Eigentlich sollte ja das „Mühlhofer Loch“ nicht mehr Thema sein, hieß es im Vorjahr bei der Narrenparade. Doch weit gefehlt. Da der Baubeginn des Gebäudekomplexes mit Tiefgarage, Einzelhandelsflächen und Wohnungen im Zentrum des Teilortes weiter auf sich warten lässt, schlugen die „11er & friends“ dort einen Botanischen Garten mit tanzenden, weil genmanipulierten Pflanzen vor. Für die „Singstars“ wäre Mühlhofen ohne sein „Loch“ sowieso viel schöner, die Laienspielgruppe Wolfsrudel brachte das „Loch“ gar mit einem neuen Weltkulturerbe in Verbindung, während Günter „Dorfschnüffler“ Stumpf darauf hoffte, dass seine siebte Lochballade die letzte sein möge.

Im Prinzip also nichts Neues, oder? Wieder weit gefehlt. Denn dieses Jahr war vieles, aber trotzdem nicht alles ganz anders. Erstens: Nicht nur ein Präsident, sondern ein Dreigestirn, ähnlich wie im Kölner Karneval, wie es „Tschunte“ Stumpf ausdrückte und hinzufügte: „Junges Blut tut unseren Narren gut.“ Lukas Egger, Rebecca Kettner und Anjuli Haberer grüßten erstmals von der Bühne. Zweitens: Nicht zwei, sondern nur noch eine Narrenparade, und das unter ganz anderen Verhältnissen in der Halle, da die Bühne um 90 Grad weg von den Fenstern gedreht worden ist.
Drittens: Mit Reiner Jäckle ein neuer und erfahrener Moderator, der zu allen zwölf Programmnummern in ein anderes Kostüm gekleidet war und mit vielen Anekdoten humorvoll durchs Programm führte. Also vieles neu, „aber der Frohsinn und die Freude bleiben gleich“, unterstrich Lukas Egger bei seiner Begrüßung. Und das sollte sich im weiteren Verlauf bewahrheiten.

Denn schon mit dem ersten Programm, dem von Patricia und Paula Mairle einstudierten „Die Wilden 17“ forderte der tierische Narrensamen das Publikum zur ersten Zugabe auf. Während sich Theobald und Friedhelm (Mounir Charrad und Narrenvater Thomas Schinn) an der Bushaltestelle Kirchstraße über Phantom-Geldautomaten, selbstgestrickte Socken und übertriebene Elternsfürsorge unterhielten, hatten die Singstars „alles was Rang und Namen hat“, nach Mühlhofen gebracht. Live gesungen, und wenn dann noch der Text vergessen wurde, war der Applaus umso stärker.

Die Laienspielgruppe des Wolfsrudels war im Wertstoffhof nicht nur auf der Suche nach „De Schönste im Bodenseegebiet“, sondern ließen den Hof auch von Gräfin Bernadotte zertifizieren. Martin Möcking und Micha Egger konnte als älteres Ehepaar in „M und M aus M mit Bettgeflüster“ nicht mehr einschlafen, Dorfschnüffler Tschunte tat es weh, dass die Reben rund um die Birnau verschwinden: „Wir hätten mehr Wein vom Markgraf saufe müsse.“

Wer Stammgast in Mühlhofen ist, der weiß, dass fürs Auge immer allerhand geboten ist – Tänze sind schließlich das Salz in der Suppe. Die Hexen wirbelten in dem von Ann-Kathrin Hess einstudierten „Woman in Black“ über die Bühne und brachten in „Die Petry“s“, einstudiert von Pia Lüpke und Anja Schuster, die besten Schlager wie „Wahnsinn“ von Wolfgang Petry nach Mühlhofen, und das in 13-facher Ausgabe von „Wolle“.

Die neuformierten Hexmen, daher „Hexmen 2.0“, zeigten, was sie unter dem von Melissa Hassmann choreografierten „Aller Anfang ist schwer“ verstehen, während die Wolfmädels auf den Spuren von Aladin wandelten. „Das war stark“, urteilte der langjährige Präsident Siggi Burgermeister über den zauberhaften Tanz, den Jasmin Notheis und Fabienne Rothmund vorbereitet hatten.

Genversuche im Labor wiederum hatte Alice Hochstein eingeübt, und so hüpften und tanzten die „11er & friends“ zu „Was wächst denn da?“, bevor das Männerballett in die faszinierende Tierwelt nach Madagaskar, einstudiert von Roma und Patrick Gut, entführten.

Fünf Stunden närrische Unterhaltung hatten 95 Akteure im Alter von fünf bis 70 Jahren geboten, die im Nu vorbeigingen, und nach dem farbenprächtigen Finale waren die illustren Gäste gut aufgelegt, um sich auf dem Parkett zu den Klängen des Party-Duos „Popcorn“, das ohnehin das ganze Programm musikalisch begleitet hatte, tänzerisch zu vergnügen.