Wer in den vergangenen zwei, drei Wochen mit offenen Augen am Bodenseeufer spazieren ging oder ufernah geschwommen ist, stieß unweigerlich auf sie: weiße oder graue Würfelchen mit eingeschlossenen Luftlöchern, hart wie Kreide und leicht wie ein Schwamm, Kantenlänge etwa zwei Zentimeter. Sie lagen haufenweise am Ufer oder schwammen auf dem See dahin.

„Es sind keine Kometensplitter – und Außerirdische haben über dem Bodensee auch nichts abgelassen.“
Stefan Gropper, Landschaftsgärtner

Spekulationen über die Herkunft des Materials

Kinder fühlten sich an Malkreide erinnert, andere an Porenbeton aus dem Hausbau. Mails gingen hin und her: Ist das giftig? Nein, giftig sieht es nicht aus, aber unnatürlich. Spekuliert wurde gar darüber, ob es sich um das Material handeln könne, mit dem das Fallrohr des Wasserkraftwerks am Mantelhafen aufgefüllt wurde?

Anfragen an mehrere Behörden gerichtet

Für eine behördliche Anfrage kamen mehrere Stellen infrage: Die Stadtverwaltung (verweist auf die Gewässerbehörde im Regierungspräsidium), das Landratsamt (hat keine Meldung erhalten), das Stadtwerk (sieht sich ebenfalls nicht zuständig) – und die Landesgartenschau.

Von dort kommt prompt die Antwort: Ja, es könne sein, dass es sich um Material handelt, das beim letzten Sturm aus einem der schwimmenden Gärten herausgespült wurde. LGS-Sprecherin Petra Pintscher: „Wir haben in der jüngeren Vergangenheit bei uns auf dem Gelände und auch außerhalb schon Säuberungen durchgeführt. Wenn wir von Stellen hören, an denen das Material angeschwemmt wurde, kümmern wir uns darum.“

Herbert Dreiseitl, Künstler und Landschaftsarchitekt, auf den schwimmenden Gärten, die nach einer Idee von ihm geschaffen wurden.
Herbert Dreiseitl, Künstler und Landschaftsarchitekt, auf den schwimmenden Gärten, die nach einer Idee von ihm geschaffen wurden. | Bild: Hilser, Stefan

Ideengeber der schwimmenden Gärten klärt auf

Doch was ist das für ein Material? Eine Nachfrage beim Erfinder und Initiator der schwimmenden Gärten, Herbert Dreiseitl, bringt uns dem Ziel näher. Er halte es für denkbar, dass es sich um den Unterbau handelt, den einer der Gartenbaubetriebe bei der Gestaltung seiner Insel verwendete. Die Betriebe konnten ihre Kreativität hier selbst ausleben, entstanden sind dabei ganz unterschiedliche Entwürfe.

In drei Punkten waren sie aber alle an Vorgaben gebunden: Erstens durfte die Insel ein gewisses Gewicht nicht überschreiten, zweitens durften nur Materialien verwendet werden, die unbedenklich für den Trinkwasserspeicher Bodensee sind, drittens mussten sie mit einem Vlies und/oder mit Netzen dafür sorgen, dass nichts ausgeschwemmt wird.

Das ist der schwimmende Garten „Verbindung“ des Gartenbaubetriebs Gropper, den die Besucher der LGS bewundern und fotografieren.
Das ist der schwimmende Garten „Verbindung“ des Gartenbaubetriebs Gropper, den die Besucher der LGS bewundern und fotografieren. | Bild: Hilser, Stefan

Da die Stürme der letzten Wochen Kräfte entwickelten, die auch Dreiseitl überraschten, bei denen eine Insel ganz aus ihrer Verankerung gerissen wurde, hält es der Künstler und Landschaftsarchitekt auch nicht für ausgeschlossen, dass eben doch Material aus einer Insel in den See gespült wurde.

Erschaffer eines schwimmenden Gartens löst das Rätsel auf

Beim Gartenbaubetrieb Gropper im Landkreis Ravensburg werden wir fündig. Der Betrieb aus Waldburg gestaltete zwei Plattformen, die einerseits die Verletzlichkeit der Erde symbolisieren, andererseits eine Rettungsinsel, die nur mit dem „Sprung ins kalte Wasser“ erreichbar ist, so die Kunstidee. Groppers Projekt trägt den Titel „Verbindung“.

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Auf Anfrage bestätigte Landschaftsgärtner Stefan Gropper, dass ihre Inseln „vom Sturm sehr stark beschädigt wurden und vieles aus unserem Schichtenaufbau ausgespült wurde“. Beim besagten Material handle es sich um „Schaumglas“, das als besonders leichter Schüttstoff für solche Fälle verwendet werde. Ein weiteres Anwendungsbeispiel sei die Dachbegrünung.

Gropper versichert: „Es ist ein absolut ökologisches Recyclingprodukt, das der Natur nicht schadet oder gar schädliche Fremdstoffe abgeben könnte.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Es sind also keine Kometensplitter, und Außerirdische haben über dem Bodensee auch nichts abgelassen.“

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