„Das ganze Land soll ausgemessen werden“, lautete am 13. Juni 1769 die Anweisung der vorderösterreichischen Regierung, weil eine den land- und forstwirtschaftlichen Erträgen angemessene Steuererhebung angestrebt wurde. Es sollten Bannpläne entstehen, auf denen die einzelnen Nutzungsarten dargestellt sind und so auch deren Flächeninhalte berechnet werden konnten. Qualifizierte Geometer hatten dies in den damalig österreichischen Vorlanden, zu denen auch Gebiete links und rechts des Hochrheins gehörten, vorzunehmen.
Landvermesser gab es damals selten
Doch für hoheitliche Aufgaben geeignete Geometer gab es 1769 so gut wie nicht. Also mussten sie schleunigst ausgebildet und vereidigt werden. Für die Hochrheinregion standen die ersten drei Landvermesser nach entsprechender Schulung 1773 bereit, und zwei Jahre später fanden sich vier weitere Kollegen ein. Sie kamen überwiegend von weit her, doch 1777 gesellte sich als achter und letzter Geometer der am 22. August 1730 in Säckingen geborene und wohnhafte Joseph Fridolin Kunzelmann hinzu.

Der Säckinger Geometer heißt Kunzelmann
Im ersten Jahr seiner Betätigung war Kunzelmann noch mit dem aus Rottweil stammenden und seit 1775 in Waldshut wohnhaften Johann Hünerwadel zugange. Sie vermaßen den Laufenburger Bann (frühere Bezeichnung einer Gemarkung) der sich über beide Seiten des Rheins erstreckte, sowie den Niederhofer Bann und brachten die gewünschten Pläne hervor.
1778 lieferte Kunzelmann dem Hochfürstlichen Stift Säckingen je einen Plan über den Sennwald bei Egg und über die Güter im Katzenmoos, bevor er den linksrheinischen Bann der Gemeinde Kaisten, der 3777 Jauchert (1359 Hektar) umfasste, bearbeitete. 1779 ging es noch einmal in den Niederhofer Bann, weil er der Obrigkeit einen überarbeiteten Ausmessungs- und Berechnungsplan vorzulegen hatte.

1780 waren die Banne Albert und Rhina an der Reihe, und noch im selben Jahr ging es wieder über den Rhein nach Gansingen und Sisseln. 1781 war Kunzelmann in Ittental und Etzgen aktiv und 1782 sowie 1783 nahm er das langgestreckte Areal der bis 2010 bestehenden Gemeinde Sulz, von Rheinsulz über Leidikon, Bütz, Sulz bis Obersulz, gründlich unter die Lupe.
Wahl zum Ratsherrn der Stadt Säckingen
Geometrisch ging es dann erst vier Jahre später wieder voran. Möglicherweise hängt das mit seiner Wahl zum Ratsherrn der Stadt Säckingen zusammen. Demzufolge brachte Kunzelmann seinen Sachverstand auch zum Wohl seiner Heimatstadt ein. Mit den Ortschaften Stadenhausen, Luttingen und Grunholz hatte er 1787 sein letztes größeres Betätigungsgebiet abgeschlossen und auf einem Plan abgebildet und – wie bei allen anderen Ortschaften – die einzelnen Nutzungsarten sorgfältig aufgelistet und flächenmäßig berechnet. Im selben Jahr hatte er noch die sogenannte Kellerreute (Gewann an der Rippolinger Gemarkungsgrenze) zu vermessen und ihre Fläche zu ermitteln.

Anfangs 1788 waren für Kunzelmann, wie auch für die anderen sieben Geometer hierzulande, die von der vorderösterreichischen Regierung beauftragten Tätigkeiten abgeschlossen. Doch akribisch arbeitende Landvermesser waren für Land und Leute weiterhin ein Segen. So besann man sich in Sisseln im Februar 1790 auf den Ratsherrn der benachbarten Fridolinsstadt, der schon zehn Jahre zuvor zur großen Zufriedenheit ihre ganze Gemarkung vermaß. Man bat ihn, einen Plan zu erstellen, um aktuelle Grundstücks- und Entschädigungsangelegenheiten regeln zu können.

Über den Sisselbach wurde nämlich eine neue Brücke gebaut und gleichzeitig die Landstraße auf einer Länge von 760 Ruten (240 Meter) neu ausgerichtet. Kunzelmann hatte den Geländeerwerb von den neun betroffenen Eigentümern zu berechnen, möglicherweise ahnend, dass dieses Werk seine letzte berufliche Tätigkeit war. Denn wenige Monate später, am 12. Oktober, starb er im Alter von 60 Jahren an „Wassersucht der Brust“, wie die in lateinischer Sprache geschriebene Todesursache gedeutet werden könnte.