Mit einem Hufeisen als Glücksbringer wünschte Jutta-Maria Ebersbach, die Witwe des im Vorjahr verstorbenen früheren Bürgermeisters und Oberbürgermeisters Reinhard Ebersbach (1969 bis 1993), dem wiedergewählten Amtsinhaber Jan Zeitler alles Gute und viel Erfolg für die nächste Wahlperiode. Das Hufeisen habe nach einer Wiederwahl ihres Mannes einst mit den besten Wünschen für die Stadt an der Haustür gehangen. „Es hat uns Glück gebracht“, sagte Jutta-Maria Ebersbach. Von den drei Nachfolgern ihres Mannes habe keiner eine zweite Wahlperiode angetreten, erklärte sie. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, dieses Hufeisen weiterzureichen. „Ich wünsche dir und unserer liebenswerten Stadt, dass es nur aufwärts geht, und du ganz viel Glück hast.“

Das könnte Sie auch interessieren

Geringerer Ansturm auf den Dreikönigstrunk

Gleich zu Beginn des Dreikönigstrunks hatte Jan Zeitler schon um eine Gedenkminute für Reinhard Ebersbach gebeten, der von 1969 bis 1993 an der Spitze der Stadt gestanden hatte und deren erster Oberbürgermeister gewesen war. Der Amtsinhaber nannte Ebersbach einen „klugen und vorausschauenden Gestalter“ und einen Menschen „mit großem Herz für Überlingen“. Dessen Wirken habe die Stadt „nachhaltig bereichert“ und bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. In dieses Gedenken wollte Zeitler auch den im November völlig überraschend verstorbenen ehemaligen Botschafter und Überlinger Neubürger Dieter Haller einbezogen wissen.

Mit rund 140 Anmeldungen zu dem traditionellen Empfang geladener Gäste im Ratssaal schien der Ansturm den Organisatoren geringer als erwartet. Der setzte auch etwas später ein als gewohnt. Doch der historische Ratssaal war gut gefüllt, als Oberbürgermeister Jan Zeitler die zahlreichen Vertreter aus Politik und Wirtschaft, von Behörden und öffentlichen Einrichtungen begrüßen konnte. Darunter auch Christoph Keckeisen als Stellvertreter des Landrats und Erster Bürgermeister, der sagte: „Das ist mein erster Termin jedes Jahr und die besondere Atmosphäre in diesem historischen Ratssaal lasse ich mir nicht entgehen.“

„Der Heiland ist geboren“: Die Sternsinger sind traditionsgemäß zu Gast beim Dreikönigstrunk.
„Der Heiland ist geboren“: Die Sternsinger sind traditionsgemäß zu Gast beim Dreikönigstrunk. | Bild: Hanspeter Walter

OB wertet knappe Wiederwahl als Auftrag

Nach dem Defilee mit wechselseitigen Neujahrswünschen am Eingang zum Foyer eröffnete das Musikerduo Jürgen Waidele (Keyboard) und Benjamin Engel (Saxofon) den festlichen Abend nicht nur. Sie sorgten auch noch mehrere Stunden für einen anspruchsvollen Klangteppich zu den Gesprächen der Gäste. Traditionsgemäß beendeten die Sternsinger ihren bereits um 16 Uhr begonnen Rundgang durch die Stadt im Rathaussaal und sammelten weitere Spenden.

Manch einer mochte beim ersten öffentlichen Auftritt Jan Zeitlers nach der knappen Wiederwahl vielleicht noch etwas mehr kritische Nachdenklichkeit erwartet oder zumindest erhofft haben. Der OB beließ es allerdings vor allem bei einer eindringlichen Warnung vor den Gefahren für die Demokratie.

Persönlich danke er für das Vertrauen, das ihm mit entgegengebracht worden sei. Das Ergebnis nehme er „als Auftrag, die verschiedenen Stimmen und Meinungen in unserer Stadt zusammenzuführen“, sagte Zeitler: „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, Überlingen weiter voranzubringen und die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, anzupacken – im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger.“ Welche dies sind, wolle er an diesem Abend vor den geladenen Gästen nur andeuten und beim bevorstehenden Empfang im Kursaal am Samstag im Detail darstellen.

Das könnte Sie auch interessieren

Stabile Gewerbesteuern finanzieren Investitionen

Allein bis 2028 seien in der mittelfristigen Haushaltsplanung Investitionsauszahlungen von 173 Millionen Euro bei Kreditaufnahmen von 55 Millionen Euro berücksichtigt, beschrieb Zeitler die Dimensionen der Zukunft. Und auch danach werde die Stadt für begonnene Projekte weitere 108 Millionen Euro finanzieren zu müssen. Diese beachtliche Summe könne die Kommune durchaus schultern, wozu unter anderem gestiegene und stabile Gewerbesteuereinnahmen einen wichtigen Beitrag leisten.

„Demokratie ist kein Selbstläufer“

„Ein Blick auf die Weltpolitik zeigt, wie verletzlich unsere Demokratie ist“, erklärte der OB und verwies auf globale Konflikte, autoritäre Strömungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und die Klimakrise, die „unsere Werteordnung“ unter Druck setzten. Selbst in stabilen Systemen zeigten Polarisierung, populistische Tendenzen und sinkende Wahlbeteiligung, „dass Demokratie kein Selbstläufer ist“. Umso wichtiger seien Mitwirkung, offene Debatten und die Bereitschaft, Brücken zu bauen. „Nicht jeder Angriff auf die Demokratie geht mit einer krachenden Erschütterung einher“, zitierte Jan Zeitler den Spiegel-Journalisten Peter Maxwill: „Manche Attacken wirken nichtig, banal und erfordern ein feines Sensorium, um erkannt zu werden.“

Nach der Ansprache von OB Zeitler meldete sich mit Maximilian Matern, Lukeria Kaykow und Ella Feger ein Trio des Jugendgemeinderats zu Wort und ergänzte Zeitlers Ausblick: „Auch wir haben im Frühjahr Wahlen“, erklärten sie.