Viele wünschen sich einen Hund oder eine Katze. Und diese danken bei einer liebevollen Betreuung mit lebenslanger Zuneigung. Wer sich mit einem solchen Gedanken trägt, wendet sich am besten an das Tierheim bei Hödingen. Dort leben viele Vierbeiner, die auf einen neuen Zweibeiner warten. Doch wer meint, ein Tier sofort mitnehmen zu können, der irrt. Tierheimleiterin Indra von Gersdorff und ihr Team achten auf viele Details und prüfen genau, wem sie ein Tier vermitteln: „Denn ein Tier ist ein Lebewesen und keine Sache, der man sich schnellstens entledigen kann“, sagt Gersdorff.
Die Leiterin betont, jedem angehenden Tierhalter sollte bewusst sein, dass er mit der Aufnahme eines Tieres eine langjährige Verantwortung für ein lebendes Geschöpf übernehmen wird. Hat man genügend Zeit, dem Tier gerecht zu werden? Wer betreut das Tier im Urlaub oder bei Abwesenheit? „Wir achten bei der Vermittlung darauf, dass die Leute genügend Zeit haben“, sagt die Tierheimleiterin. Das gelte insbesondere bei einem Welpen, der rund um die Uhr betreut werden müsse. „Aber auch bei Hauskatzen sind unsere Anforderungen, was den Faktor Zeit und Beschäftigung angeht, sehr hoch.“
Mensch und Tier müssen zusammenpassen
Geschaut wird, dass das Tier zum Menschen passt und umgekehrt. Indra von Gersdorff nennt ein Beispiel: „Ein Herdenschutzhund in einer 30 Quadratmeter großen Dachgeschosswohnung geht gar nicht.“ Auch die Erfahrung eines künftigen Tierhalters werde geprüft. „Wir haben schon Tiere, die sind nicht ganz so einfach“, weiß die Tierliebhaberin. „Man muss einen Hund lesen können.“ Wenn ein blutiger Anfänger an einen willensstarken Hund gerate, könne es passieren, dass der Hund ihn ganz schnell dominiere und ihm zeige, wo es lang geht. Von Gersdorff weiß daher: „Es muss schon passen. Da warten wir lieber länger und wir haben die Erfahrung gemacht, dass irgendwann auch der passende Mensch für dieses Tier kommt.“
Auch muss das Tierheimteam immer wieder ein eher sensibles Thema ansprechen: Wenn jemand im fortgeschrittenen Alter sei und sich eine Babykatze beziehungsweise einen Welpen wünsche, werde geprüft, ob im Krankheits- oder Todesfall des Besitzers für das Tier ausreichend gesorgt werden kann. „Das ist unangenehm, muss aber angesprochen werden“, sagt die Tierheimleiterin. „Genauso wie die finanziellen Rücklagen. Die Tiere sind teuer, das ist nun mal so.“ Seien die finanziellen Mittel für Futter, Tierarzt, Urlaubsbetreuung, Versicherung oder Steuer auf Dauer gesichert?“ Von Gersdorff rät jedem dazu, sein Tier versichern zu lassen. Freilich habe das etwas mit dem Alter des Tieres zu tun: „Junge Tiere werden noch gern versichert, bei älteren Tieren mit Vorerkrankungen ist das schon schwerer.“
Anforderungen an künftige Katzenbesitzer
Immer wieder hat das Tierheim Katzen in der Vermittlung, die mit ihrem Aussehen beeindruckten. „Für solche Katzen rufen in der Regel natürlich viele Interessierte an.“ Jedoch komme es nicht auf die Optik, sondern auf das Wesen der Katze an. Eine ruhige Katze dürfe nicht in einen hektischen Haushalt vermittelt werden beziehungsweise in einen solchen mit anderen Katzen, mit denen sie sich möglicherweise nicht verträgt. „Sonst wird sie unsauber“, sagt die Tierheimleiterin. Sie erzählt von einem Heilige-Birma-Mix: „Die muss Einzelprinzessin weiter bleiben. Wir passen da schon auf, dass die besten Voraussetzungen gegeben sind, damit es zu Hause funktioniert“, so von Gersdorff.

Katzen, die im Tierheim geboren wurden und keinen Freigang kennen, können laut von Gersdorff in eine reine Wohnungshaltung vermittelt werden, nicht jedoch Tiere, die Freigang bereits kennen. Und wenn sich ein Kätzchenhalter noch einen weiteren Stubentiger wünscht? Auch hier habe man Tiere zu vermitteln, sagt Indra von Gersdorff: „Es gibt immer Ausnahmen, aber in der Regel hat sich bewährt: ähnlicher Charakter, ähnliches Alter und ähnliche Optik.“
Wünschenswert ist der Tierheimchefin zufolge, dass eine Katze Freigang erhält, wenn ihr Besitzer den ganzen Tag berufstätig ist. „Sie kann dann draußen ihre Sozialkontakte knüpfen und hat ihre Artgenossen.“ Sei Freigang nicht möglich, dann müsse darauf geachtet werden, dass die Katze nicht allein gehalten werde. Pauschalisieren dürfe man das aber nicht. „Es gibt immer wieder Ausnahmen. Es gibt Katzen, die wollen einfach für sich sein“, sagt von Gersdorff.
Bei Freigängern prüft das Tierheimteam auch die Situation im möglichen neuen Zuhause und macht einen Hausbesuch. Indra von Gersdorf betont: „Wir fahren nach wie vor für jedes Tier raus. Wir haben eine gewisse Verantwortung auch gegenüber dem Deutschen Tierschutzbund. Wir wollen wissen, wo die Tiere wohnen werden.“