Jetzt sind sie offiziell im Amt: Bürgermeister Edgar Lamm hat die im Mai gewählten Gemeinderäte in öffentlicher Sitzung verpflichtet. Das 18-köpfige Gremium setzt sich aus acht Frauen und zehn Männern zusammen. Das sei eine Frauenquote von rund 45 Prozent, ein laut Lamm „sehr gutes Ergebnis“. Außerdem verabschiedete der Rathauschef Hans-Joachim Jaeger und Kurt Distel (beide CDU), die 44 beziehungsweise 25 Jahre am Ratstisch gesessen hatten, aber nicht mehr kandidierten.

Aktive Wählergemeinschaft neu im Rat

Mit je vier Sitzen vertreten sind die Jungen Bürger (JB), die die Wahl mit 24,3 Prozent für sich entschieden hatten, sowie das Bürger- und Umweltforum (BUF), das 19,9 Prozent erhielt. Über drei Sitze, einen weniger als bislang, verfügt die CDU, die auf 17 Prozent kam. Auch die Freien Wähler sitzen mit drei Mitgliedern am Ratstisch, obwohl sie mit 14,6 Prozent deutlich weniger Stimmen als 2014 erhielten. Zwei Sitze hat die SPD, für die im Mai 11,3 Prozent votierten. Neu im Gremium ist die Aktive Wählergemeinschaft AWG, die auf 8,1 Prozent kam und ebenso wie die FDP (4,9 Prozent) ein Mitglied entsendet. Neu im Gemeinderat sind Nadine Bohn (CDU), Lena Metzler (BUF) und Markus Wesch (AWG).

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Beratungen und Entscheidungen transparent machen

Der Bürgermeister sagte, Gemeinderäte stünden in einem ständigen Spannungsfeld zwischen den Wünschen und Vorstellungen des einzelnen Bürgers und dem Gesamtwohl der Gemeinde. „Dies sorgfältig und gerecht abzuwägen, ist eine schwere, ja manchmal kaum lösbare Aufgabe“, sagte Lamm. Der aufgeschlossene Bürger von heute erwarte zurecht, „dass der Gemeinderat kein Geheimkabinett ist“. Er müsse seine Beratungen und Entscheidungen transparent machen und auf die Öffentlichkeit zugehen. In der öffentlichen Diskussion sei das Gewicht der Argumente mehr zu beachten als die Lautstärke, mit der Forderungen vorgebracht würden.

Klima zwischen Rat, Verwaltung und Bürgermeister wichtig

Als wichtig für einen Erfolg betrachtet Lamm auch das Klima zwischen Gemeinderat, Gemeindeverwaltung und Bürgermeister. „Wir müssen versuchen, einen Mittelweg von Kontrolle, kritischer Instanz und kollegialer Zusammenarbeit zu finden.“ Er sehe sich als unabhängig von einzelnen Fraktionen und Gruppierungen, „sehr wohl aber mit dem Auftrag, im Interesse der Sache verbindend zu wirken“.

„Arbeit geht kontinuierlich voran“

Das neue Gremium müsse sich rasch finden, da die Arbeit kontinuierlich vorangehe. Lamm sagte: „Ein aufmerksamer, kritischer Blick richtet sich dabei auf den Landeshaushalt, der den kommunalen Haushalten wesentlich mehr Geld entzieht, als ihm zusteht, und auch auf den Landkreis, denn die dortigen Begehrlichkeiten zur Erhöhung der Kreisumlage in ungeahnte Höhen steigen von Jahr zu Jahr.“

„Wenig Dank, viel Arbeit, regelmäßig Ärger“

Lamm betonte, politische und kommunale Ehrenämter seien Funktionen, in denen man selten Dank, häufig aber viel Arbeit und regelmäßig eine gehörige Portion Ärger ernte. „Trotzdem oder gerade deswegen sind solche Ehrenämter, die einem der Bürger durch unmittelbare Wahl anvertraut hat, eine besondere Verpflichtung und Auszeichnung.“

Ehrenamtler brauchen Lebenserfahrung, Weitblick und Engagement

Kommunale Ehrenämter bräuchten Menschen, die eine solche Verpflichtung von innen heraus annehmen sowie Lebenserfahrung, Weitblick und Engagement einbrächten. Vor der Vereidigung ehrte Lamm daher Gabriele Busam (FW) und Kurt Distel (CDU) für 25-jährige Ratszugehörigkeit, Christine Allgaier (BuF), Wolfgang Metzler (BuF), Martin Möcking (JB) und Jean-Christoph Thieke (CDU) für zehn Jahre. Mehmet Gulec (FW), der nicht mehr kandidiert hatte, wurde nach fünf Jahren verabschiedet.

Bürgermeister Edgar Lamm (links) verabschiedete Hans-Joachim Jaeger. Der CDU-Gemeinderat saß 44 Jahre am Ratstisch.
Bürgermeister Edgar Lamm (links) verabschiedete Hans-Joachim Jaeger. Der CDU-Gemeinderat saß 44 Jahre am Ratstisch. | Bild: Holger Kleinstück

Großer Applaus für Kurt Distel und Hans-Joachim Jaeger

Großer Applaus brandete auf, als Kurt Distel nach 25-jähriger Ratszugehörigkeit und Hans-Joachim Jaeger nach 44 Jahren verabschiedet wurde. Die Verdienste von Distel zu würdigen, „hieße Eulen nach Athen zu tragen“, sagte Lamm. Er erwähnte die unzähligen Aufgaben, die Distel insbesondere in der Feuerwehr wahrgenommen habe, der er seit 1962 angehört. Heute noch ist er Leiter der Altersabteilung der Wehr. „Das neue Feuerwehrhaus wäre ohne sein Zutun gar nicht vorstellbar“, sagte Lamm.

Jaeger „quasi auch ein Archiv“

Hans-Joachim Jaeger ansprechend, führte der Verwaltungschef aus, solch eine Leistung im Ehrenamt könnten nur wenige Menschen in ganz Deutschland nachweisen. „Eine Lebensleistung, die wirklich ihresgleichen sucht“, unterstrich der Rathauschef. Jaegers Beiträge zu Themen in der Gemeinde seien ihm immer sehr wichtig gewesen und sein Wort „galt und gilt in der Gemeinde“. Jaeger sei nicht nur 44 Jahre ein „unglaublich aktiver Gemeinderat“ gewesen, sondern er sei „quasi auch ein Archiv, der immer wieder bei Themen, die Jahrzehnte zurückgehen, wertvolle Detailinformationen geben konnte“.