Geburtsort Überlingen. So könnte es erstmals nach 350 Jahren wieder im Ausweis junger Waldrappe stehen. Zurückgekehrt an den Bodensee waren die ersten Tiere schon vor einigen Wochen.

Nachdem die Zahl der Artgenossinnen und Artgenossen um Zoppo auf ein halbes Dutzend angewachsen war, sah Ziehmutter Anne-Gabriela Schmalstieg die Zeit gekommen, die zuverlässigen Rückkehrer schon mal in die Voliere bei den Goldbacher Weinbergen zu stecken.

Fünf Waldrappe waren am Freitag in der Voliere bei Goldbach, inzwischen sind es schon mehr.
Fünf Waldrappe waren am Freitag in der Voliere bei Goldbach, inzwischen sind es schon mehr. | Bild: Rudolf Beck

„Wir rechnen mit noch mehr Tieren“, sagt Schmalstieg, die hier auf den ersten Bruterfolg im Fast-Freiland der Region hofft, die Waldrappe dabei beobachtet und mit Nahrung versorgt. Nun heißt es allerdings noch Warten, welche Tiere sich als Paar zusammenfinden werden.

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Kurz nach dem vier Jahre alten Männchen Zoppo der ersten Hödinger Generation (2017) war zwar das vorwitzige junge Weibchen Vincino zurückgekehrt, das erst 2019 in Heiligenberg fliegen gelernt hatte und noch nicht geschlechtsreif ist.

Doch dann ging es Schlag auf Schlag: Am Freitag saßen mit den dreijährigen Bernardo, Ciop und Sky schon drei weitere Krummschnäbel im großzügigen Käfig und am Wochenende stieß auch mit Bonsi ein dreijähriges Weibchen dazu.

Noch scheinen sich die Damen etwas zu zieren, doch mit Gringo und Laura sind zwei weitere Dreijährige auf der Durchreise und der nahen Schweiz.

Bernardo und Ciop warten noch auf Partnerinnen.
Bernardo und Ciop warten noch auf Partnerinnen. | Bild: Rudolf Beck

Fast freiwillig und keineswegs widerwillig lassen sich die Tiere, die sich ihre Ziehmutter bestens eingeprägt haben, von Anne-Gabriela Schmalstieg einfangen und in den großräumigen Freiluftkäfig verfrachten. Der bietet die Möglichkeit zu Partnerwahl und zum Bau eines Nestes in der künstlichen Brutwand, ohne dass die Waldrappe gleich wieder auf Wanderschaft gehen.

Anne-Gabriela Schmalstieg war Ziehmutter bei allen drei Waldrapp-Generationen am Bodensee.
Anne-Gabriela Schmalstieg war Ziehmutter bei allen drei Waldrapp-Generationen am Bodensee. | Bild: Hanspeter Walter

Wie Zoppo, der zuvor eine ganze Woche unterwegs gewesen war. Zunächst in den Vogesen, um später in einer Freiburger Vollzugsanstalt zwischenzulanden. Doch daheim ist daheim. Einfangen konnte ihn seine Ziehmutter schließlich in seinem Lieblingsbiotop bei Salem-Weildorf.

Dazu kann Anne-Gabriela Schmalstieg auf die Live-Version des Animal Trackers vom Max-Planck-Insititut zurückgreifen, was aus guten Gründen nicht jedem Beobachter vergönnt ist. Doch ist die App bestens geeignet, um die Wanderroute der Vögel fast zeitnah zu verfolgen. Alle paar Stunden speichert sie den Standort eines Tieres.

Vincino ist erst zwei Jahre alt und stammt aus der Heiligenberger Generation.
Vincino ist erst zwei Jahre alt und stammt aus der Heiligenberger Generation. | Bild: Rudolf Beck

Waldrapp-Projekt präsentiert sich bei der Landesgartenschau

Blumenteppiche, Grünflächen sowie Sitz- und Spielmöglichkeiten gibt es im Hauptteil des neuen Uferparks zuhauf. Ein Geheimtipp für Naturfreunde ist das kleine Areal westlich der Goldbacher Kapelle, das insbesondere die Naturschutzorganisationen, Umweltverbände und unter anderem die Imker mit informativen Angeboten gestaltet haben.

Zwischen Wildbienenhotels ganz verschiedener Art und Vogelbehausungen findet sich auch ein kleiner gemeinsamer Pavillon der Heinz-Sielmann-Stiftung und des Waldrapp-Projektteams, die sich wohlgesonnen sind und teilweise auch kooperieren, wo dies hilfreich ist.

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Julia Brantner vom Überlinger Büro der Stiftung hat hier eine Präsentation mit Beispielen der Naturschutzarbeit zusammengestellt, die auch nach außen sichtbar ist und wirkt, wenn die transparenten Türen des Pavillons geschlossen sind. Da trifft es sich gut, dass auch Anne-Gabriela Schmalstieg, die die brütenden Waldrappe in Goldbach betreut, die Arbeit der Sielmann-Stiftung bei ihrem Ökologischen Jahr in der Zentrale in Duderstadt kennengelernt hat.

Julia Brantner ist für den Part der Sielmann-Stiftung im Pavillon verantwortlich.
Julia Brantner ist für den Part der Sielmann-Stiftung im Pavillon verantwortlich. | Bild: Hanspeter Walter Journalist-Texte-Bilder

Den Pavillon auf dem Gelände der Landesgartenschau betreut der Hilzinger Fotograf Rudolf Beck, der das Waldrapp-Projekt schon seit mehreren Jahren mit großem Interesse beobachtet und immer wieder mit seiner Kamera verfolgt.

Rudolf Beck aus Hilzingen wurde zum Waldrapp-Fan und kümmert sich um die kleine Präsentation bei der Landesgartenschau.
Rudolf Beck aus Hilzingen wurde zum Waldrapp-Fan und kümmert sich um die kleine Präsentation bei der Landesgartenschau. | Bild: Hanspeter Walter