Dieser Mann ist nichts für Zartbesaitete. Nicht umsonst wird Ingo Appelt als „Enfant terrible“ der deutschen Comedy-Szene bezeichnet. Seine Wortwahl ist deftig, Mimik und Gestik kann man als unflätig bezeichnen. Der 50-Jährige polarisiert wie kaum ein zweiter. Und er begeistert die Massen. So auch bei seinem Auftritt im Gloria-Theater: Mit seinem neuen Programm „Der Staatstrainer“ sorgte der Komiker für ein ausverkauftes Haus und vor allem für riesengroße Begeisterung beim Publikum nach einer fast dreistündigen Show.

Als Ingo Appelt die Bühne betrat, war das Publikum bereits völlig aus dem Häuschen. Und die Sympathiebekundungen rissen nicht ab, obwohl der Comedian mit den Zuschauern nicht gerade zimperlich umgeht. Für Lacher und Kino im Kopf sorgt etwa Appelts anschauliche Darstellung einer Frau auf der Toilette oder die Vorstellung, dass es eine App geben könne für die erogenen Zonen einer Frau. Dank Appelt ist endlich klar, warum Männer auf Frauen in Lederklamotten stehen: „Weil die so schön nach neuen Autos riechen.“

Vor Appelts Spott ist niemand sicher. Er zieht über Neonazis ebenso her wie über Flüchtlinge, über Ossis oder auch Vegetarier. Und erst recht über Politiker. Sei es Kanzlerin Angela Merkel, Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer oder Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Welche Erklärung Appelt für Merkels Rautengeste hat, ist wie vieles andere auch schlichtweg jenseits der Gürtellinie. Und auch in vielen anderen Bereichen muss man festhalten: Charmant geht geht anders. Aber das Publikum ist begeistert und fällt von einem Lacher in den nächsten.

Speziell die Herren müssen an diesem Abend einiges einstecken und werden im Gegensatz zur holden Weiblichkeit im Theater immer stiller. Wen wundert‘s? Appelt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Herren der Schöpfung aufzuklären. Männer und Hunde seien sich sehr ähnlich, so Appelt: Beide bräuchten eine klare Ansage, um zu wissen, was Sache sei. Appelts Tipp: Eine Mischung aus „Macho und Weichei, also ein Matschei – das beschreibt die Männlichkeit der Zukunft“ (die Lacher an dieser Stelle kommen definitiv nur von den Frauen).

Dass Appelt nun auch noch von den männlichen Besuchern verlangt, sie sollen sich lauthals als Matschei bezeichnen, lässt diese endgültig verstummen. Besser wird‘s auch nicht, als Appelt erzählt, wie er seiner Frau das Frühstück bereitet und welche Leckereien es gibt: Bekleidet nur in einem kleinen rosa Schürzchen mit Spitze. Ob die zahlreichen, fast schon neidischen, weiblichen „Oohs“ dem Schürzchen oder den Speisen galten?

Appelt zeigt vollen Körpereinsatz: Er röhrt, grunzt, schreit, poltert, zeigt sein Können als Stimmen Imitator: Mario Barth, den angesäuselten Udo Lindenberg, den näselnden Til Schweiger und Herbert Grönemeyer. Er singt, spielt Piano und überzieht am Ende die Show um rund eine halbe Stunde. Das passiert selten im Theater. Aber dem Publikum gefiel fraglos auch das.