Was am Montagabend, 25. August, in der Niederen Straße zu hören war, war im wahrsten Sinne des Wortes unerhört.

Da ging ein Mann durch die Straße in der Villinger Innenstadt und grölte Parolen mit ausländerfeindlichem Inhalt, sogar Parolen der Nationalsozialisten waren dabei.

So erinnert sich Thomas Steiert an den Vorfall, den er selbst miterlebt habe. Wenn er über den Vorfall spricht, nimmt er kein Blatt vor den Mund: „Das fand ich einfach widerlich.“ Es habe ihn massiv gestört, dass solche Dinge heute noch passieren würden. Denn die Sprüche, die der Mann rief, seien in seinen Augen durchaus Ausdruck einer Gesinnung gewesen.

Darunter sei auch die Nazi-Parole „Sieg Heil“ gewesen, aber auch allgemein ausländerfeindliche Sprüche wie „Ausländer raus“ oder „Deutschland den Deutschen“.

Schreiender Mann wirkt aggressiv

Es sei gegen 21 Uhr gewesen, als er den schreienden Mann bemerkt habe, erzählt Steiert. Er sei im Erdgeschoss eines der Gebäude in der Niederen Straße gewesen und habe sich dann zur Tür begeben, als er das Geschrei gehört habe.

Der schreiende Mann habe aggressiv gewirkt: „Er war auf Konfrontation aus.“ Zwei junge Frauen mit einem Hund hätten ihren Weg denn auch geändert, als sie den Mann bemerkten.

„Die Polizei anrufen. Die Zeugen haben absolut richtig gehandelt.“ Marcel Ferraro, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, auf die ...
„Die Polizei anrufen. Die Zeugen haben absolut richtig gehandelt.“ Marcel Ferraro, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, auf die Frage, was man tun sollte, wenn man selbst Zeuge eines ähnlichen Vorfalls wird | Bild: Cian Hartung

Als er in der Tür stand, sei der schreiende Mann auf ihn zugekommen, habe aber wieder abgedreht, als er seinen bösen Gesichtsausdruck gesehen hätte, erzählt Steiert. Und der Parolenschreier habe auch von anderen Contra bekommen: „Eine Frau aus der Straße rief noch aus dem Fenster, dass der Mann die Schnauze halten solle.“ Steiert wählte die Telefonnummer der Polizei, die mit dem Vorfall bereits vertraut gewesen sei.

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Das bestätigt Marcel Ferraro, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. Mehrere Menschen hätten sich deswegen bei der Polizei gemeldet. Gegen 20 Uhr habe es die ersten Ereignisse mit dem 46 Jahre alten Mann gegeben. Er habe den Hitlergruß gezeigt und die Parole „Sieg Heil“ geschrien, sagt Ferraro.

Eine erste Fahndung sei allerdings ergebnislos geblieben. Gegen 22 Uhr, nach weiteren Störungen, hätten Polizisten den Mann allerdings in der Niederen Straße angetroffen.

Der Staatsschutz ermittelt

Nun ermittle der Staatsschutz, erklärt der Polizeisprecher. Diese Polizeieinheit ist für Delikte zuständig, die möglicherweise politisch motiviert sein könnten. Ob es tatsächlich eine politische Motivation gab, dazu will Ferraro allerdings nicht vorgreifen: Der Hintergrund des Vorfalls sei Gegenstand der Ermittlungen. Klar sei allerdings, dass der 46-Jährige zum Zeitpunkt der Tat alkoholisiert gewesen sei.

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In jedem Fall erwartet den Mann laut dem Polizeisprecher eine Anzeige wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, wie es im Strafgesetzbuch etwas umständlich heißt.

Gemeint damit sind laut Paragraf 86a des Strafgesetzbuches „namentlich Fahnen, Abzeichen, Uniformstücke, Parolen und Großformen“. Als Strafe steht darauf Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Und was ist zu tun, wenn jemand einen solchen Vorfall miterlebt? Marcel Ferraro hat eine klare Empfehlung parat: „Die Polizei anrufen. Die Zeugen haben absolut richtig gehandelt.“