Überlingen Gewaltige Klänge von Giacomo Puccini und Wolfgang Amadeus Mozart erfüllten am Sonntag den Barocksaal im Städtischen Museum Überlingen. Anlass ist der Überlinger Museumstag, erstmals präsentiert im Rahmen des Internationalen Museumstages. Isabell Marquardt und Elli Freundorfner geben einer gut besuchten Veranstaltung rund um die Kunst den musikalischen Rahmen.

Nachdem die Musik das Publikum verzaubert hat, folgt eine thematische Einführung durch Michael Brunner, Leiter des städtischen Kulturamts. Dann tritt Festredner Alexander Lauterwasser hinter das Rednerpult. Im Barocksaal sind Ohs und Ahs, Lachen und Applaus zu hören. Denn eine Stunde lang nimmt Lauterwasser die Lauschenden mit in das Überlingen der Vergangenheit. Grundlage der Rede sind zum einen mehr als 300 Exponate der aktuellen Sonderausstellung „Überlingen. Häuser, Straßen, Menschen von 1880 bis heute“, die aus dem Archiv der Fotografenfamilie Lauterwasser stammen; zum anderen nutzt Lauterwasser eigene Vorträge, die er schon in den vergangenen Jahren in dem Städtischen Museum rezitierte. So ist es wohl nicht erstaunlich, dass manch einer erneut zum Zuhören gekommen ist.

Der eine oder andere ist wohl außerdem gekommen, um nach Lauterwasser „auch echt Überlingerisch zu hören.“ Teils in Hochdeutsch und teils in Dialekt nimmt Lauterwasser den Saal auf eine Zeitreise voller Anekdoten mit. Dabei merkt Lauterwasser an: „Ich muss dazu sagen: Ich erfinde nichts.“ Der Weg durch Überlingen beginnt in der „Urkeimzelle Christophstraße.“ So beginnt Lauterwasser mit einem Foto von Alexander Lauterwasser senior. Es zeigt seinen Großvater „als frischen Jungunternehmer, wie er ganz stolz auf seinem Canapé da saß.“ Auch als Narrevater und Feuerwehrkommandant machte sich dieser gelernte Landschaftsmaler in Überlingen einen Namen. Bald wurde aus Landschaftsmalerei Fotografie, mit der die Frau von Alexander Lauterwasser sen. nicht viel hätte anfangen können. So habe sie beschlossen, die Glasplatten als damaliges Fotografiemedium im Bodensee zu versenken. Doch neben Fotografien versinkt noch einiges mehr, welches nicht gerettet werden kann oder will, bei Lauterwassers Anekdoten im Bodensee.

Lauterwasser erzählt auch die Anekdote „Vom Apostelwäscher“ und zieht als Resümee, dass der See für die Altüberlinger sehr bedeutend sei. Doch nicht nur der See, auch Schwedenmadonna, Hänsele, Schwertletänzer und Osannaglocke prägen die altüberlinger Identität, der Lauterwassers in ihrer Firmengeschichte immer einen Ausdruck gaben. So bedeute der Klang der Osannaglocke, eine nach Lauterwasser „innere Ergriffenheit für die Altüberlinger“. Doch auch das Publikum packt eine Ergriffenheit bei den Erzählungen, die von hungernden Nachkriegskindern, Münsterbrand 1939 und fehlendem Arbeitsschutz handeln. Diese Ergriffenheit wandelt sich in lautes Lachen, wenn Lauterwasser selbstgebrautes Überlinger Bier erwähnt oder die Kaffeefahrten der Überlinger Segler in den Vordergrund rückt.

Alle Geschichten werden untermalt mit Fotos der Ereignisse, kleinen Texten und der ein oder anderen Karikatur. Welches Medium auch immer verwendet wird, im Mittelpunkt des Vortrages steht immer der Mensch und nicht selten wird von einem erzählt, der zwar kein Bürgermeister sei, aber trotzdem zu Lauterwassers „Überlinger Stadtbild“ fest dazugehört.

Der Fotograf zeigt, dass man mit Fotografie auch etwas bewegen kann: So konnte Alexander Lauterwasser junior mit seinen Fotografien die Umbenennung des „Sandbergweges“ in das für Altüberlinger besser bekannte „Sandbergle“ erreichen, wie er berichtet. Eine weitere Botschaft von Lauterwasser ist ein Appell an die Gesellschaft, dass der Jugend zugehört werden müsse. Auch die Zuschauer sollten die Jugend unterstützen und „nicht Dinge verunmöglichen“. Abgerundet wird die Veranstaltung im Barocksaal musikalisch durch das Lied „Summertime“. Jeder, der nun noch ein wenig mehr Kunst an diesem Sonntag mitnehmen möchte, kann in dem Museumsgarten bei strahlendem Sonntagswetter der Popsängerin Christine Saci und dem Gitarristen Thomas Güttinger bei einem Umtrunk lauschen.