Mehr Energie durch Wind. Dieses Ziel von Bund und Land soll auch im Bodenseekreis vorangetrieben werden. Neben dem Gehrenberg hat der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben zwei weitere Flächen als Vorranggebiete für Windkraft ermittelt: Sie befinden sich in Heiligenberg-Betenbrunn und im Hochbühl nahe Owingen. In Betenbrunn hat die Fläche laut Nadine Kießling, stellvertretende Verbandsdirektorin, eine Größe von 62 Hektar. Im Hochbühl sind etwa 80,5 Hektar vorgesehen. Geringfügig reicht noch das Gebiet Pfullendorf-Hilpensberg mit wenigen Hektar in den Bodenseekreis.
Die Vorranggebiete Windkraft sind Bestandteil des Teilregionalplans Energie, der noch bis 29. März in der Offenlage ist. Verbandsdirektor Wolfgang Heine geht davon aus, dass im Kreis in der Summe zehn Windräder entstehen könnten. Heiligenbergs Bürgermeister Denis Lehmann sagt: „Ich stehe den erneuerbaren Energien und daher auch der Windkraft offen gegenüber und kann mir einen Ausbau in Heiligenberg sehr gut vorstellen. Wir können uns der Thematik nicht verwehren und müssen den bedarfsgerechten Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützen beziehungsweise gemeinsam auf den Weg bringen.“
Weiter erklärt Lehmann: „Natürlich ist Heiligenberg mit seiner Lage im Gegensatz zu einer Seegemeinde für den Ausbau der Windenergie prädestinierter. Daher sind wir uns auch unserer Rolle diesbezüglich bewusst.“
„Der Rechtsrahmen lässt scheinbar wenig Spielräume“
Henrik Wengert, Bürgermeister in Owingen, sagt: „Letztlich ist es der Wille unserer Gesellschaft, die mehrheitlich eine Regierung gewählt hat, welche die erneuerbaren Energien über die Gesetzgebung extrem stark forciert.“ Wengert meint: „Der mittlerweile erlassene Rechtsrahmen ist zugegebenermaßen knallhart und lässt scheinbar wenig Spielräume. Dies spiegelt sich insbesondere dahingehend wider, dass die Errichtung und der Betrieb von Anlagen zur Erzeugung von Strom oder Wärme aus erneuerbaren Energien mit einem überragenden öffentlichen Interesse versehen worden ist und andere wichtige Belange, wie zum Beispiel das Landschaftsbild in unserer sensiblen Region, im Rahmen der Abwägung leider nicht mehr den bisherigen Stellenwert und das entsprechende Gewicht haben werden.“
Beim Areal Hochbühl wurden etwa die Distanzen zum Kulturdenkmal Kloster Birnau und der Unesco-Welterbestätte Pfahlbauten mit einbezogen. Sichtbeziehungen zwischen Windrädern und Denkmälern sind allerdings kein K.-o.-Kriterium mehr, wie es in der Vergangenheit mal war. Hinzu sei die gesellschaftliche Forderung zum Ausstieg aus der Atomkraft gekommen, sagt Wengert.
Die Systematik und der aufgestellte Kriterienkatalog, wie der Regionalverband vorgegangen sei, könne er, Stand heute, sachlich nachvollziehen, berichtet Wengert. Ihm zufolge prüft die Gemeinde den Vorentwurf des Teilregionalplans Energie gerade im Detail. Der Bürgermeister sagt: „Einerseits scheint die Windkraft unter den oben genannten Rahmenbedingen unumgänglich. Dennoch tue ich mich mit der Ausweisung eines Vorranggebietes für Windenergie in dieser sehr geringen Entfernung zum Hauptort Owingen und dem Teilort Billafingen in der Tat enorm schwer. Denn das Landschaftsbild auf dem Hochbühl wird sich, falls dann tatsächlich Windräder gebaut werden sollten, doch sehr stark wandeln und für eine Vielzahl der Einwohner wird sich die Aussicht ins Grüne merklich verändern.“ Auch Regionalverbandsdirektor Wolfgang Heine sagt, man werde sich an den Anblick von Windrädern gewönnen müssen.
Lehmann fordert Beteiligung von Bürgern und Gemeinde
Laut Henrik Wengert wird sich der Gemeinderat von Owingen frühestens in seiner Sitzung am 19. März mit dem Teilregionalplan Energie auseinandersetzen. In Heiligenberg wird einige Wochen zuvor diskutiert. Bürgermeister Denis Lehmann kündigt dies für die öffentliche Sitzung des Gemeinderats Ende Februar an. Für Lehmann steht außer Frage, „dass eine Umsetzung von zukünftigen Vorhaben nur mit einer Beteiligungsoption für Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise die Gemeinde von Erfolg geprägt sein kann“. Hinsichtlich konkreten Planungsvorhaben hält er den frühzeitigen Dialog mit den Projektentwicklern für unerlässlich. Von ihnen fordert er, dass „auf die Bedürfnisse sowie Anforderungen der Landeigentümer, Gemeinde und Behörden eingegangen wird und Lösungen gefunden werden, die von allen mitgetragen werden können“.
Lehmann ist überzeugt davon, dass der erfolgreiche Windkraftausbau in Heiligenberg nur in enger Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort realisiert werden und dann aber im Umkehrschluss auch funktionieren könne. Der Bürgermeister sagt: „Das Credo muss sein, gemeinsam mit den Menschen vor Ort die Energiewende voranzutreiben.“