Es ist ein seltenes Spektakel in Hagnau. An diesem Ostersamstag hat der kleine Ort noch mehr zu bieten als die Altstadt, die Seepromenade und den Alpenblick. Schaulustige, Touristen und Einheimische stehen bei Wind und starkem Wellengang auf dem Steg an der Baustelle am Yachthafen, wie Bilder auf Social Media zeigen und Augenzeugen berichten. Sie sehen eine Arbeitsplattform, die auf dem Wasser in Schieflage geraten ist. Darauf steht ein 51 Tonnen schweres Arbeitsgerät – ein „schwerer Kettenbagger“, wie es im Polizeibericht zu dem Vorfall später heißt. Dieser Koloss droht, ins Wasser zu kippen.
Sturm bringt Plattform aus dem Gleichgewicht
Vor Ort sind auch dutzende Helfer von Feuerwehr, THW und DLRG aus dem Landkreis, Verantwortliche vom Landratsamt und dem Regierungspräsidium sowie Mitarbeiter des Bauunternehmens. Unter ihnen ist auch Kreisfeuerwehrsprecher Martin Scheerer. Er korrigiert die Information aus dem Polizeibericht. Es habe sich nicht um einen Bagger im Hafenbecken gehandelt, sondern um eine Vibrationsramme. Diese setze Stahlwände ins Hafenbecken ein. Die Plattform mit dem Arbeitsgerät sei grundsätzlich so installiert, dass sie auf dem Wasser aufliege. Der starke Wellengang am Osterwochenende habe aber Wasser auf den Ponton gespült und diese aus dem Gleichgewicht gebracht.
Außergewöhnlicher Einsatz für Feuerwehr
Vor Ort ist am Ostersamstag auch Bürgermeister Volker Frede. Er filmt die Rettungsaktion und veröffentlicht sie später mit dramatischer Streichermusik unterlegt auf seinem Instagram-Profil. Darauf ist zu sehen, wie sich Einsatzhelfer mit einem Motorboot an die Plattform heran bewegen und die Ramme mit Seilen befestigen. Später hievt ein Baukran ein Stromaggregat von der Plattform. Frede dankt abschließend allen Helfern für ihren Einsatz.
Scheerer erklärt, man habe rund 700 Liter Dieselkraftstoff, eine Gasflasche und andere Betriebsstoffe von der Plattform entfernt, sodass diese nicht in den See gelangen. Bergen können die Einsatzkräfte die Ramme und die Plattform aber nicht. Nachdem Taucher einer Konstanzer Bergungsfirma die Tiefe und Beschaffenheit untersuchen, senken die Einsatzkräfte die Anlage auf den Grund des 2,5 Meter tiefen Hafenbeckens. Scheerer sagt, auf so einen Einsatz sei man nicht vorbereitet gewesen: „Die Feuerwehr kam an ihre Grenzen.“
Warten auf Windstille
Am Dienstag ist es in der Hagnauer Bucht weiterhin windig und es herrscht starker Wellengang. Mit rund 25 Kilometern pro Stunde fegen die Böen durch den Ort. Die Plattform mit der Ramme darauf liegt immer noch im Hafenbecken, das Wasser ragt bis zu ihren Ketten, das Führerhaus bleibt aber trocken. Wie geht es nun weiter?
Auf Anfrage ist Bürgermeister Volker Frede dazu nicht erreichbar. Mitarbeiter der Baufirma vor Ort sagen dagegen, dass bislang kein Termin feststehe, wann das Arbeitsgerät geborgen werde. Man wolle erst einmal das Wetter abwarten. So wie die Ramme aktuell im Wasser sei, bestehe auch keine Gefahr für ihre Funktionsfähigkeit, heißt es. Zum Ende der Woche hin soll der starke Wind nachlassen, so die Wettervorhersage. Dann könnten Plattform und Ramme wieder ins Trockene gelangen.