Der Inzidenzwert im Bodenseekreis steigt, der Einzelhandel ist geschlossen, es könnte auch bald wieder zu Schulschließungen kommen. Da scheint es nicht so richtig ins Bild zu passen, dass ab dem 30. April die Landesgartenschau ihre Tore öffnet.

Blühende Blumenpracht auf dem Uferpark. Im Hintergrund die Silvesterkapelle in Goldbach.
Blühende Blumenpracht auf dem Uferpark. Im Hintergrund die Silvesterkapelle in Goldbach. | Bild: Jürgen Gundelsweiler

Die Überlinger sind gespalten. Manche haben Angst davor, dass die Stadt zu einem Hotspot in der Corona-Pandemie werden könne. Es gibt auch eine Gerechtigkeitsdebatte: Warum dürfen die, und die Gastronomie und der Einzelhandel dürfen nicht? Und schließlich gibt es noch eine große Gruppe derer, von denen man gar nichts hört: Die, die sich im Stillen darauf freuen, nach Jahren, in denen Überlingen umgepflügt wurde, endlich über das neu geschaffene Gelände schlendern zu dürfen.

Blick von der Seebühne in Richtung Uferpark.
Blick von der Seebühne in Richtung Uferpark. | Bild: Jürgen Gundelsweiler

Wir haben versucht, die beiden Pole hier zusammenzubringen – und zwar unter zwei Leitfragen: Wie groß ist die Infektionsgefahr, beziehungsweise was unternimmt die LGS GmbH, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren? Und wann ist für Einheimische der richtige Zeitpunkt, die Landesgartenschau zu besuchen?

Welche Art von Corona-Test ist nötig?

Auf das LGS-Gelände darf nur, wer ein aktuelles negatives Test-Ergebnis vorlegen kann. Wie Geschäftsführer Roland Leitner mitteilte, sei es ausreichend, wenn der Test beim Einlass nicht älter als 24 Stunden alt ist. Welche Art von Test es sein müsse, werde derzeit ausgelotet. Man sei noch in der rechtlichen Klärung.

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Bietet die LGS eine Testmöglichkeit?

LGS-Chef Leitner warb um Geduld: Auf diese Frage könne er erst im Laufe des Mittwochs eine definitive Antwort geben. So viel sei aber klar: „Wir bemühen uns um ein Angebot.“ Für das LGS-Team sei eben auch vieles neu, und könne erst mit dem neuen Infektionsschutzgesetz auf den Weg gebracht werden. Das brauche ein paar Tage der Überlegung und Vorbereitung.

Der Uferpark der Landesgartenschau in Überlingen mit Strandkörben.
Der Uferpark der Landesgartenschau in Überlingen mit Strandkörben. | Bild: Jürgen Gundelsweiler

Wie funktioniert das Ampelsystem zur Regelung des Besucherstroms?

7100 Besucher können nach Berechnungen der LGS maximal zeitgleich, verteilt über alle Geländebereiche hinweg, eingelassen werden. Damit stünde jedem Gast ein Raum von sieben Quadratmetern zur Verfügung. Man habe die Fläche so bemessen, dass zwischen zwei Personen jeweils drei Meter Abstand eingehalten werden können. Lichtschranken zählen die Besucher in einzelnen Ausstellungsbereichen, mehr als 40 Ampeln seien in Betrieb, sagte Leitner. Somit würden die einzelnen Ausstellungsbereiche weiter unterteilt. Mit Ausnahme der Innenräume wie etwa der Blumenschau in der Kapuzinerkirche und dem neuen Pflanzenhaus könnten alle Bereiche besucht werden, sagte Leitner. Auf Veranstaltungen müssen die Besucher aber vorerst verzichten.

In welchem LGS-Bereich gibt es wie viel Platz?

Um ein paar Beispiele zu nennen: Laut Leitner dürfen in den Uferpark zeitgleich 6000 Besucher, in die Villengärten 875, auf die schwimmenden Gärten 59 Besucher, in den Rosenobelgarten 106, in den Museumsgarten 87, in die Menzingergärten 161, aufs Kirchenschiff 38.

Selbst die Blumeninsel Mainau ist auf der Landesgartenschau in Überlingen vertreten – mit Mainau-Bänkchen und Pflanzen-Schmetterling.
Selbst die Blumeninsel Mainau ist auf der Landesgartenschau in Überlingen vertreten – mit Mainau-Bänkchen und Pflanzen-Schmetterling. | Bild: Jürgen Gundelsweiler

Könnte die Stadt von Besuchern überrollt werden?

Leitner rechnet nicht damit, dass unter den gegebenen Umständen die maximale Besucherzahl von 7000 bis 10.000 Besuchern erreicht wird, die über das LGS-Gelände und über die Stadt hinweg sich ergießen würden. Vielmehr geht der LGS-Chef davon aus, dass selbst an einem Ausflugstag wie dem 1. Mai maximal 2500 bis 3000 Besucher kommen werden, die wiederum über einen ausgebauten Shuttleservice aufs Gelände gebracht werden. Man wisse zu verhindern, dass im Bus Gedränge entsteht.

Warum sind so viel weniger Besucher als ursprünglich geplant?

Limitierende Faktoren sind derzeit noch diese: Man muss sich ein Zeitfenster online sichern (was für halbwegs internetaffine Besucher unkompliziert vonstatten geht). Man muss ein negatives Testergebnis vorlegen (was immer leichter möglich sein wird, weil die Zahl der Teststationen zunimmt). Veranstaltungen gibt es nicht, und der Besuch beschränkt sich auf die Freiflächen, weil Gebäude geschlossen bleiben. Das veranlasst auch manche Dauerkartenbesitzer, ihre Karte noch rechtzeitig vor dem Öffnungstermin am 30. April zurückzugeben. Danach, so die von der LGS kommunizierten Regeln, sei das Rückgaberecht verwirkt.

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Müssen auch Dauerkartenbesitzer ihren Besuch planen und sich ein Zeitfenster sichern?

Nein, das ist nicht nötig. Dauerkartenbesitzer müssen sich einmalig registrieren. So erkennt das Buchungssystem, wer sich wann in welchem Parkbereich aufhielt. Das ist Vorschrift, beziehungsweise nötig für eine Kontaktnachverfolgung im Infektionsfall. Eine täglich neue Platzreservierung ist mit der Dauerkarte nicht nötig.

Wann ist die beste Zeit für Einheimische und andere Dauerkartenbesitzer?

Roland Leitner empfiehlt die Randzeiten, „wenn das Licht besonders ist und der Trubel nachlässt“. Sein Lieblingsplatz sei immer bei Sonnenuntergang im Westen des Uferparks, wo das Gelände einer Erhebung folgt. Leitner schwärmt: „Vielleicht mit einem Gläschen Wein in der Hand dabei zuschauen, wie die Sonne über Bodman fast in den See fließt.“ Zudem empfehle er den frühen Morgen, „bevor die Massen kommen“. Aber auch die Aussichtspunkte in den Menzingergärten und im Rosenobelgarten seien ein Ort, „wo man zur Ruhe kommen kann“. Dauerkarteninhaber könnten einfach auch mal schnell in der Mittagspause aufs Gelände gehen. Denn in allen fünf Parkbereichen gebe es Essen zum Mitnehmen. Unter normalen Bedingungen hätte er noch die Blumenhalle empfohlen, mit ihren wechselnden Ausstellungen. Doch ist die ehemalige Kapuzinerkirche, wie alle Indoor-Veranstaltungen, bis auf Weiteres geschlossen.

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