Welche Komplimente sind in der Schule angebracht? Welche nicht? Unter anderem darüber diskutierten Jugendliche am vergangenen Donnerstag in der Realschule. Im Rahmen einer bundesweiten Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zur Entwicklung von Schutzkonzepten gegen sexuelle Gewalt entwarfen sie Verhaltensampeln, die allen Beteiligten Orientierung bieten sollen. Ziel ist, die Schule zu einem sichereren Ort zu machen.

Treibende Kraft des Projekts ist Lehrerin und Präventionsbeauftrage Sarah Mattes. „Ich finde es wichtig, dass die Schüler sich das Konzept selbst erarbeiten“, erklärt Mattes. Sie ist überzeugt davon, dass das Thema so für alle sichtbarer wird und jeder weiß, an wen er sich im Bedarfsfall wenden kann.

Die Präventionsbeauftragte Sarah Mattes und Schulsozialarbeiter Christian Schroeder helfen den Schülern dabei, die Verhaltensampeln zu ...
Die Präventionsbeauftragte Sarah Mattes und Schulsozialarbeiter Christian Schroeder helfen den Schülern dabei, die Verhaltensampeln zu entwerfen. | Bild: Maike Stork

Zentrales Element der Initiative sind zwei Verhaltensampeln: eine für Schüler und eine für Lehrer. Sie sollen definieren, welches Verhalten in der Schule als akzeptabel (grün), grenzwertig (gelb) oder unakzeptabel (rot) gilt. Mit der Entwicklung sind die Klassensprecherinnen und Klassensprecher der Jahrgangsstufen 7 bis 9 beauftragt.

Rotes Licht für Mobbing

Luisa Dold und Elisabeth Wedele aus der 8c berichten, wie sie mithilfe von Befragungen auf dem Pausenhof einen ersten Prototyp der Verhaltensampel entwarfen. Im roten Bereich der Schülerampel stehen klar unakzeptable Verhaltensweisen wie „Unerwünschte Berührungen“ oder „Mobbing aufgrund sexueller Orientierung“. Der grüne Bereich hingegen beinhaltet positive Handlungen wie „Teile mit, wo deine persönlichen Grenzen sind“ oder „Gegenseitige Hilfe anbieten“.

„Die Schule soll ein Umfeld sein, in dem sich alle sicher und wohlfühlen können“, betont die 14-jährige Luisa Dold. Für sie ist es besonders wichtig, dass auch jüngere Schüler die Ampel verstehen. Elisabeth Wedele fügt hinzu: „Ich möchte, dass jeder gern zur Schule kommt und niemand Angst haben muss, wegen seiner sexuellen Orientierung beleidigt zu werden.“

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Grünes Licht für inhaltliches Lob

Auch für die Lehrerinnen und Lehrer der Realschule wird es eine Verhaltensampel geben. Hier haben die Schüler schwierige Fragen diskutiert, wie Marleen Fiedler aus der 9b erzählt: „Wir haben überlegt, ob Komplimente erlaubt sein sollten.“ Die 14-Jährige beschreibt, wie schwierig es war, zwischen harmlosen und unangemessenen Komplimenten zu unterscheiden. Nach intensiven Diskussionen entschied die Gruppe, dass Komplimente zur Kleidung oder zum Körper in den roten Bereich fallen, während Lob zu schulischen Leistungen im grünen Bereich steht.

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Unterstützt werden die Schüler auch von Christian Schroeder, der als Schulsozialarbeiter einen besonderen Blick auf das Thema hat. Schröder betont, wie wichtig es ist, die Jugendlichen in die Erarbeitung des Konzepts einzubeziehen. „Sie nehmen es eher an, wenn sie es selber erarbeitet haben.“ Dabei gehe es auch darum, eigene Grenzen zu erkennen und sich zu trauen, diese zu kommunizieren, sagt Schroeder.

Wenn die Verhaltensampeln fertig sind, werden die Schüler ihre Arbeit in der Lehrerkonferenz präsentieren, sagt Sarah Mattes. Die Plakate sollen in jedem Klassenzimmer und in der Aula sichtbar gemacht werden, um die neuen Regeln zu verankern.