Große Lücken in den Regalen, reglementierte Warenmengen, klare Sicherheitsvorkehrungen und eine zunehmend gereizte Stimmung unter den Kunden: Die Corona-Krise ist im Einzelhandel deutlich spürbar. Matthias Schmidt, Geschäftsführer der Schmidt‚s Märkte, die mit 14 Filialen in der Region vertreten sind, appelliert an alle Kunden: „Bitte bleiben Sie besonnen und verhalten Sie sich der Situation entsprechend rücksichtsvoll.“ Beim Rundgang durch den Schmidt‚s Markt in Wehr wird deutlich, was Schmidt damit meint.
Verhalten wird zunehmend rücksichtsloser
„Bis vergangenen Samstag haben wir das alles noch mit Humor nehmen können, doch seit dieser Woche hat sich die Situation deutlich zugespitzt“, sagt der Geschäftsführer. Deutlich rauer werde der Ton und rücksichtsloser das Verhalten der Kunden, beobachtet er: „Die Menschen sind zunehmend besorgt und es kommt auch schon zu aggressivem Verhalten.“

Vor allem Unverständnis hinsichtlich der Sicherheitsmaßnahmen, aber auch Wut über die Reglementierung der Einkaufsmengen wird in den Filialen wahrgenommen. „Die klare Vorgabe, welche Mengen an bestimmten Waren wie Mehl oder Nudeln gekauft werden dürfen, müssen wir leider machen. Es ist sonst einfach zu wenig für alle da“, betont Schmidt und verweist auf die gegenseitige Rücksichtnahme: „Es ist aber genug da, wenn sich alle daran halten, nur das einzukaufen, was sie wirklich aktuell benötigen.“
Hamsterkäufer auch aus Deutschland
Ob die Hamsterkäufe mit der Grenzschließung zur Schweiz nachgelassen hätten? „Es ist nicht falsch, dass die Schweizer große Mengen eingekauft haben, aber gehamstert wurde und wird auch von den Menschen in allen unseren Städten und Gemeinden“, sagt Schmidt und schildert einen Fall, der sich jüngst ereignete, als ein Kunde einen Einkaufswagen komplett voll mit Mehlpackungen gepackt hatte. Er wurde von Schmidt aufgefordert, alles wieder abzuladen. „Darüber war er natürlich nicht erfreut.“

Unter den älteren Kunden ist dagegen eher die Kartenzahlung in der Kritik – „das kann dann auch mal laut werden im Kassenbereich“, so Schmidt -, doch den Geschäftsführer besonders ärgert sind Egoismus und Überheblichkeit: „Wenn mir die Leute sagen, dass sie dann eben in 30 Minuten an einer anderen Kasse nochmal zwei Packungen Mehl kaufen würden, dann frage ich mich wirklich, was in unserer Gesellschaft schief läuft.“
Lücken in den Regalen
Die Regale sind nicht mehr so prall gefüllt, wie vor Corona. „Wir bekommen längst nicht mehr alle Mengen, die wir bestellen“, sagt Schmidt. Besonders deutlich wird das beim Toilettenpapier. Gähnende Leere in diesem Bereich. Eine Lieferung ist in Wehr nicht vor Freitag zu erwarten.
Seit Aschermittwoch sei die Situation schwierig geworden und mittlerweile wirke sich die Krise auch in anderen Sortimentsbereichen aus: Obst und Gemüse, dass in dieser Jahreszeit gewöhnlich aus Italien, Südfrankreich oder Spanien kommt, nennt Schmidt als Beispiel.
Wie es in wenigen Wochen mit dem Spargel aussieht, wenn die vielen Erntehelfer aus Osteuropa fehlen, vermag er nicht abzuschätzen. Die Auswahl werde bei europäischen Produkten auch bei Wurst und Fleisch schmäler: „Wir geben unser Bestes, die Wünsche unserer Kunden zu erfüllen, aber in diesen Zeiten der Krise müssen wir alle Abstriche machen.“
Was Schmidt schildert sei nicht nur im Wehrer Markt zu beobachten, sondern in allen 14 Schmidt‚s-Markt-Filialen in der Region. „Die Marktleiter schildern überall die gleichen Vorgänge und Probleme“, so Schmidt. Täglich finde eine Videokonferenz mit Vertretern der Filialen statt. „Es gibt ständig neue Regelungen, und wir müssen darauf reagieren.“
Keine Änderung der Öffnungszeiten
Neu ist die Möglichkeit, dass Lebensmittelgeschäfte auch sonntags öffnen dürfen. „Das werden wir aber nicht tun“, sagt Schmidt. Er ergänzt: „Zumindest nach derzeitigem Stand.“ Ebenso unverändert würde an den Öffnungszeiten der Märkte festgehalten. „So lange wir in der Lage sind, diese zu erfüllen“, sagt Schmidt.
Denn unabdingbar für einen funktionierenden Betrieb seien die Mitarbeiter. Deren Gesundheit gelte es aktuell besonders zu schützen, weshalb in allen Schmidt‚s Märkten Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden sind, auf die bereits im Eingangsbereich hingewiesen wird.
Maßnahmen in den Märkten
Mit der Desinfektion der Hände beim Betreten des Ladens beginnt der Einkauf. „Kunden sollen sparsam mit dem Desinfektionsmittel umgehen, es gibt keines mehr“, mahnt der Geschäftsführer. Markierungen vor den Frischwaren-Theken und der Bäckerei machen den Sicherheitsabstand von 1,50 Meter deutlich. „Daran müssen Kunden sich halten.

Die Mitarbeiter, die nun allesamt wieder Handschuhe tragen, sind aufgefordert, Fehlverhalten deutlich anzusprechen“, sagt Schmidt. Markierungen gibt es auch im Kassenbereich. Nachfolgende Kunden müssen mit Abstand warten, bis der Vorgänger den Kassenbereich verlassen hat. „Auch die Kunden sollen nicht dicht an dicht stehen und den Sicherheitsabstand untereinander einhalten.“
Das Bezahlen erfolgt – an der Marktkasse und ganz neu auch an der Bäckerei – dann bevorzugt bargeldlos. „Wir bitten darum mit Karte zu bezahlen, da es dem Schutz unserer Mitarbeiter dient, die Berührungen von Bargeld vermeiden sollen.“ Auch die Kunden können sich auf Wunsch schützen. Es liegen Plastiktüten für die PIN-Eingabe bereit.

„Die Krise ist für uns alle eine Herausforderung, um so mehr sollten wir uns nun rücksichtsvoll verhalten und überlegt handeln“, resümiert Matthias Schmidt und schließt mit einem Dank an all die Kunden, die dies jetzt bereits tun.