Der Teilregionalplan Energie des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben (RVBO) ist seit dem 29, Januar und noch bis zum 29. März in der Offenlage. Das heißt, in diesem Zeitraum können Bürger nun Stellung zu dem Planentwurf und seinen Inhalten beziehen. Im Bodenseekreis wurden die Bürger am 24. Januar von Verbandsdirektor Wolfgang Heine bei einer Informationsveranstaltung in Heiligenberg über die Pläne des Regionalverbandes zur Windkraft und zu Freiflächensolaranlagen im Kreisgebiet informiert.

146 Hektar für den Gehrenberg
146 Hektar potenzielle Windkraftfläche sind im Entwurf des Teilregionalplans am Gehrenberg ausgewiesen, oberhalb von Hepbach. Damit gehört der Markdorfer Hausberg zu drei Gebieten im Bodenseekreis, die der Regionalverband für Windkraft zur Verfügung stellen möchte. Außerdem sind es noch 210 Hektar zwischen Owingen und Sipplingen und 62 Hektar bei Heiligenberg-Betenbrunn. In Summe seien das insgesamt etwa zehn Anlagen, heißt es. Ob es dann tatsächlich auch so weit kommt, dass sich auf diesen drei Flächen Windräder drehen werden, wird sich frühestens ab 2026 zeigen. Zuvor muss der Teilregionalplan auch noch beschlossen werden. Das ist für den Herbst 2025 vorgesehen.
Thema soll nun in den Gemeinderat
Doch in Markdorf positioniert sich Bürgermeister Georg Riedmann bereits eindeutig. Wenn der Plan offengelegt sei, werde man ihn auch dem Gemeinderat vorlegen und von dem Gremium eine Stellungnahme zur Haltung der Stadt einholen, hatte Riedmann bereits Ende vergangenen Jahres im Gespräch mit dem SÜDKURIER angekündigt. Er sei „gespannt, wie der Gemeinderat das sieht“. Persönlich habe er eine klare Meinung. „Wir müssen klimapolitisch handeln und dazu gehört auch, der Windkraft Chancen zu geben“, sagt Riedmann. Die Bedenken über eine Verschandelung des Landschaftsbildes und daraus resultierende negative Auswirkungen auf den Tourismus teile er nicht: „Es gibt bereits schon genügend touristische Gegenden in Deutschland, in denen die Windkraft schon längst integriert ist.“

Riedmann: Kümmern uns um Waldbesitzer
Fakt sei, dass der Verband das Gebiet am Gehrenberg nicht willkürlich als Vorranggebiet ausgewählt habe. „Eine gewisse Windhöffigkeit ist einfach gegeben.“ Blieben die Flächen im Plan, wovon auszugehen ist, komme es darauf an, die Interessen der Stadt und der Waldbesitzer zusammenzuführen. „Wir wollen dabei den Grundeigentümern an die Hand gehen und ihnen helfen, ihre Interessen gegenüber Windkraftbetreibern zu wahren“, sagt Riedmann. Die Eingriffe in den Wald wären zwar immens, aber: „Wir müssen den Wald auch der Windkraft zur Verfügung stellen.“ Dies wiederum zeigt ein Blick auf den Teilregionalplan: 80 Prozent der ausgewiesenen Windkraftflächen in den Landkreisen Bodensee, Ravensburg und Sigmaringen liegen im Wald, lediglich 20 Prozent im Offenland.

Auch die Markdorfer Gruppe Klimaplan spricht sich vehement für Windkraft am Gehrenberg aus. Alleine, weil auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft eine Vielzahl an Prozessen elektrifiziert werde, müsse man von einer deutlichen Erhöhung des Strombedarfs ausgehen, schreibt die Initiative in einer Pressemitteilung. Dem Ausbau der erneuerbaren Energien komme dabei eine entscheidende Rolle zu. Dabei sei der Ausbau der Windkraft „für eine zukunftsfähige Energieversorgung von zentraler Bedeutung“, da Windenergie „in Bezug auf die Fläche eine der effizientesten Formen der erneuerbaren Energieerzeugung ist“. Man wolle die Fragen und Bedenken der Bürger ernst nehmen, so Leon Beck, einer der Sprecher der Gruppe. „Deswegen haben wir auf unserer Homepage auch eine FAQ-Seite zu allen Aspekten bereitgestellt, die Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Windkraft bietet“, sagt Beck gegenüber der Redaktion. Ein „sachlicher Dialog“ sei wichtig, um die „Herausforderungen des Klimawandels gemeinsam zu bewältigen“.

Das sagt ein Windkraftgegner
Ganz anderer Ansicht ist hingegen Roland Hepting. Der pensionierte Realschulrektor wohnt am Fuße des Gehrenbergs. Er lehnt Windkraft oberhalb von Markdorf in Bausch und Bogen ab, obwohl er in langen Jahren als Stadtrat Mitglied der Umweltgruppe war. Auf dem „Balkon zum Bodensee“ wären Windräder für ihn eine „Verschandelung der Landschaft“, sagt er. Zudem ließen sich die riesigen Rotoren kaum auf den Berg transportieren.

Der Gehrenberg, so Hepting, sei außerdem Naherholungsgebiet, die Eingriffe in den Wald wären gewaltig, durch Rodungen, riesige Fundamente und Baustraßen. Nicht zuletzt gebe es eine politische Entscheidung von vor Jahren noch unter dem damaligen Bürgermeister Bernd Gerber. Damals habe der Gemeinderat einen klaren Beschluss gegen Windkraft gefällt – „auf Faktenlage basierend“, sagt Hepting: „Die Windverhältnisse haben sich seither nicht verändert, auch nicht die Topografie, nur halt eben die Politik, weil sie bei ihren Klimazielen im Rückstand ist.“ Er sei überzeugt, die Mehrheit der Bürgerschaft sei gegen Windkraft am Gehrenberg.