
Ein wichtiger Tag im Gloria-Theater in Bad Säckingen: Am Samstag fiel die Entscheidung, wer in das Ensemble des neuen Musical „Tommy Tailors Traumfabrik„ aufgenommen wird. Nur noch die Besten aus den vergangenen Castings in Konstanz, Zürich, Freiburg und Bad Säckingen sowie dem E-Casting standen am Start. Sieben Rollen waren schon in der vergangenen Woche vergeben worden. Am Samstag galt es also, alles zu geben, nur noch 13 Tickets für die Reise nach „Immerwo“ waren zu vergeben. Nicht minder aufgeregt als die potenziellen Musical-Darsteller war das 30-köpfige Testpublikum, darunter auch SÜDKURIER-Leser, das die Jury mit ihrer Bewertung der Darstellung unterstützen durfte. Sie durften mitbestimmen, wer einen der begehrten Plätze im neuen Musical erhalten sollte. Um 13 Uhr stand die Publikums-Jury vor dem Eingang des Gloria-Theaters.
Die Gäste sind gespannt auf das Casting, aber auch darauf, was genau von ihnen erwartet wird. Doch zuerst empfängt sie auf dem Balkon mal brütende Hitze, schließlich ist das Gloria-Theater 60 Jahre alt und hat keine Klimaanlage, sondern nur eine Lüftung aus dem Jahre 1959. Aber das ist gleich vergessen.
Kurze Zeit später ist die Zuschauer-Jury mitten im Geschehen des neuen Musicals: Der Hamburger Alexander Mikliss steht auf der Bühne als „Horst“, Scherge und Gehilfe Goranas. Ein Vergnügen, ihm zuzusehen, wie er auf die Bühne stolpert, gespielt am ganzen Körper zittert. Während er noch um eine Rolle kämpfen muss, kann Romanie Marty (rechts) ihre Darbietung gelassen angehen: Für sie als Darstellerin in der Rolle der Gorana, Tommy Tailors Tante, die mit synthetischen Träumen Geld scheffeln möchte, fiel die Entscheidung bereits in einem früheren Casting. Romanie Marty ist keine Unbekannte auf der Gloria-Bühne: Sie spielte in der hauseigenen Musical-Produktion „Lichterloh“ Frau Bürlimann. Auch am Samstag war sie in Bestform und nicht nur im Spiel mit Alexander Mikliss harmonierte sie bestens.

Doch Alexander Mikliss hat Konkurrenz für diese Rolle und der ist kein Unbekannter im Gloria-Theater in Bad Säckingen: Fabian Mutschlechner aus Südtirol. Er spielte bereits in „Happy Landing„ in verschiedenen Rollen mit. Und auch im neuen Musical darf er sich über eine Rolle freuen. Im Video gibt auch er alles als „Horst“, den Gehilfen Goranas.
Auch bei den Tänzerinnen war die Entscheidung schwierig. „Die Karten wurden noch einmal neu gemischt“, wie es Intendant Jochen Frank Schmidt später nennen wird.

Auch für die Zuschauer-Jury war es nicht einfach, unter den Bewerberinnen die Besten herauszufiltern.

Die Tänzerinnen traten sowohl in Gruppen wie auch einzeln auf.

Die Jury um Co-Regisseurin Hilde Butz, Choreografin Vanessa Vario, Indendant Jochen Frank Schmidt und Produzent Alexander Dieterle (von links) war nach jeder Gruppe, egal ob Tänzer, Sänger oder Schauspieler, heftig am Diskutieren.
Oben auf dem Balkon sammelte Produktionsassistentin Alicia die Meinungen der Publikums-Jury.
Wie fühlt sich eigentlich die Publikums-Jury mit ihrer Aufgabe, mitentscheiden zu könen, wer die besten Bewerber für die einzelnen Rollen sind? Elke Bezler aus Wutöschingen, Heike Niss aus Lörrach und Martina Schlachter aus Bad Säckingen (von links) sind begeistert, für sie ist dieser Samstag ein besonderer Tag. Alle drei machen so etwas das erste Mal. Sie fanden die Aufgabe „cool“ und „spannend“ und würden es jederzeit wieder tun. Es ist „etwas geniales, einmaliges, das man sonst nicht zu sehen bekommt. Eine Ehre.“
Das sagt Elke Bezler über ihre Rolle als Jury-Mitglied:

Während einige der Bewerber ganz lässig angezogen oder eben in Tanzklamotten auf die Bühne kamen, hatten sich einige der Bewerber schon im Vorfeld Gedanken gemacht, wie sie auch schon optisch ganz klar punkten könnten:
Toby Partridge aus Vaihingen Enz übernimmt in „Tommy Tailors Traumfabrik„ die Rolle des Betriebsleiters. Er hatte sich als Grandpa „Goody Goodman, Betriebsleiter und Zauberer Jamiro beworben und Chancen ausgerechnet. Und er behielt recht: Dass er die Rolle des Betriebsleiters spielen wird im neuen Musical, konnte Intendant Jochen Frank Schmidt ihm jedoch nicht mehr auf der Bühne persönlich sagen, denn Partridge befand sich bereits vor der Bekanntgabe auf der Heimreise.
Perfekt: Der Schweizer Thomas Hardegger aus Basel überzeugte die Jury mit seiner Darbietung. Er übernimmt die Rolle des Großvaters von Tommy Tailor, den Grandpa „Goody Goodman.“
Auf ihn dürften sich die Besucher des Gloria-Theaters, vor allem die weiblichen, besonders freuen: Markus Oschwald. Intendant Jochen Frank Schmidt hatte sich für ihn in der Hauptrolle als „Tommy Tailor„ bereits zu einem früheren Zeitpunkt entschieden. „Er wird die Rolle unglaublich formen“, ist sich Schmidt sicher: „Ein Top Sänger, er sieht verdammt gut aus und kann viele verschiedene Emotionen zeigen.“ Markus Oschwald spielte bereits die männliche Hauptrolle Radames im Disney-Musical „Aida“ im Gloria-Theater.
Er könnte zu einem der Publikumslieblinge im neuen Musical werden: Richard Mc Cowen wird als „Herb, das Schweinhorn“ in „Tommy Tailors Traumfabrik„ zu sehen sein. Der gebürtige Amerikaner aus Kalifornien/San Franzisco lebt in Bremen, spielte unter anderem über 500 Mal den „Pumbaa“ in Disneys „König der Löwen“ in Hamburg. Bevor Mc Cowen seine Liebe für das Genre Musical entdeckte, trat er als Opernsänger in den USA, Europa und Kanada auf, unter anderem als Siegmund in Richard Wagner‘s Oper „Die Walküre“, als Macduff in Guiseppe Verdi's „Macbeth“, sang die Titelpartie in Verdi's „Otello“. Mc Cowen blieb bis zuletzt „optimistisch“, setzte sich gegen drei Konkurrenten durch. McCowen hatte nicht nur die Jury, sondern auch das Testpublikum mit seinen Darbietungen überzeugt und für viele Lacher gesorgt. „Einer der absoluten Stars unseres Musicals“, freute sich Schmidt.
Und noch ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten stand an: Michael Gugel aus Freiburg. Er spielte in „Lichterloh“ und dem Disney-Musical „Aida“ bereits im Gloria-Theater in Bad Säckingen. Gugel lebt in Berlin und ist unter anderem auch als TV-Schauspieler und Synchronsprecher unterwegs. Beim Casting im Gloria-Theater überzeugte er mit seiner Darstellung als Zauberer Jamiro und ist so einer der 13 Sieger.
Die Darsteller vertrieben sich die Zeit zwischen ihren Auftritten und bis zur endgültigen Entscheidung ganz unterschiedlich: Sich ganz gelassen in kleinen Grüppchen unterhaltend, sich nochmals in die Rolle vertiefend, Schrittfolgen übend. Bangen und Zittern auch bei Kirsten Kohler, Gracia Franzrahe, Samantha Szkopiak und Alexander Mikliss (von links). Sie warten im Foyer des Gloria-Theater in Bad Säckingen auf die Entscheidung der Jury. Alexander Mikliss aus Hamburg, war nicht nur als „Herb“ – Bewerber eine starke Konkurrenz für seine Mitbewerber. Dass er in das Ensemble für „Tommy Tailors Traumfabrik„ aufgenommen wurde, hatte er am Ende leider verpasst, saß er doch bereits schon wieder im Zug nach Hamburg.
Am Ende hieß es aber für alle: Auf jeden Fall die Tanzschuhe ausziehen und den Füßen eine Ruhepause gönnen.
Und wie sahen die Darsteller ihre Chancen? Tänzerin Julie Rösser aus Bern wartet auf die Entscheidung: „Ich bin gespannt, ob ich da reinpasse, was sich die Jury vorstellt. Aber es ist schwer zu sagen, hier sind so viele gute Leute.“
Toby Partridge aus Vaihingen-Enz: „Mein Gefühl sagt mir, irgendeinen Treffer werde ich landen.“
Geschafft: Die Jury um Indendant Jochen Frank Schmidt (links), Produzent Alexander Dieterle (rechts) und Choreografin Vanessa Vario (vorne rechts) sowie Co-Regisseurin Hilde Butz (nicht auf dem Foto) hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Rund anderthalb Stunden hatten die vier gesessen und diskutiert. Nicht immer waren sie sich einig gewesen, wie Schmidt im Nachhinein erzählte. Manchmal sei dann die Stimme der Publikums-Jury „das Zünglein an der Waage“ gewesen.“ Doch am Ende standen die 13 restlichen Darsteller fest. Neun von ihnen sind auf dem Foto zu sehen (hinten von links neben Schmidt): Lorenzo Pedrocchi, Michael Gugel, Markus Oschwald, Richard Mc Cowen, Fabian Mutschlechner und Thomas Hardegger; vorn von links: Patricia Faber, Irene Peios und Barbara Britsch.