Schon mal was vom Furzer vom Bodensee gehört? Falls Sie jetzt genüsslich schmunzeln und die Story vom Fleck weg erzählen können – Kompliment, dann haben Sie sich eingehend mit Heimatgeschichte befasst. All jene, die bei der Frage passen und neugierig sind, was es damit auf sich hat, kann geholfen werden: Die Anekdote des Furzers vom Bodensee ist ein Baustein einer digitalen Zeitreise, die man mit der Handy-App Zeigmal unternehmen kann.

Im Prinzip muss man für den virtuellen Bummel durch die Stadt das heimische Sofa gar nicht verlassen – die Stadtführer auf dem Handy mit Apps wie Yona oder Zeigmal funktionieren überall. Schöner ist es allerdings, sich an die Original-Schauplätze zu begeben, wo sich das Hier und Jetzt mit dem virtuellen Angebot zu einer interessanten Melange verbindet. Also, auf in die Stadt, das Handy in der Hosentasche.

Gelungene Zusammenarbeit für eine Zeitreise durch Friedrichhafen per Handy-App (hinten, von links): Felix Schuh (Dornier Museum) und ...
Gelungene Zusammenarbeit für eine Zeitreise durch Friedrichhafen per Handy-App (hinten, von links): Felix Schuh (Dornier Museum) und Dominik Hartlieb (Schulmuseum); vorne, von links: Petra Manz und Melanie Raßmann (Tourist-Information) und Frauke Stengel (Zeppelin-Museum). | Bild: Tourist-Information Friedrichshafen

Historisches Foto vor heutiger Kulisse

An diesem Nachmittag geht es auf dem Friedrichshafener Adenauerplatz beschaulich zu. Bei angenehmen Temperaturen genießen die Leute ihren Kaffee vor dem Rathauscafé, Kinder freuen sich an den Wasserspielen des Buchhornbrunnens, den es hier seit 2001 gibt. Das heutige Rathaus ist ein typischer Nachkriegsbau, entstanden zwischen 1954 und 1956.

Kaum jemand hat noch vor Augen, wie es früher auf dem Platz aussah. Also das Handy raus aufs Rathaus richten und in Zeigmal-App erscheint ein Bild des alten Rathauses von 1906/07 – ein ansehnlicher Bau im neugotischen Stil. Die historische Ansicht verschmilzt durch die Anwendung von Augmented-Reality-Technologie (kurz AR) beim Handyschwenk mit einer heutigen Ansicht, die links Heka und rechts die Volksbank zeigt. Per Audiotonspur erzählt dazu Carmen Dienel in knapp drei Minuten die Geschichte des alten Rathauses, das im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zerstört worden ist. Carmen Dienel ist voll im Thema drin: Sie engagiert sich ehrenamtlich im Stadtarchiv, außerdem ist sie Gästeführerin der Tourist-Information.

Rundgänge in 30 bis 90 Minuten

Wer mag, kann sich per App zu weiteren Orten in der Stadt leiten lassen und erfährt dort auf ähnliche Weise, wie es dort früher ausgesehen hat, oft garniert mit kurzen Erzählungen. Altes Spital, Stadtmauer, Zeppelin-Museumsbau, Moleturm und vieles mehr lässt sich so neu entdecken. Etwa 90 Minuten braucht es für die zweieinhalb Kilometer lange Innenstadttour, die es auch als Kinder-Version gibt. Wer weniger weit gehen will, kann auch nur eine 30-Minuten-Tour aussuchen.

Die Zeigmal-App ist nur eine Anwendung dieser Art. Bereits seit Ostern 2024 ist sie nach Angaben der Häfler Stadtverwaltung online. „Die Zeigmal-App ist das Ergebnis eines Start-ups ehemaliger Studenten der Hochschule Konstanz“, so Stadtsprecherin Andrea Kreuzer auf Anfrage, „Friedrichshafen war der Ort für das Pilotprojekt.“ Inzwischen gibt es in der App auch Inhalte zu anderen Orten in der Region, darunter Hagnau, Immenstaad, Meersburg und Überlingen.

Die Yona-App lässt Geschichte lebendig werden und zeigt das Flugzeug Do X über dem Bodensee.
Die Yona-App lässt Geschichte lebendig werden und zeigt das Flugzeug Do X über dem Bodensee. | Bild: Tourist-Information Friedrichshafen

Neu sind Inhalte, die auf einer anderen App generiert worden sind: Die Yona-App nutzt noch stärker AR-Technologie. Mit Stationen am Zeppelin-Museum, an der Uferpromenade und Dornier-Museum sind die Inhalte auch technisch anspruchsvoller als bei Zeigmal. Der Zeppelin und die Do X seien nach Originalplänen nachgebaut, beim Schulmuseum taucht ein 3D-Avatar auf, Animationen, generiert mit Künstlicher Intelligenz (KI), sind eingebunden.

Für die digitale Zeitreise zu fünf Stationen in Friedrichshafen haben sich Zeppelin-Museum, Dornier-Museum und Schulmuseum sowie die Tourist-Information zusammengetan. Der erste Workshop mit Hersteller Yona Systems hat laut Stadtverwaltung im Dezember 2023 stattgefunden. Die Kosten für die jeweiligen Stationen hat jeder Partner selbst übernommen. Die Ausgaben für die Tourist-Info für die drei Stationen Moleturm, Trajektverkehr und Kurgartenhotel liegen laut Stadt bei 7.000 Euro. Es sei geplant, die bestehenden Stationen weiterzuentwickeln und weitere Stationen aufzunehmen, so die Stadtsprecherin.

Missgeschick beim Bücken

Und wie geht nun die Geschichte vom Furzer vom Bodensee? Carmen Dienel erzählt sie in ihrem Tonbeitrag: Einst habe der Kaiser die damals Freie Reichsstadt Buchhorn besucht – Friedrichshafen sei ein „armes Reichsstädtle gewesen“, schwäbelt sie, bloß ein kleines Stück roter Teppich sei vorhanden gewesen. Kam der Kaiser zu Besuch und schritt über das Tuch, wurde es vorne wieder angestückelt. Beim Bücken seien beim Bürgermeister „immer kleine Töne hinten rausgekommen“. Später, beim Reichstag in Regensburg, habe der Kaiser den Saal betreten, sich umgeschaut nach dem Häfler Bürgermeister und gerufen: „Isch der Furzer vom Bodensee au da?“ Beim Erzählen muss Carmen Dienel selbst lachen. Ob‘s wahr ist? Unklar. Gut ist die Geschichte auf jeden Fall.

Die kostenlose Yona-App kann ohne Registrierung im App-Store heruntergeladen werden. Nach dem Download muss das Titelbild des Stadtführers Hafenguide oder des Stadtplans gescannt werden. Die Titelbilder sind auf der Webseite unter www.booking.friedrichshafen.de/friedrichshafen/prospekt zu finden.

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