Bambergen wächst weiter. Der Bebauungsplan für das neue Wohngebiet „Lehen“ an der Kreisstraße ist schon auf dem Weg. Hier gibt es Grundstücke aus dem Eigentum des Spital- und Spendfonds allerdings nur in Erbpacht, was nicht allen Interessenten behagt. Geplant sind hier 18 Einzelhäuser, sechs Doppelhäuser und sechs Reihenhäuser mit einer ringförmigen Erschließung.

13 Einfamilienhäuser im Baugebiet „Bergle“

Nun legte Stadtplaner Thomas Kölschbach seinen Entwurf für die Nutzung des ebenfalls neu ausgewiesenen Baugebiets „Bergle“ vor. Auf der rund ein Hektar großen Fläche zwischen Gröber und Kirchleösch sind danach 13 Einfamilienhäuser auf Grundstücken mit einer Größe zwischen rund 400 und 700 Quadratmeter vorgesehen. Im Ausschuss für Bauen, Technik und Verkehr ging es weniger um den Zuschnitt der Grundstücke als um die Abwicklung des Bauverkehrs und die spätere Erschließung sowie Modalitäten der Nutzung. Ob Verkauf oder Erbpacht, darüber müsse zu gegebener Zeit der Gemeinderat entscheiden, erklärte Baubürgermeister Matthias Längin. Skeptisch zeigte er sich, was die Anregung aus dem Ortschaftsrat anging, eine dauerhafte weitere Erschließung über die Schönbuchstraße anzustreben.

Mögliche Bebauung des Gebiets „Torkel“ beunruhigt Bambergen

All dies scheint die Bürger Bambergens jedoch weniger zu beschäftigen als eine mögliche Bebauung des Gebiets „Torkel“, die an der Dorfstraße zwischen Ortskern und dem Weiler „Birken“ vorgesehen sein könnte. Diese Pläne wurden bislang nur hinter verschlossenen Türen beraten. Gerade deshalb scheint sich Unruhe breitzumachen, die auch im Internet ihren Niederschlag findet.

GOOGLE-MAP

Für das neue Baugebiet „Torkel“ hatte der Gemeinderat am 19. Dezember 2019 einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan nach dem beschleunigten Verfahren gefasst. Das Gebiet ist mit 0,45 Hektar weniger als halb so groß wie „Bergle“, doch bewegt es die Gemüter offensichtlich weit mehr. Die Stadtplaner der Verwaltung hatten die derzeitige Ackerfläche als „Baulücke“ qualifiziert und eine Nutzung zur Nachverdichtung als sinnvoll bezeichnet.

Die Stadt will die Baufläche gegen das Anwesen „Löwen“ in Deisendorf tauschen, der inzwischen Eigentum einer Schweizer ...
Die Stadt will die Baufläche gegen das Anwesen „Löwen“ in Deisendorf tauschen, der inzwischen Eigentum einer Schweizer Investorengruppe ist. | Bild: Hanspeter Walter

Misstrauen gegen Grundstückstausch

Was bei manchen Bambergener Bürgern als geheime Mission unter Verdacht gestellt wird, ist zwar explizit noch nicht kommuniziert worden, ist allerdings kein großes Geheimnis. Dessen Wurzeln sind in Deisendorf zu suchen, wo der ehemalige Eigentümer des „Löwen“ sein Anwesen an eine Schweizer Investorengruppe verkauft hatte. Zuvor hatte der Ortschaftsrat schon angeregt, die Stadt möge den „Löwen“ als Grundstock für ein neues Dorfgemeinschaftshaus erwerben. Doch daraus war zunächst nichts geworden. Gar nicht gefiel den Deisendorfern der erste Entwurf der Schweizer Investoren für eine als viel zu massiv empfundene Bebauung des Areals, noch weniger gefielen die in Aussicht gestellten Preise. Im März 2020 hatte nun Baubürgermeister Matthias Längin öffentlich erklärt, die Stadt sei mit den neuen Eigentümern des „Löwen“-Areals in Verhandlungen über einen Grundstückstausch – ohne ein Wort über das Objekt zu verlieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Bambergener Bürger wittern „große Sauerei“

„Die größte Sauerei ist, dass man erst den noch sehr unerfahrenen Ortschaftsrat um den Finger wickelt mit Bauplätzen für junge Bambergener“, moniert ein Bambergener Bürger, „damit der Ortschaftsrat dem schnellen Verfahren zur Genehmigung zustimmt.“ Und jetzt werde das einzige bezahlbare Wohngebiet an einen Investor verscherbelt, der hier „mehrgeschossig bauen“ dürfe, was nicht in das Bild und zu einem gesunden Wachstum des Dorfes passe.

Bambergener „Torkel“ als Trumpfkarte

Dass es sich bei dem städtischen Angebot um die geplante Wohnbaufläche „Torkel“ in Bambergen handelt, bestätigte Oberbürgermeister Jan Zeitler jetzt auf Nachfrage. „Wir haben ja gesagt, dass wir – um an den ‚Löwen‘ Deisendorf zu kommen – an eine Tauschfläche kommen müssen“, erklärt Zeitler. Wenn etwas in Betracht komme und „adäquat bebaut“ werde, könne sich die Verwaltung das vorstellen. „Das haben wir dem Gemeinderat nicht öffentlich vorgeschlagen“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Das Gremium habe die Verwaltung legitimiert, diese Verhandlungen aufzunehmen. „Jetzt sind wir erst soweit, dass wir etwas öffentlich diskutieren können“, fühlt sich Zeitler zu Unrecht der Geheimniskrämerei verdächtigt.

Das könnte Sie auch interessieren

„Ich muss mich ja erst in die Lage versetzen, Verhandlungen führen zu können und auch etwas vorzuschlagen“, argumentiert der OB: „Mit ist wichtig, dass ich etwas zeigen kann, dann kann zunächst der Ortschaftsrat, dann der Gemeinderat darüber beraten.“ Dazu müsse man erst einen Vorschlag erarbeiten, den man in die öffentliche Diskussion bringen könne. „Das Tauschgeschäft ist noch nicht vollzogen“, betont Zeitler.

Zeitler bedauert, dass Halbwahrheiten kursieren

„Wir wissen ja, was man sich wünscht in unseren Teilorten“, ist Zeitler überzeugt: „Es geht vor allem um die Höhen der Bebauung und um die Dachformen.“ Er finde es höchst bedauerlich, dass da „Halbwahrheiten“ kursierten. Den letzten Entwurf kenne er selbst „in Vollendung“ noch gar nicht, doch könne er sich vorstellen, dass etwas Schönes daraus entstehe. „Ich habe zumindest eine Dachform gesehen, die mir gefällt, und das ist ein Satteldach“, erklärt Zeitler: „Doch das mussten wir zuerst durchverhandeln.“

Im Aufstellungsbeschluss für das Baugebiet „Torkel“ steht: „Der ca. 95 m lange Freiraum zwischen den Wohngebäuden des ...
Im Aufstellungsbeschluss für das Baugebiet „Torkel“ steht: „Der ca. 95 m lange Freiraum zwischen den Wohngebäuden des Teilortes und den Wohngebäuden des Weilers „Birken“ eignet sich ideal die beiden Wohnstandorte im Sinne eines kompakten Städtebaus miteinander zu verbinden.“ | Bild: Hanspeter Walter

Bei dem Tausch müsse ein Wertausgleich vollzogen werden, sagt Zeitler, und der Wert eines Grundstücks bemesse sich an der Bebaubarkeit. Weiter will sich der OB öffentlich noch nicht aus dem Fenster lehnen. Er verstehe nicht, warum jetzt so eine Aufregung entstehe. „Wir wollen nicht etwas an einen Investor verhökern, um möglichst viel zu erlösen“, betont der OB: „Wir wollen, dass etwas Gutes dabei herauskommt.“ Und Zeitler glaubt, dass sich daraus „eine große Chance für beide Teilorte ergibt“.