Bürgermeister Edgar Lamm wird die Bürger am 3. Dezember um 18 Uhr im Rathaus über Sachstand und Pläne für das alte Schul- und Rathaus in Unteruhldingen informieren. „Alles Wichtige zur Schulstraße 12 werden wir bei dieser Infoveranstaltung sagen“, verspricht Lamm auf Anfrage dieser Zeitung. Bisher hatte der Gemeinderat darüber nur in nicht-öffentlicher Sitzung beraten. Dennoch werden bei der Bürgerversammlung im Welterbesaal zwei Konzepte für die künftige Nutzung des Areals vorgestellt, die der Technische Ausschuss ausgewählt hat. Das erste ist eine Art Wohnanlage für Jung und Alt, inklusive Betreuung. Das zweite Konzept sieht einen Nutzungsmix zwischen dem „Medical Centre Wu-Tai-Chi“, bisheriger Mieter des Gebäudes, und einer Musikakademie vor. So steht es auch im Amtsblatt. Der Mietvertrag für das Haus läuft zum Jahresende aus.
Widerstand im Ort
Bereits im März dieses Jahres hatte der Rat hinter verschlossenen Türen entschieden, das über 100 Jahre alte Gebäude samt Grundstück im Ortskern nun doch zu verkaufen und damit möglicherweise auch der Abrissbirne preiszugeben. Seither regt sich im Ort erneut heftiger Widerstand. Bereits 2014 hatte es Verkaufsabsichten gegeben. Im Juli dieses Jahres erhielt der Bürgermeister eine Liste mit 725 Unterschriften von Bürgern, die sich für den Erhalt des historischen Hauses aussprechen.
Petition wurde abgelehnt
Parallel brachte ein Unteruhldinger eine Petition im Landtag auf den Weg. Er forderte, das Gebäude im Eigentum der Gemeinde zu belassen, da es den Bürgern gehöre. Für nachkommende Generationen sollte das historische Schul- und Rathaus als wertvolles „Tafelsilber“ erhalten bleiben und einer weiterhin sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Die Petition wurde Mitte Oktober abgelehnt. Das Vorgehen der Gemeinde sei rechtlich nicht zu beanstanden, steht in dem Beschluss.
Elf Kaufangebote gingen ein
Darin finden sich auch Angaben der Gemeinde, die bisher nicht öffentlich zugänglich waren. So gingen im Rathaus nach der Ausschreibung für den Verkauf des alten Schul- und Rathauses – Verkaufspreis: eine Million Euro – elf Angebote mit Nutzungskonzepten ein. Unter denen gab es demzufolge „sowohl Angebote zum Erhalt des Gebäudes wie auch zum Abriss und Neubau“. Bereits im Sommer wurde vereinbart, dass ausgewählte Investoren zur Vorstellung ihres Konzepts zu einer Sondersitzung des Gemeinderats eingeladen werden. Und: Das anschließend ausgewählte Konzept soll in einer Bürgerinformationsveranstaltung öffentlich vorgestellt werden. Danach soll dann „die endgültige Entscheidung des Gemeinderates über den Verkauf erfolgen“, steht in dem Petitionsbeschluss. Von den insgesamt elf Kaufangeboten werden den Bürgern also nur zwei vorgestellt.
Kein Kulturdenkmal
Die Petition lief auch deshalb ins Leere, weil das Landesdenkmalamt das historische Gebäude nicht als Kulturdenkmal einstuft. Begründung: Es gebe nur noch „geringe Überreste historischer Oberflächen und ursprünglicher Raumstrukturen“. Durch mehrere Erweiterungen bis ins Jahr 1995, veranlasst durch die Gemeinde, wurden beispielsweise der ursprünglich repräsentative Haupteingang sowie sämtliche bauzeitliche Fenster entfernt. In der Expertise steht aber auch, dass „die Erhaltung des städtebaulich wie heimatgeschichtlich relevanten Schul- und Rathauses von der Denkmalpflege allerdings empfohlen“ wird.
Zwei Millionen Euro für Sanierung
Bisher scheinen Rathaus und Gemeinderat – zumindest in der Mehrheit – fest entschlossen zu sein, das Anwesen Schulstraße 12 zu verkaufen. Warum, will Bürgermeister Lamm am 3. Dezember begründen. Im besagten Petitionsbeschluss steht dazu folgendes: Sollte das Gebäude im Eigentum der Gemeinde verbleiben, seien nach Angaben des Rathauses im kommenden Jahr mindestens 500 000 Euro für Fenster- und Dachsanierungen fällig. Weitere große Sanierungen müssten in den nächsten drei bis vier Jahren folgen. Die Gesamtkosten taxiert die Gemeinde inzwischen auf rund zwei Millionen Euro. Selbst habe man keine Verwendung mehr für das Gebäude und für Vereine gebe es im Ort genügend andere Räumlichkeiten.
SPD-Ortsverein lehnt Verkauf des Gebäudes ab
Bisher hat sich nur die SPD im Rat klar gegen Verkauf und Abriss ausgesprochen (siehe unten). SPD-Gemeinderat Wolfram Klaar ist zudem dagegen, die Entscheidung über die Zukunft des Anwesens Schulstraße 12 jetzt übers Knie zu brechen. Im Mai nächsten Jahres wird ein neuer Gemeinderat gewählt und 2020 scheidet Bürgermeister Lamm aus dem Amt. Nach dem „Machtwechsel der Gestalter“ sollte sein Nachfolger genug Spielraum haben.
Einspruch des SPD-Ortsvereins
Der SPD-Ortsverein Uhldingen-Mühlhofen hat sich einstimmig gegen den geplanten Verkauf der Schulstraße 12 in Unteruhldingen ausgesprochen. „Dieser muss sofort gestoppt werden“, schreibt der Ortsverein in einer Pressemitteilung. Die Gemeinde solle aus den Erfahrungen in Mühlhofen lernen und „darf ein solches Filetstück als Gemeinde nicht aus der Hand geben“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Statt einer übereilten Entscheidung aus kurzsichtigen finanziellen Motiven müsse es über die künftige Nutzung einen offenen Austausch in Uhldingen-Mühlhofen geben, fordert der Ortsverein. Für dessen Vorsitzenden Roland Kappaun darf das Grundstück 120 Meter von der Ostmole entfernt „nicht zum Spekulationsobjekt werden“. Der Ortsverein fordert stattdessen die Einrichtung eines „Gründungs- und Innovationszentrum Alte Schule“ für Unteruhldingen. Das Gebäude soll erhalten bleiben und saniert werden, um anschließend als „Startplatz“ für Firmengründungen und Start-Ups zu dienen. Der SÜDKURIER wird darüber gesondert berichten. (kck)