Die Schweizer BG Group AG plante viel und plante Großes. Damit ist vorläufig Schluss. Die Immobilienfirma, die an 44 Objekten in Süddeutschland beteiligt war, steckt in Zahlungsschwierigkeiten. Sie verfolge in Überlingen keine Ziele mehr, teilte die Aktiengesellschaft dem SÜDKURIER mit.
Falls das jemand gehofft haben sollte: Die Bebauung des Gebiets Rauenstein Ost liegt damit nicht ad acta. Denn an die Stelle der BG Group tritt einer ihrer Gläubiger, der Schweizer Unternehmer Georg Dürr, beziehungsweise dessen Firma Interagenda AG, die sich in einem Dreiecksgeschäft mit der Stadt das 3300 Quadratmeter große Grundstück an der Rauensteinstraße sicherte.

Ursprünglich Interesse am Löwen in Deisendorf
Die BG Business Group AG aus der Schweizer Gemeinde Cham wurde in Überlingen erstmals im Zusammenhang mit dem Kauf des Löwen-Areals im Teilort Deisendorf erwähnt. Später wurde bekannt, dass die Aktiengesellschaft im Tausch mit dem Löwen ein Grundstück an der Rauensteinstraße bekommen soll. Nun steht die BG im Nachlassverfahren, einem Verfahren nach dem Schweizer Schuldbetreibungs- und Konkursrecht. Doch selbst für den Fall, dass die BG Group AG gerettet würde, wäre sie raus aus Überlingen. Almir Gegic, CEO (Chef) der BG Group AG, bestätigte dem SÜDKURIER auf Anfrage: „Das Projekt wird zukünftig nur noch vom neuen Eigentümer, der Interagenda AG, betreut.“ Sie selbst verfolgten in Überlingen keine Ziele mehr.
Situation der BG Businessgroup AG
Tausch Löwen gegen Rauenstein
In Überlingen sind zwei interessante und öffentlich bedeutsame Grundstücke im Spiel: Das Löwen-Areal im Überlinger Teilort Deisendorf, rund 3700 Quadratmeter groß. Sowie eine 3300 Quadratmeter große Fläche im Bereich Rauenstein Ost. Den Löwen hatte die BG ohne Wissen der Stadtverwaltung gekauft, nachdem das Gasthaus im Herbst 2018 geschlossen worden ist. Die Stadt will die Flächen für öffentliche Zwecke selbst nutzen, den Löwen also zurück haben, und bot deshalb der BG im Tausch die sensible Fläche in Rauenstein Ost. Bebaubar ist die Fläche am Rauenstein noch nicht, erst müsste das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen werden, gegen das sich in der Öffentlichkeit Widerstand formiert.
Wohnen mit See- und Alpenblick
Bei Rauenstein Ost handelt es sich um eine Fläche im Landschaftspark Sankt Leonhard. Wer hier wohnt, genießt (zumindest in den oberen Etage) See- und Alpensicht. Auch dem Schweizer Investor Georg Dürr gefällt die Fläche. „Überlingen ist ein wunderbarer Ort“, sagte er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Dürr wohnt in Basel. Er erwägt, mit seiner Familie nach Überlingen umzuziehen, wenn der Tauschhandel mit der Stadt Überlingen zustande kommt. Am Verhandlungstisch mit der Stadt sitzt nämlich nicht mehr die BG Group, sondern die Interagenda AG aus Lupsingen in der Schweiz, beziehungsweise Firmeninhaber Georg Dürr.
Sensibles Dreiecksgeschäft der Stadt
Wie kommt es zu einem Dreiecksgeschäft mit Stadt und zwei Schweizern, in welchem Geschäftsverhältnis stehen die BG Group und Georg Dürr zueinander? Mit wem macht die Stadt so sensible Geschäfte? Diese Fragen sorgten in den vergangenen Wochen in Überlingen für Spekulationen und Gerüchte. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER wies Georg Dürr Gerüchte von angeblichen Mauscheleien zurück. Er sagt: „Ich bin ein sehr transparenter Mensch.“ Er könne verstehen, dass es kritische Nachfragen in Überlingen gibt. Er betonte zugleich, dass die Initiative, das Grundstück Rauenstein im Tausch gegen das Löwen-Areal anzubieten, von der Stadt ausgegangen sei.
Wer steht mit wem in welchem Verhältnis?
Wir fragten bei den Beteiligten nach, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Almir Gegic, CEO der BG Group AG, teilte mit: „Die Interagenda AG war in der Vergangenheit Kapitalgeber bei diversen Projekten der BG AG.“ Sprich: Die Interagenda ist Gläubiger der Business Group AG. Wie Georg Dürr sagte, bringe nicht seine Interagenda AG das Löwen-Areal in das Dreiecksgeschäft mit der Stadt ein, sondern die BG Business Group, die momentan noch Eigentümerin des Löwen-Areals sei. Allerdings verfüge die Interagenda AG über ein Grundpfand, das auf dem Löwen-Areal lastet. Es existiere deshalb, weil er, Georg Dürr, in früheren Jahren ein Darlehen bereitgestellt und als Sicherheit das Grundpfand erworben habe. Die Stadt Überlingen sieht auf ihrer Seite kein Risiko. Sie antwortete auf Presseanfrage: „Wir kaufen ein Grundstück (Löwen-Areal) und verkaufen ein Grundstück (Teilfläche Rauensteinstraße Ost). Der Vertrag ist schuldrechtlich wirksam und alle Folgen treten dann ein, wenn der Bebauungsplan Rechtskraft erlangt hat.“

Sollte der Tauschvertrag platzen, weil der Bebauungsplan Rauensteinstraße Ost scheitert, dann würde die Interagenda versuchen, sich das Löwen-Areal aus dem Restvermögen der BG Business Group zu sichern, und würde das Areal in Überlingen-Deisendorf selbst entwickeln. So teilte es uns Georg Dürr mit, der allerdings weniger Interesse am Löwen als an Rauenstein besitzt.
Was würde Georg Dürr für Rauenstein zahlen?
Über den Kaufpreis herrscht Stillschweigen. Dem SÜDKURIER wurden Unterlagen zugespielt, aus denen hervorgeht, dass die Stadt im August 2021 der BG Group folgendes Angebot unterbreitete: Sie verkauft das Grundstück an der Rauensteinstraße für 1050 Euro pro Quadratmeter und erwirbt im Gegenzug das Löwen-Areal für 237 Euro pro Quadratmeter. Das macht unterm Strich eine Differenz von etwa 2,58 Millionen Euro, die von der BG Group an die Stadt zu zahlen gewesen wäre. Ob diese Summe immer noch und nun auch für die Interagenda AG gilt, ist nicht bekannt. Georg Dürr sprach davon, dass er „einen fürstlichen Preis obendrauf“ zahlen werde im Vergleich zu dem, was das Löwen-Areal wert sei.