Das Eiscafé Cristallo am Münsterplatz wird umgebaut, der Betreiber investiert in eine neue Theke, aber auch in neue Eissorten – trotz der Corona-Krise. Oder gerade deshalb? Woher kommt das Vertrauen in die Zukunft, wo doch gerade ein neuerlicher harter Corona-Lockdown zum Greifen nah scheint? Woher nimmt Marco Garau die Kraft und das Geld für den Umbau?

Marco Garau, seit 2011 Inhaber des Eiscafés, sagt dazu: „Ich glaube ganz fest an die Zukunft und möchte auch allen Kollegen Mut machen. Wir sind hier in Überlingen ein touristischer Ort, haben also großes Glück. Vielleicht muss man auch einmal finanzielle Hilfeleistungen beantragen, wir haben das auch gemacht.“ Die Kosten für den kompletten Umbau gehen in die Hunderttausende, verrät der Gastronom, das hätte er nicht ohne einen Kredit geschafft.
Palmen und Blumen im Außenbereich
Ist das nicht waghalsig in dieser unsicheren Zeit? „Nein“, antwortet Garau und betrachtet seine Palmen. Aus zwei Pflanzenkübeln, die vor rund zehn Jahren aufgestellt wurden, wurden jetzt viele, die den Außenbereich seines Lokals markieren. Marco Garau hat eine besondere Vorliebe für diese Palmen. Er wolle auch schon für alle Vorbeigehenden auf dem Münsterplatz eine schöne Atmosphäre schaffen, sagt er. „Demnächst kommen noch 250 Geranien dazu“, berichtet der Eisverkäufer und lächelt verschmitzt.

Darlehen ermöglicht Investitionen in Café
Apropos Eisverkäufer: Wie kann der Umsatz des Eises „auf die Hand“, aktuell die einzige Möglichkeit für ihn, Umsatz zu machen, seine großen Verluste aus dem Café-Betrieb auffangen und zusätzlich Investitionen ermöglichen?
„Das geht natürlich gar nicht“, erklärt Marco Garau, auch wenn das Cristallo den Preis für die Eiskugel jetzt um 10 Cent auf 1,40 Euro erhöht habe. Seine 25 Tische mit rund 100 Plätzen fehlen dem Gastronomen schmerzlich, auch um den wieder verschobenen Start der Landesgartenschau tue es ihm sehr leid, sagt Garau.

„Ich will mit meinen Investitionen an die Zukunft denken und diese Zeit des Stillstandes nutzen. Wir haben sechs Monate umgebaut. Neue Theke, neuer Innenraum, bis hin zu den Stromleitungen ist alles rundum erneuert worden. Aber wie gesagt, dazu haben wir ein Darlehen gebraucht. Wichtig war für mich, dass ich etwas tun konnte. Die Situation, zum Nichtstun verurteilt zu sein, ist ja sonst kaum zum Aushalten gewesen“, gibt er zu und ergänzt: „Aber jetzt einmal ganz ehrlich, wenn ich an meine Kollegen denke, muss ich schon sagen, wir haben hier besonderes Glück.“
Zahl der Mitarbeiter für die neue Saison reduziert
Das Cristallo ist ein Saisonbetrieb: „Wir haben von Mitte Oktober bis März geschlossen.“ Mit einem Ganzjahresrestaurant wäre die Pandemie eine ganz andere Herausforderung. Und da könne er die katastrophalen Umsatzeinbußen einiger Kollegen und deren Ängste und Sorgen sehr gut verstehen, erklärt Marco Garau. Auch der Inhaber des Cristallo hat für den laufenden Betrieb die Zahl seiner Mitarbeiter auf zwei reduziert.
„Wir müssen natürlich auch wirtschaftlich denken in diesen unsicheren Zeiten“, sagt Garau. Das Cristallo ist unter allen bestehenden Eiscafés in Überlingen der Betrieb, der am längsten in diesem Gebäude ununterbrochen Eis verkauft.
Zum Eiscafé Cristallo
„Alles hier um uns herum war einmal wie ein großer Parkplatz, wo jetzt Kinderspielzeug und Blumen stehen“, sagt Garau. Überlinger können sich noch sehr gut an die zugeparkte Fläche zwischen dem St.-Nikolaus-Münster und dem Eiscafé erinnern. Besonders an Samstagen blieb kaum eine Handbreit Platz zwischen den unrechtmäßig abgestellten Fahrzeugen.
Zusammen mit der Stadtverwaltung hat Marco Garau dann ein Konzept mit Spielgeräten für die Kinder, breiten Holzbänken, die zum Verweilen einladen, und den Pflanzkübeln mit Palmen und Geranien ausgearbeitet. Sehnlichst wartet der Gastronom darauf, die bunten Liegestühle für die Landesgartenschau wieder aufstellen zu können.
Start der Landesgartenschau sehnlichst erwartet
„Hoffentlich ist bald die Eröffnung. Wir brauchen die Gäste, aber auch die vielen beteiligten Geschäftsleute und Gruppen tun mir leid“, sagt Garau. Rund 30 Eissorten möchte Garau zur Landesgartenschau anbieten, fünf davon sind neu, wie beispielsweise das „Salzige Karamell“. Eine Innovation sind auch die „Bubble-Waffeln“. Diese werden frisch im Waffeleisen gebacken und sehen aus wie ein überdimensionales Waffelhörnchen mit Blasen.

„Diese Idee stammt aus Hongkong. Sie schmecken herrlich und werden gefüllt mit Erdbeeren, Sahne und vielem anderen“, schwärmt der Eishersteller. Alle Eissorten würden im Cristallo hergestellt, das Wichtigste seien gute Zutaten, sagt Marco Garau. Er selbst isst am liebsten ein Pistazieneis.
Durch die Corona-Maßnahmen fühlt er sich eingeschränkt. Besonders seine vier und neun Jahre alten Kinder litten darunter. Natürlich akzeptiere er voll und ganz, dass der Schutz vor dem Virus ein guter Grund für die Anstrengungen sei. Er sei ein Optimist, sagt Garau und appelliert an seine Kollegen: „Bitte lasst uns jetzt alle noch einmal Hoffnung schöpfen und Kraft aufbringen: Wir schaffen das und bald kommen die Gäste wieder.“