Stadtradeln kann man auch über Land. Das bewies nicht nur Bürgermeister Fabian Meschenmoser, der exakt 26,12 Kilometer aus dem Deggenhausertal zur Zentralveranstaltung der Kampagne für den Bodenseekreis nach Überlingen gekommen war. Auch die Kollegin Jacqueline Alberti aus Daisendorf und Stettens Schultes Daniel Heß hatten die Gunst des guten Wetters genutzt, um in zeitgemäßer Biker-Montur in die Pedale zu treten. Ebenso Henrik Wengert, der aus Owingen einen Schlenker über Salem einschob, um wenigstens auf 17 Kilometer zu kommen.

Der Schultes aus dem Deggenhausertal war zugleich Tourguide für die Ostroute nach Überlingen. Einen noch weiteren Weg hatten die beiden anderen Kollegen Stefan Huber vom Häfler Radlerverein Seerose und Markus Barthold vom ADFC Bodenseekreis, die in Friedrichshafen und Tettnang gestartet waren. Spätestens am Landungsplatz als Ziel der Sternfahrt hatten sie ein erfrischendes Getränk verdient.

23 Kommunen im Bodenseekreis radeln mit

Ein Beweis, dass Radfahren sich als umweltfreundliche und höchst praktische Mobilität mehr und mehr etabliert, ist nicht nur täglich an den gefragten Abstellplätzen in der Innenstadt und an den Bahnhöfen abzulesen. Auch die Kampagne Stadtradeln, die bereits 2008 begann, mit nur 23 Teilnehmerkommunen in ganz Deutschland allerdings zögerlich an den Start gegangen war, ist inzwischen zu einem Erfolgsmodell geworden, wie Stefan Haufs, Radverkehrskoordinator beim Landratsamt, bei der offiziellen Eröffnung nach absolvierter Sternfahrt deutlich machte.

Allein im Bodenseekreis seien dieses Jahr schon 20 der 23 Kommunen angemeldet, in denen insgesamt 295 registrierte Teams fleißig in die Pedale treten und Kilometer sammeln wollen. Zu Protokoll gegeben werden können die Strecken über die angebotene App ‚Stadtradeln‘ oder nachträglich nach bestem Wissen und Gewissen auch händisch.

Das könnte Sie auch interessieren

Ehrgeiz stachelt Wettkampf zwischen Landkreisen an

„Dieser Zuspruch bei den Kommunen und bei der Bevölkerung zeigt nicht nur, dass das Radfahren ‚in‘ ist“, erklärte Haufs, „sondern beweist auch, dass sich viele Kommunen schon auf den Weg gemacht haben, sich für eine nachhaltige Mobilität einzusetzen.“ Ja, der Koordinator des Landkreises sah in dem offiziellen Auftakt auch ein Zeichen für mehr Radverkehrsförderung und Klimaschutz. Umso mehr, als die Nachbarkreise Konstanz, Lindau und Ravensburg an diesem ebenfalls ins Rennen des Stadtradelns starteten. „Mal sehen, welcher Landkreis später vorn liegen wird“, versuchte Haufs den Ehrgeiz noch etwas anzustacheln.

Erfreut hatte sich auch Oberbürgermeister Jan Zeitler als offizieller Gastgeber des Sternfahrtabschlusses auf dem Landungsplatz gezeigt. „Das Ziel der Kampagne ist klar“, sagte der OB. „In den kommenden drei Wochen wollen wir möglichst viele Alltags- und Freizeitwege mit dem Rad zurücklegen und dabei so viele Radkilometer wie möglich sammeln.“ Ja, Zeitler bemühte keinen geringeren als John F. Kennedy, von dem das Zitat gefunden hatte: „Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.“ Dass Kennedy Radkilometer gesammelt hat, ist allerdings nicht belegt.

Mindestens ebenso wie die Freude am Radeln sei allerdings der Wille, „sich für eine gute und lebenswerte Zukunft starkzumachen“, betonte Jan Zeitler: „Gemeinsam setzen wir ein Zeichen für eine bessere, nachhaltigere Mobilität, für mehr Klimaschutz und Lebensqualität.“

„Radeln für eiun gutes Klima“: Gemeinsam wirbt Oberbürgermeister Jan Zeitler (Zweiter von links) mit den Bürgermeisterkollegen Daniel ...
„Radeln für eiun gutes Klima“: Gemeinsam wirbt Oberbürgermeister Jan Zeitler (Zweiter von links) mit den Bürgermeisterkollegen Daniel Heß (Stetten), Fabian Meschenmoser (Deggenhausertal), Jacqueline Alberti (Daisendorf) und Henrik Wengert (Owingen) für die Kampagne ‚Stadtradeln‘. | Bild: Hanspeter Walter

Viele Anlaufstellen für Fahrradfahrer

Dafür setzt sich einmal mehr auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) ein, der sich nicht nur als Lobby der Radler verseht, sondern auch in Überlingen immer wieder gemeinsame Touren in die Umgebung anbietet. Dass Überlingen für Radfahrer ein gutes Pflaster ist, zeigen nicht nur die zahlreichen Seeumrunder auf dem Bodenseeradweg, die täglich die Stadt mehr oder weniger eilig durchqueren und dies nun sogar auf einer Direttissima in Ufernähe tun können.

Gut versorgt ist die Stadt auch mit professionellen Fahrradgeschäften, die sich neueste Modell anbieten und dem Stahlross die nötige Pflege angedeihen lassen. Selbst ein Fahrradbauer hat sich vor mehr als einem Jahrzehnt, hier niedergelassen und produziert im Askaniaweg in eigener Werkstatt hochwertige Falträder, die gleichermaßen robust wie kofferraumtauglich sind. Gemeinsam präsentierten sich die Experten an diesem Tag auf dem Landungsplatz.

Auf dem Drahtesel gibts Glückshormone

Nicht mit dem Fahrrad gekommen waren Werner Born und seine Kollegen von den Radcheckern aus München. Sie reisen zu Radevents durch die Lande, um die modernen Drahtesel kostenlos auf Herz und Nieren zu überprüfen, Einstellungen zu korrigieren oder hilfreiche Tipps zu geben.

Warum sollte man beim Stadtradeln überhaupt mitmachen? Diese Frage formulierte Stefan Haufs im sicheren Wissen, auch genügend Antworten geben zu können. „Aus Spaß und zur Selbstmotivation“ war eine davon, der Wettbewerbsgedanke und die eigene Gesundheit waren weitere Momente. Zumal er mit der Ausschüttung von Glückshormonen auch noch eine Verbesserung des Körpergefühls, emotionale Harmonie und bessere Konzentrationsfähigkeit versprach. Na dann: Rauf auf den Satteln und los strampeln – mit oder ohne elektrische Hilfe.