„Sind Sie noch wach? Sind Sie noch wach?“ ruft Anton Pfeffinger aufgeregt. Der Neuntklässler ist aufgefordert, einem bewusstlosen Menschen zu helfen. Anlässlich eines Projekttages bei der Polizei zur Berufsorientierung nimmt er das fiktive Szenario auf und spricht die Beatmungspuppe an, als wäre sie ein lebender Mensch. Es folgt die Wiederbelebung: 30 Mal drücken, zweimal beatmen – solange bis der Rettungsdienst da ist. Nils Lange, Polizist und Rettungssanitäter beim Deutschen Roten Kreuz, erläutert den umstehenden Schülern die Grundlagen der Reanimation. Bernhard Allgaier erläutert den Schülern, wie die Polizei vorgeht, wenn es einen Tatort gibt, aber keinen Täter. Aufmerksam verfolgen sie seine Ausführungen über biologische Spuren wie DNA, digitale Spuren, wann beispielsweise welches Handy in welchem Funknetz eingeloggt ist oder wie Werkzeugspuren bei der Aufklärung von Einbrüchen helfen.

Ein Tag bei der Polizei
Aufgeteilt in drei Gruppen Einblicke in Selbstverteidigung, Spurensicherung und Erste Hilfe. Kommissarischer Rektor Sascha Ziegelbauer ist beeindruckt: „Wir haben nach 15 Uhr, wäre das eine Schulveranstaltung, wären viele nicht mehr so aufmerksam.“ Seit 8.30 Uhr sind die Schüler auf der Wache, bekommen Frühstück und Mittagessen. Die Beamten präsentieren ihnen die Diensthundeführerstaffel, die Fahrzeuge, die Ausrüstung. Abschließend: Workshops und Einstellungsberatung.

„Wir sind auf Nachwuchssuche“
Dass der Projekttag in der Überlinger Wache ins Leben gerufen wurde, hat zwei Gründe: „Wir sind auf Nachwuchssuche und wir wollen aber auch Berührungsängste abbauen“, sagt Revierleiter Andreas Rieß. Für ihn ist es ebenso Teil der Öffentlichkeitsarbeit und wichtig, als Polizeibehörde nahbar zu sein. Gleichzeitig ist es ein Pilotprojekt, sagt Oliver Weißflog, Pressesprecher des Präsidiums Ravensburg, zu dem auch das Revier Überlingen gehört.

Je nachdem, wie es ankommt, sei der Projekttag auch für andere Bezirke denkbar. Liegt dem Projekttag aber ein Nachwuchsproblem zugrunde? Laut Einstellungsberater Rainer Heinzelmann nicht. „Die Polizei sucht Nachwuchs wie jeder andere auch, aber es ist nicht problematisch“, sagt Heinzelmann. Revierleiter Rieß wertet den Tag als Erfolg: „Ich kann mir vorstellen, das jedes Jahr zu tun.“
Schüler können sich vorstellen, Polizist zu werden
Damian Gayt ist begeistert, er hat sich direkt gemeldet, als der Projekttag der Polizei im Rahmen der Berufsorientierung an der Realschule angeboten wurde. Könnte er sich eine berufliche Zukunft bei der Polizei vorstellen? „Ich hatte auch davor schon vor, zur Polizei zu gehen“, sagt Gayt. Eine der schweren Schutzwesten anzuprobieren ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben, ebenso der Selbstverteidigungsworkshop. „Sehr eindrucksvoll“, findet Linus Dieterich den Projekttag. Der 16-Jährige interessiert sich für eine Ausbildung bei der Polizei. Für ihn ein rundum gelungener Tag. Insbesondere die Vorführung der Hundestaffel und die Einblicke in Spurensicherung faszinieren ihn.