Die Freude war groß. Sowohl beim Team der Familienpraxis Kluftern als auch bei den Patienten. „Die meisten haben durchs Telefon einen kleinen Luftsprung gemacht“, berichtet Dr. Florian Sattler. Jeder zugelassene Arzt konnte bis zu 50 Impfdosen bestellen – bei einem Team von vier Ärzten, mit Sattler praktizieren Markus Schwandt und die Kinderärztinnen Corinna Schwandt und Susanne Schwarz, macht das 200 Impfdosen.

Erwartet habe man zunächst 18 Impfdosen pro Arzt, das sei die allgemeine Aussage gewesen, so Sattler. Vergangene Woche habe man dann erfahren, dass der Praxis eine Lieferung von 120 Dosen zugeteilt worden sei. Auch für Florian Sattler eine Überraschung. „Vielleicht haben andere Ärzte direkt weniger bestellt oder es lohnt sich für manche auch nicht“, so die Vermutung von Sattler.

Der Biontec-Impfstoff ist in 20 Fläschchen in der Hausarztpraxis in Kluftern angekommen. Aus einer Flasche können zwischen sechs und ...
Der Biontec-Impfstoff ist in 20 Fläschchen in der Hausarztpraxis in Kluftern angekommen. Aus einer Flasche können zwischen sechs und sieben Spritzen gezogen werden. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Mitarbeiterinnen telefonieren rund 340 Patienten ab

Nach der Benachrichtigung hätten zwei Mitarbeiterinnen einen Tag lang die für die Impfung in Frage kommenden Patienten angerufen. „Wir haben rund 340 Personen abtelefoniert“, sagt Sattler und betont, dass sich die Ärzte bei den Patienten melden.

Eine Warteliste habe es nicht gegeben, das Team ist nach dem Alter vorgegangen. „Es waren dann doch schon mehr ältere Personen geimpft, als wir erwartet hatten“, berichtet der Allgemeinmediziner. So sei man bereits bei der Altersgruppe der 75-Jährigen angekommen. Die Reaktionen am Telefon seien alle nahezu identisch gewesen, alle hätten sich sehr gefreut und seien erleichtert gewesen. Für Florian Sattler zählt jeder Tag, an dem man mit den Impfungen vorankomme.

Jede Spritze eine Impfung: Das Praxis-Team hat die Spritzen vorbereitet. Das hat laut Florian Sattler rund eine Stunde gedauert.
Jede Spritze eine Impfung: Das Praxis-Team hat die Spritzen vorbereitet. Das hat laut Florian Sattler rund eine Stunde gedauert. | Bild: Nosswitz, Stefanie
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Im Zehn-Minuten-Takt werden die Patienten geimpft

Am Mittwochnachmittag ist es dann soweit. Normalerweise ist die Praxis geschlossen, nun wurden im Zehn-Minuten-Takt Termine vergeben. Der Impfstoff in Form von 20 Fläschchen kam am Dienstagabend gegen 19 Uhr in Kluftern an und wurde über Nacht in der Apotheke zwischengelagert.

Drei Ärzte und sechs medizinische Fachangestellte sind im Einsatz, sechs Zimmer stehen zur Verfügung, um den Abstand zwischen den Patienten einzuhalten. Die ersten zwei Stunden verlaufen ruhig, das Team hat gut vorgearbeitet, die Gespräche mit den Patienten sind schnell geführt, Nachfragen gibt es so gut wie keine. Florian Sattler und Marcus Schwandt sind selbst positiv überrascht, wie reibungslos alles funktioniert, auch wenn der Aufwand noch relativ hoch sei.

Die Ärzte Markus Schwandt (links) und Florian Sattler im Gespräch. Sie sind optimistisch, dass sich die Corona-Impfungen bald in den ...
Die Ärzte Markus Schwandt (links) und Florian Sattler im Gespräch. Sie sind optimistisch, dass sich die Corona-Impfungen bald in den Praxis-Alltag integrieren lassen. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Hausärzte kennen ihre Patienten und ihre Vorerkrankungen

„Wir haben den Vorteil, dass wir unsere Patienten kennen“, sagt Sattler. Der Arzt weiß, wer unter Vorerkrankungen leidet oder bestimmte Allergien hat. Im Gespräch fragt er nach, ob der Patient gesund ist, Fieber hat, mal allergisch auf eine Impfung reagiert oder bereits Corona hatte. Florian Sattler informiert, dass als Nebenwirkungen des Biontec-Impfstoffes ein bis zwei Tag Glieder- und/oder Kopfschmerzen auftreten könnten, dann empfiehlt er Ibuprofen und macht Mut. „Ich habe die Impfung auch sehr gut vertragen“, so Sattler.

Florian Sattler bereitet seine Patienten in einem kurzen Gespräch auf die Impfung vor.
Florian Sattler bereitet seine Patienten in einem kurzen Gespräch auf die Impfung vor. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Patienten haben auf Impfung beim Hausarzt gewartet

Die 92-jährige Hilde Geisinger hat lange auf einen Impftermin gewartet. Im Kreisimpfzentum in Friedrichshafen habe sie keinen Termin bekommen, stattdessen wurde ihr einer in Ehingen angeboten – an einem Sonntagmorgen um 7 Uhr, wie Geisinger berichtet. Es war ihr Wunsch, die Impfung von ihrem Hausarzt zu erhalten. Als der lang ersehnte Anruf kam, habe sie sich sehr gefreut.

„Hier konnte ich sogar zu Fuß hinlaufen“, sagt Geisinger, die nur wenige Meter von der Praxis entfernt wohnt. Die Impfung selbst dauert nur wenige Sekunden, ein Piks mit der Spritze, die von der medizinischen Fachangestellte Stephanie Nikschat in den linken Oberarm gesetzt wird. Danach muss Hilde Geisinger noch ein paar Minuten im Wartezimmer Platz nehmen.

Szene von einer Corona-Impfung in der Familienpraxis Kluftern, Gemeinschaftspraxis Schwandt und Sattler. Die Aufnahme ist Anfang April ...
Szene von einer Corona-Impfung in der Familienpraxis Kluftern, Gemeinschaftspraxis Schwandt und Sattler. Die Aufnahme ist Anfang April entstanden. | Bild: Stefanie Nosswitz

Margit Briemle ist mit ihren Eltern Franz und Zita Wenger zum Impfen gekommen. Der 92-Jährige und seine 88-jährige Ehefrau aus Efrizweiler haben darauf gewartet, beim Hausarzt geimpft zu werden. „Auf den Stress mit der Terminvergabe im Kreisimpfzentrum wollten wir verzichten“, so Briemle, die sehr erleichtert ist, dass es mit der ersten Impfung nun relativ schnell gegangen sei und ihre Eltern nun besser vor einer Erkrankung geschützt sind.

Die medizinischen Fachangestellten Birgit Salm (links) und Brigitta Mohr koordinieren den Empfang, verteilen die Patienten auf die ...
Die medizinischen Fachangestellten Birgit Salm (links) und Brigitta Mohr koordinieren den Empfang, verteilen die Patienten auf die Zimmer, füllen den gelben Impfpass aus und geben den Termin für die zweite Impfung mit. | Bild: Nosswitz, Stefanie
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Zweite Impfung findet in fünf Wochen statt

Am Mittwochabend sind 119 Patienten geimpft, 18 der 20 gelieferten Fläschchen sind leer, am Freitag werden nochmals zwölf Patienten geimpft. Die Termine für die zweite Impfung sind bereits hinterlegt, diese findet in fünf Wochen statt.

Die nächsten Impfdosen hat das Team bereits wieder bestellt, auch kommende Woche soll weiter geimpft werden. Ziel der Ärzte ist es, die Corona-Impfung möglichst geräuschlos in den Praxisalltag zu integrieren. In dieser Grippe-Saison habe man 800 Grippe-Impfungen durchgeführt, so Sattler. „Das lief nebenher und so muss es auch mit der Corona-Impfung funktionieren.“