Als es am Dienstagabend im Kultur|O in Owingen um den Ausbau von Windkraft und Solar ging, war der Saal wie im Januar in Heiligenberg voll. Auf Einladung der Verwaltungsgemeinschaft Überlingen-Owingen-Sipplingen referierte Wolfgang Heine, Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, speziell zu den Belangen der Raumschaft innerhalb des Teilregionalplans Energie für den Bodenseekreis, Kreis Sigmaringen und Kreis Ravensburg. Außerdem standen Experten aus dem Landratsamt innerhalb ihrer Zuständigkeitsbereiche für Fragen zur Verfügung. Zentral war dabei das Vorranggebiet für Windkraft auf dem Hochbühl. Der Bergrücken liegt auf den Gemarkungen Owingen und Überlingen.

Wolfgang Heine, Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, spricht auf Einladung der Verwaltungsgemeinschaft ...
Wolfgang Heine, Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, spricht auf Einladung der Verwaltungsgemeinschaft Überlingen-Owingen-Sipplingen. | Bild: Santini, Jenna
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2012 war das Gebiet schon mal vorgeschlagen, aber verworfen worden. Grund war damals der hohe Stellenwert des Landschaftsbildes. Knapp zwölf Jahre später ziehen Betroffene ebenfalls diese Argumentation heran – bei der Veranstaltung und in einer Bürgerinitiative. Die AfD verteilte Flyer vor der Halle. Doch die Situation stellt sich inzwischen anders dar: „Fragen des Landschaftsbildes reichen nicht mehr aus, um eine Windkraftfläche auszuhebeln“, sagte Wolfgang Heine und verwies auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Laut dem Verbandsdirektor haben die Erneuerbaren Energien darin den gleichen Rang wie Fragen der nationalen Sicherheit. „Das Landschaftsbild ist keine Frage der nationalen Sicherheit.“

Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Hahn sowie Bürgermeister Oliver Gortat (Sipplingen), Oberbürgermeister Jan Zeitler (Überlingen), ...
Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Hahn sowie Bürgermeister Oliver Gortat (Sipplingen), Oberbürgermeister Jan Zeitler (Überlingen), Bürgermeister Henrik Wengert (Owingen) und Thomas Kugler, Vorsitzender des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben (von links). | Bild: Santini, Jenna

Ausgewiesen ist das Vorranggebiet mit einer Größe von rund 80,5 Hektar und eignet sich zum Beispiel aufgrund seiner Windhöffigkeit und des nötigen Abstands zur Wohnbebauung. Der Verbandsdirektor rechnet mit drei bis fünf Windrädern für den Hochbühl. Das Gebiet ist bewaldet und zeichnet sich durch Tobel und Senken aus. Nicht jeder Winkel wurde deshalb mit einbezogen. „Der Zuschnitt ist etwas seltsam. Er sieht ein bisschen aus wie Italien“, sagte Heine.

Trotz der herausfordernden Beschaffenheit geht er davon aus, dass sich Planer für den Hochbühl interessieren werden: „Heute ist vieles technisch möglich. Projektierer sagen, rein am Untergrund ist noch kein Windrad gescheitert.“ Die Planer sind zudem für die Zuwegung verantwortlich – sie ist Bestandteil des Genehmigungsverfahrens. Auch müssen sie unterirdisch Leitungen zur Stromverteilung verlegen und für Haftpflichtversicherungen Sorge tragen.

Landrat Luca Prayon (Mitte) mit dem Moderatoren- und Mediatoren-Duo Wolfram Dreier und Claudia Bollig.
Landrat Luca Prayon (Mitte) mit dem Moderatoren- und Mediatoren-Duo Wolfram Dreier und Claudia Bollig. | Bild: Santini, Jenna

Netze werden „das Megathema“ sein

Deutschland geht weg von der zentralen zur dezentralen Verteilung. „Unser Landschaftsbild wird sich verändern. Sowohl durch Windräder als auch Netze“, sagte Heine. „Das Thema Netze wird das Megathema sein neben der Aufgabe, die wir gerade haben.“ Einerseits wird die klimaneutrale Eigenerzeugung organisiert, andererseits muss die Infrastruktur für die Verteilung und Speicherung geschaffen werden. Der Teilregionalplan Energie ist ein Rädchen im Gesamtgefüge und derzeit in der Offenlage. Bis zum 30. September kommenden Jahres muss ein Satzungsbeschluss erfolgen. Dieser ist bis Ende 2025 vom zuständigen Ministerium zu genehmigen und anschließend rechtskräftig.

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„Und wenn die Ampel nicht mehr an der Regierung ist?“, fragte ein Besucher. Verbandsdirektor Heine antwortete: „Man kann nicht alle zwei Jahre über die Eckpfeiler der Energiewende diskutieren.“ Bis 2045 soll die Bundesrepublik klimaneutral sein, Baden-Württemberg will es bis 2040 schaffen. Heine ist überzeugt, dass sich jede neue Regierung an diesen Zielen messen lassen werde.

Bis 29. März dieses Jahres können Privatpersonen Stellungnahmen zu den Vorranggebieten für Windkraft und Vorzugsgebieten für Freiflächen-Photovoltaik in den drei Landkreisen abgeben. Am besten unter https://beteiligung-regionalplan.de/Bodensee-Oberschwaben, wie Heine empfahl. Die Träger öffentlicher Belange haben bis zum 29. April Zeit, sich zu äußern. Henrik Wengert rief als gastgebender Bürgermeister dazu auf, das „Rechtsverfahren zu nutzen“. Wengert erklärte: Auch der Gemeinderat werde eine Stellungnahme fassen.