Tiefseetaucher Günther Dietz sagt: „Für diesen Job muss man echt einen Tick haben.“ Als Geschäftsführer der Bodensee-Taucher GmbH kennt er die Extreme seines Berufs nur zu gut. Gemeinsam mit seinen Kollegen Alexander Heidacher und Lutz Wendt fühlt er sich dort am wohlsten, wo andere längst an ihre Grenzen stoßen – in den dunklen und kalten Tiefen des Wassers.
Doch ihr Einsatzgebiet endet nicht am Ufer. Die Berufstaucher übernehmen vielseitige Aufträge weit über den Bodensee hinaus. In 80 Metern Tiefe ist jeder Handgriff wichtig. Ein Fehler kann fatale Folgen haben – umso wichtiger ist das blinde Vertrauen im Team.

Kein Tag wie der andere
Aktuell arbeiten die drei Berufstaucher im Überlinger Mantelhafen. „Wir entfernen den Steg hier“, erklärt Alexander Heidacher. Eine Ausnahme, wie sein Kollege Lutz Wendt betont: „Sonst sind wir immer im Wasser.“ Ihr Einsatzgebiet reicht von Füssen bis Frankfurt – wo genau, spielt für sie keine Rolle, solange es nass und kühl ist, sagt Günther Dietz.
Die Aufgaben sind vielseitig: Sie verlegen Rohre unter Wasser, reinigen Abflussanlagen und bergen Gegenstände. Zudem sanieren sie Kraftwerke. „Kein Tag ist wie der andere“, sagt Wendt. „Wir wollen immer etwas Neues erleben“, ergänzt Heidacher.

Besondere Herausforderungen in der Tiefe
Besonders herausfordernd sind Einsätze in großen Tiefen. „Wir dürfen bis zu 80 Meter tief tauchen“, sagt Dietz. Doch dort bleibt nur ein Zeitfenster von zehn Minuten, bevor der lange Aufstieg beginnt. „Aus 80 Metern dauert es rund 60 Minuten, um gefahrlos aufzutauchen und eine Dekompressionskrankheit zu vermeiden.“ Solche Tiefseetauchgänge sind aber selten. „Die meiste Zeit arbeiten wir in Tiefen bis zu zehn Metern“, erklärt Dietz. Dort können Berufstaucher bis zu acht Stunden unter Wasser bleiben, ohne aufzutauchen.
In Europa wird nicht haltgemacht
Ihr größter Auftrag führte die Bodensee-Taucher in den Kongo, zum viertgrößten Kraftwerk Afrikas. Auch dort wurden sie für Wartungs- und Reparaturarbeiten gebraucht. Im Kongo, dem wasserreichsten Fluss Afrikas, zu tauchen, stellte sich als besondere Herausforderung heraus, so Dietz. Jedoch ergänzt Wendt: „Die Einheimischen haben uns gesagt, wir brauchen keine Angst vor Krokodilen zu haben, die Strömung ist zu stark.“

Extremjob unter Wasser
Die Frage, was ein Berufstaucher kann, sei falsch gestellt, sagt Günther Dietz. Viel treffender sei: „Was kann er nicht?“ Ihre Aufgaben, wie Schweiß-, Schneide- und Reinigungsarbeiten, finden unter Wasser statt. „Ein Berufstaucher muss sein Handwerk an Land perfekt beherrschen, bevor er ins Wasser kann“, erklärt Dietz. Unter Wasser wird es besonders schwierig: „Oft sehen wir nichts, arbeiten bei Nacht oder in trüben Gewässern.“ Fehler sind keine Option, denn das Wasser verzeiht nichts.
Ein Trümmerfeld im Bodensee
Selbst im Bodensee gibt es immer wieder Neues zu entdecken. „Das Spannendste ist das Ungewisse – wenn man nicht weiß, was man findet“, sagt Lutz Wendt. Als einer der wenigen hat er den Grund des Sees mit eigenen Augen gesehen. „Da unten ist ein einziges Trümmerfeld“, erzählt er. Sogar eine Leiche hat das Trio schon geborgen – allerdings nicht im Bodensee. „So etwas muss man aushalten können“, sagt Wendt.
Neben Wracks und anderen Funden macht den Tauchern vor allem die Quagga-Muschel zu schaffen. „Die ist verdammt lästig – wahrscheinlich das Nervigste am Job“, sagt Günther Dietz. Sie setzt sich an den Körben zur Trinkwasserentnahme fest, wie etwa bei der Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen. Befallen zu viele Muscheln den Korb, gelangt nicht mehr genug Wasser hindurch – eine Reinigung wird nötig. „Früher haben wir das alle drei bis fünf Jahre gemacht, heute müssen wir fast jedes Vierteljahr ran“, so Dietz.

Schon früh ins Tauchen verliebt
Das Tauchen ist ihr Leben. „Ich war mit 13 das erste Mal unter Wasser – seitdem wollte ich nichts anderes mehr“, sagt Wendt. Auch für Dietz stand nach seinem ersten Tauchgang fest, dass es kein Zurück gibt. „Ich habe eine Schreinerlehre gemacht, aber als ich mit 23 zum ersten Mal tauchte, war ich sofort verliebt.“ Wendt hat inzwischen mehr als 6000 Stunden unter Wasser verbracht.

Ohne Teamgeist geht nichts
Nicht nur die Leidenschaft für ihren Beruf zählt für die Taucher. „Das Schlimmste wäre, keinen Spaß an der Arbeit zu haben“, sagt Heidacher. Entscheidend sei das Team. „Man muss sich gegenseitig vertrauen können.“ Wendt ergänzt: „Wir wollen unsere Aufträge sauber abschließen und sie richtig machen.“ Unruhe habe da keinen Platz.