden, und man die Höhe der Berge natürlich genau kennt, kann man die Temperaturen häufig bis auf das Grad genau vorhersagen.
Wie gut wird der Föhn auf Wetter-Apps vorhergesagt?
Wetter-Apps sind schon recht gut und werden immer besser. Aber für die Einordnung einer Föhnwetterlage fehlt ihnen natürlich der Meteorologe. Eine App behandelt nur die vom Modell errechneten Zahlenwerte und kann nicht so hoch aufgelöst sein, dass die Feinheiten in den einzelnen Tälern, die ein erfahrener Alpenmeteorologe kennt, abgebildet werden können. Der Wettereindruck kann eben sehr unterschiedlich sein, je nachdem, ob der Nebel vom Föhn ausgeräumt wird oder nicht. Dann können statt minus zwei Grad auch schnell mal plus 16 Grad herrschen, etwas völlig anderes. Deswegen ist meine Empfehlung immer: Kombinieren! Sich abends vom Meteorologen im Wetterbericht die Lage erläutern lassen und dann mit diesem Vorwissen die App verwenden, wenn man mag.
Was ist am Föhn noch unerforscht?
Da gibt es auch in Zukunft sicher immer wieder neue Details, die zutage gefördert werden. Bereits heute sind 26 unterschiedliche Föhn-Arten bekannt. Das zentrale Phänomen ist aber durchdrungen und verstanden. Ansonsten könnte man den Föhn ja auch gar nicht so gut vorhersagen.