Das Konzept eines Bürgerleitbildes für Bad Säckingen ist im Gemeinderat durchgefallen. Vor allem die CDU übte Kritik an dem Werk, das ihrer Ansicht nach zu viele Allgemeinplätze beeinhalte. Vieles in dem Leitbild könne für jede Gemeinde gelten, meinte etwa CDU-Stadtrat Clemens Pfeiffer.
In Zusammenarbeit mit Frank Leichsenring vom Büro „Komm...zept“ wurden 2019 in zwei Bürgerworkshops Ideen zur Ausgestaltung des Leitbilds Bad Säckingen bis zum Jahr 2035 erarbeitet. Die Ergebnisse lagen als Entwurf jetzt dem Gemeinderat vor. Fazit nach längerer Diskussion: Das Thema wird in der Sitzung am 22. Juni noch einmal beraten. Abzuzeichnen scheint sich schon jetzt: Konkrete Handlungsanweisungen will der Gemeinderat darin mehrheitlich wohl nicht sehen. Clemens Pfeiffer sagte es so: Er könne es allenfalls als „Bürgerleitbild zur Kenntnis“ nehmen. CDU-Fraktionssprecher Michael Maier sah es genauso: Für ein richtiges Leitbild der Stadt fehle die Sichtweise des Gemeinderates. Das Gremium habe sich in mehreren Klausurtagungen über Ziele und Entwicklung der Stadt Gedanken gemacht. Dies fehle hier völlig.
Ebenso vermisste Fraktionskollege Pfeiffer in einem kompletten Leitbild konkretere Ideen zum Thema Bildung und Wirtschaft. Das komme ihm hier deutlich zu kurz. Zudem seien viele der Ziele unverbindlich formuliert. So heißt es in dem Konzept beispielsweise: „Die Zielsetzung der Stadtentwicklung sind die menschengerechte Stadt und entsprechend gestaltete Wohngebiete.“ Andererseits stieß sich Pfeiffer wiederum an einer zu konkreten Formulierung, die dem Gemeinderat keine Entscheidungsfreiheit mehr belasse: „Die autofreie (Innen-)Stadt wird durchgesetzt“.
Auch Fred Thelen, Fraktionssprecher der Freien Wähler, plädierte dafür, das vorgelegte Papier allenfalls als Bürgerleitbild zur Kenntnis zu nehmen.
Frank Leichensring, der die Leitbildentwicklung begleitet und moderiert, versuchte zu retten, was zu retten war: Es handle sich hierbei nur um Ziele aus der Bürgerschaft, sie hätten empfehlenden Charakter. Es solle eine Entscheidungshilfe für den Gemeinderat sein, damit dieser wisse, welche Ideen aus der Bürgerschaft kommen. Bürgermeister Alexander Guhl war ebenfalls enttäuscht: „Es ist nicht zielführend, erst die Bürger an einem Leitbild zu beteiligen und es dann nicht zu verabschieden.“ Er bedauerte andererseits, dass sich seiner Ansicht nach zu wenig Bürger an dem Prozess beteiligt hätten. Dennoch gebe es Greifbares und letztlich die Frage: „Was machen wir dann aus den Ergebnissen des Bürgerdialoges?“ Ähnlich argumentierte Franz Stortz (Grüne). Er fand, dass man den Bürgern vor den Kopf stößt, wenn man sie zuerst zu einem Dialog einlade und dann die Ergebnisse ignoriere. Er forderte, an dem Konzept weiterzuarbeiten. Sein Fraktionskollege Rolf Joist sprach die unterschiedlichen Analysen an, die die Stadt laufen habe. Es müsse auch an die Umsetzung gedacht werden, so Joist.
Das Leitbildkonzept, das durch den Bürgerdialog erstellt wurde, behandelt mehrere Themenbereiche. In der Leitvision heißt es: „Bad Säckingen zeichnet sich durch eine lebendige Kooperation zwischen Stadt, lokalen Betrieben und Bürgerschaft aus sowie dem gemeinsamen Willen, sich den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft in allen Bereichen des Lebens und Arbeitens zu stellen. Das Zusammenleben in Bad Säckingen ist geprägt durch gegenseitige Toleranz und Achtsamkeit und stellt das Gemeinwohl vor das Eigenwohl.“
Konkreter wird es teilweise in den Themenbereichen Wohnen in Bad Säckingen, Wirtschaft und Arbeiten in Bad Säckingen, Gesundheitsversorgung und Kurwesen, Grundversorgung (Handel, Dienstleister, Ver- und Entsorgung), zukunftsfähige Mobilität, Umwelt, Natur und Klimaschutz, Freizeit und Tourismus, Rathaus, Gemeinderat und Finanzen.