„Wir reden seit Langem sehr viel. Doch wir müssen etwas tun und handeln“, sagt Richard Leiner, der als Professor an der HTWG Konstanz lehrte und sich seit Langem mit der Optimierung umweltfreundlicher Schiffsantriebe befasst. Inzwischen ist der Uhldinger in dem jungen Verein Heureka Lago aktiv, der die Elektromobilität auf dem See voranbringen will.

Gemeinsam mit Wolfram Klaar, einem ehemaligen Dornier-Ingenieur, der Vorsitzender des Vereins ist, und dem Überlinger Ingenieur Eric Hueber hat er im Auftrag des Seenforschungsinstituts Langenargen eine Machbarkeitsstudie zur Umrüstung des Antriebs auf dem Forschungsschiff „Kormoran“ verfasst. Die Initiative könnte und würde gerne Vorbild zur Umrüstung anderer Schiffe sein, die nicht gleich ganz ersetzt werden können.

„Seegold“ hat dieselelektrischen Antrieb

Die symbolische Übergabe des Papiers an Institutsleiter Harald Hetzenauer und dessen Stellvertreter Martin Wessels erfolgte jetzt in motivierender Umgebung auf der „Seegold“ der Wallhausener Schiffsbetriebe Giess. Denn Giess ist schon einen Schritt weiter und hatte sich 2015 von der Lux-Werft in Mondorf vom Einbau eines dieselelektrischen Antriebs überzeugen lassen. Das heißt: Ein Generator produziert an Bord den erforderlichen Strom für die elektrischen Antriebe. Wer das Wummern und Vibrieren eines Dieselantriebs kennt, dem fällt an Bord schnell der kleine Unterschied auf: Man merkt kaum, dass die „Seegold“ schon abgelegt hat, so ruhig und leise gleitet sie an dem sonnigen Frühlingsnachmittag über die glatte Wasseroberfläche. Vor allem: Das System spart jede Menge Sprit und verringert damit auch den CO2-Ausstoß.

Ein Dieselgenerator liefert den Strom für den Elektroantrieb der „Seegold“: Schiffsführer Andreas Schießle vom ...
Ein Dieselgenerator liefert den Strom für den Elektroantrieb der „Seegold“: Schiffsführer Andreas Schießle vom Seenforschungsinstitut und Wolfram Klaar, Vorsitzender des Vereins Heureka Lago inspizieren die Technik. | Bild: Hanspeter Walter

An Bord erklären Ewald und Michael Giess den kleinen Unterschied zu den herkömmlichen Antrieben. „Vom Umweltaspekt her ist das eine tolle Sache auch für den Unternehmer“, sagt Ewald Giess. Ein entscheidender Punkt ist, dass der Dieselgenerator sich bei konstanter Leistung wesentlich effizienter betreiben lässt, als dies bei einem reinen Dieselantrieb mit unterschiedlichen Belastungsphasen der Fall wäre. Damit spart er nicht nur einiges an Sprit, sondern erspart der Umgebung auch manche dunkle Rauchwolke.

Das könnte Sie auch interessieren

Für Richard Leiner war die Herausforderung nicht ganz neu. In Konstanz war er bereits 1988 an der Entwicklung des weltweit ersten reinen Solarschiffes „Korona“ beteiligt, das seit einigen Monaten im Technikmuseum in Berlin zu bewundern ist. Im Forschungsschiff „Solgenia“ waren 2006 für den Elektroantrieb bereits eine Brennstoffzelle auf Methanolbasis und ein Lithium-Ionen-Akku eingebaut.

Rein elektrischer Antrieb nicht realistisch

Eine ähnliche modulare maßgeschneiderte Lösung, wie sie Giess für die „Seegold“ hat, wünscht sich auch das Seenforschungsinstitut für seine „Kormoran“. Ein rein elektrischer Antrieb ist noch nicht realistisch, da allein die erforderliche Batteriekapazität für einen ganzen Arbeitstag auf dem See rund 20 Tonnen wiegen würde, schätzen die Ingenieure. Doch ein Antrieb wie bei der „Seegold“ über ein Dieselaggregat und einen Elektromotor wäre für das Institut schon ein riesiger Fortschritt, wenn zur Absicherung noch zusätzliche Batterien an Bord wären. Unproblematisch wäre aus Sicht von Ingenieur Eric Hueber als erster Schritt ein Austausch der Diesel- gegen Elektroaggregate unter Beibehaltung des vorhandenen Schottelantriebs.

Ein Vorbild für die Flotte auf dem Bodensee?

Harald Hetzenauer und Martin Wessels sind erfreut über das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, die ihnen bescheinigt: Ein Umbau ist möglich. Und zwar mit den derzeit zur Verfügung stehenden Technologien. Das war für alle Beteiligten ein entscheidendes Kriterium, denn sie wollen möglichst schnell handeln. „Die Studie hat uns sehr geholfen und gezeigt: Grundsätzlich ist das möglich“, sagt Martin Wessels. Für eine Kostenschätzung sei es jedoch noch zu früh, betont er. Wenigstens 200 000 Euro könnten allein für den Elektroantrieb fällig werden. Doch aus Wessels Sicht könnten Studie und Strategie beispielgebend für die Bodenseeflotte sein, die ja nicht einfach ausgetauscht werden kann. „Wenn wir da denn Weg weisen könnten“, sagt Wessels, „dann wäre das toll.“

Vorfahrt für die Umwelt: Übergabe der Machbarkeitsstudie an Bord der „Seegold“: (von links) Richard Leiner (Heureka Lago), ...
Vorfahrt für die Umwelt: Übergabe der Machbarkeitsstudie an Bord der „Seegold“: (von links) Richard Leiner (Heureka Lago), Martin Wessels (Seenforschungsinstitut), Michael Giess, Ingenieur Eric Hueber, Heureka-Vorsitzender Wolfram Klaar und Institutsleiter Harald Hetzenauer. | Bild: Hanspeter Walter

Umbau lohnt wegen längerer Lebensdauer

Warum ein teurer Umbau sinnvoll sein kann, begründet Harald Hetzenauer. „Beim Auto kaufen sich die Leute ein neues Modell und das wird noch gefördert“, sagt er. „Bei einem Schiff ist das anders. Das hat eine viel längere Lebensdauer von 40 bis 50 Jahren.“ Auch das Forschungsschiff „Kormoran“ habe mit einem Alter von 20 Jahren allenfalls die Hälfte seines Potenzials erschöpft.

Das könnte Sie auch interessieren