Der Landkreis hat die Corona-Notbremse diese Woche gelockert. Weil die Inzidenzzahlen mehrere Tage in Folge unter der kritischen Marke lagen, dürfen Museen und Zoos seit Mittwoch wieder öffnen. Gebrauch von dieser Möglichkeit machen, wollte aber lange nicht jeder Betrieb. Zu groß sind die Bedenken, in ein sich wiederholendes Szenario aus Öffnen und Schließen abzurutschen, was nicht von der Hand zu weisen ist. Denn: Die Inzidenz steht wieder bei über 100.

Hoffnung auf sichere Perspektive im Durcheinander

Gunter Schöbel, Direktor des Pfahlbaumuseums, teilt am Donnerstag auf SÜDKURIER-Nachfrage mit: „Wir warten – so wie die Landesgartenschau, die Mainau, die Schifffahrt, die Entscheidung am Montag ab – auch wir benötigen eine sichere Perspektive in diesem Durcheinander.“

Für Montag war eigentlich die nächste Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel angesetzt. Es hätte um den aktuellen Lockdown gehen sollen, der noch bis zum 18. April Gültigkeit hat. Doch die Konferenz wurde am Freitag abgesagt.

Gunter Schöbel, Direktor Pfahlbaumuseum: „Wir warten – so wie die Landesgartenschau, die Mainau, die Schifffahrt, die ...
Gunter Schöbel, Direktor Pfahlbaumuseum: „Wir warten – so wie die Landesgartenschau, die Mainau, die Schifffahrt, die Entscheidung am Montag ab – auch wir benötigen eine sichere Perspektive in diesem Durcheinander.“ | Bild: Kleinstück, Holger
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Das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen bleibt derweil geschlossen, obwohl ein bereits erprobtes Hygiene-Konzept existiert, und der Landkreis die Notbremse trotz steigender Zahlen noch nicht wieder angezogen hat. „Entweder drei Wochen zu oder drei Wochen auf. An dieser staatlichen Lotterie mit hohem Einsatz und kaum Chancen auf eine Auskömmlichkeit im Wirtschaften können wir uns aber mit Blick auf die Gäste, unsere Mitarbeiter und unseren Museumsträger – den Pfahlbauverein – leider nicht beteiligen“, erklärt Gunter Schöbel.

Schöbel: Konkrete Ansagen von der Politik

Der Museumsdirektor sagt: „Wir sind gerüstet, brauchen aber wie alle im Tourismus oder in der Gastronomie an unserem Bodensee klare Ansagen. Diese erwarten wir von der Politik.“ Gunter Schöbel hatte gehofft, am Montag Antworten zu erhalten. Ähnliches hat diese Woche auch die Landesgartenschau GmbH mitgeteilt.

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Die Türen am Affenberg in Salem bleiben ebenfalls zu – obwohl man unter den bewährten Hygiene-Maßnahmen noch öffnen dürfte. „Wir machen nicht auf. Das permanente auf und zu ist den Mitarbeitern gegenüber unzumutbar. Auch die Besucher verstehen es nicht mehr“, berichtet Roland Hilgartner, Wissenschaftler und Leiter des Affenbergs. Ende März konnte man das Waldstück, in dem die Berberaffen leben, zuletzt offiziell mit Onlineticket und Maske erkunden.

Wunsch nach differenzierter Herangehensweise

Die momentane Strategie beschreibt Roland Hilgartner als nicht sehr nachhaltig. „Die Maßnahmen im vergangenen Jahr haben wir mitgetragen“, sagt der Parkleiter am Donnerstag: „Aber nichts anderes als einen Lockdown in der Schublade zu haben, ist inzwischen ein bisschen dürftig.“

Roland Hilgartner, Wissenschaftler und Leiter des Affenbergs: „Nichts anderes als einen Lockdown in der Schublade zu haben, ist ...
Roland Hilgartner, Wissenschaftler und Leiter des Affenbergs: „Nichts anderes als einen Lockdown in der Schublade zu haben, ist inzwischen ein bisschen dürftig.“ | Bild: Jäckle, Reiner

Hilgartner ist für die Schutzmaßnahmen, allerdings nicht pauschal, sondern differenzierter. Er versteht nicht, weshalb man es Besuchern verbieten sollte, in einem Freiluftgelände spazieren zu gehen, wenn dort Platz ist und es Hygiene-Maßnahmen, wie eine gedeckelte Besucherzahl, gibt.

Drei erwachsene Berberaffen kuscheln mit einem Jungtier. Aktuell erkunden keine Besucher das Freiluftgelände. Der Affenberg bleibt ...
Drei erwachsene Berberaffen kuscheln mit einem Jungtier. Aktuell erkunden keine Besucher das Freiluftgelände. Der Affenberg bleibt geschlossen. Erst bei einer stabilen Inzidenz bei oder unter 80 will Roland Hilgartner, Wissenschaftler und Parkleiter, wieder Gäste reinlassen. Auch wenn das momentane Inzidenzmodell anderes erlaubt. | Bild: Jäckle, Reiner

Um zu öffnen, bräuchte der Affenberg Hilgartner zufolge eine Woche Vorlauf. Zum Beispiel damit Mitarbeiter, die Kinder haben, deren Betreuung organisieren können. Unter anderem die Kassierer und Shop-Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Administrativ sei es möglich, sie – auch kurzfristig – aus der Kurzarbeit zu holen, „aber das ist den Leuten gegenüber inakzeptabel“, findet Roland Hilgartner.

Geschlossen, solange Inzidenz zwischen 80 und 100

Generell steht man am Affenberg in den Startlöchern, um den Besuchern eine halbwegs normale Saison zu ermöglichen. „Die Mitarbeiter wollen lieber heute als morgen zur Arbeit kommen“, sagt der Parkchef. „Aber wir werden sicher nicht aufmachen, solange die Inzidenzzahlen zwischen 80 und 100 liegen.“ Wie Gunter Schöbel wünscht auch er sich langfristige Planungsmöglichkeiten.

Nur wenige Kilometer weiter befinden sich Kloster und Schloss Salem. Betreut wird die Anlage von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg – wie auch das Neue Schloss und das Fürstenhäusle in Meersburg. Hier wartet man ebenfalls auf eine stabile Situation, um die Monumente wiederzueröffnen.

Verbesserung lediglich ein kurzzeitiger Effekt?

„Entscheidend für die Öffnung unserer Schlösser und Klöster sind die aktuellen Verfügungen der Land- und Stadtkreise. Sobald die Landratsämter eine Wiedereröffnung genehmigen, werden wir unsere Besucherinnen und Besucher erneut willkommen heißen“, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, dieser Zeitung am Freitag.

Die kurzzeitige Verbesserung der Inzidenzwerte führt die Presseabteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten auf die verringerte Test- und Melderate über die Osterfeiertage zurück. Auf die Lockerung der Notbremse im Bodenseekreis wurde daher bislang nicht reagiert – man wartet auf Stabilität.

Die Außenanlagen von Kloster und Schloss Salem, mit Hinweis auf Maskenpflicht und Abstandsgebot. Die Angebote zur Besichtigung sind ...
Die Außenanlagen von Kloster und Schloss Salem, mit Hinweis auf Maskenpflicht und Abstandsgebot. Die Angebote zur Besichtigung sind momentan alle ausgesetzt. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg warten auf eine stabile Situation bei den Infektionszahlen. | Bild: Altmann, Miriam

Pressesprecher Frank Thomas Lang erklärt auf Nachfrage: „Soweit die Öffnung möglich ist, erfolgt sie dann auch: So können etwa Freibereiche und die Monumente, die großzügig genug von den Grundflächen sind und im Rahmen eines individuellen Rundgangs besichtig werden können, schnell wieder geöffnet werden.“

Geschäftsführer Michael Hörrmann fügt hinzu: „Die flexiblen Lösungen, wie an jedem Ort ein Maximum an Besuchserlebnis bei größtmöglicher Sicherheit erreicht werden kann, liegen bereit. Wir hoffen sehr, dass wir die Monumente des Landes bald wieder öffnen dürfen – im Bodenseeraum, aber auch im ganzen Land.“

Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg: „Wir hoffen sehr, dass wir die Monumente ...
Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg: „Wir hoffen sehr, dass wir die Monumente des Landes bald wieder öffnen dürfen – im Bodenseeraum, aber auch im ganzen Land.“ | Bild: Staatliche Schlösser und Gärten, Baden-Württemberg
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