E-Bike statt Auto? Eine Frage, die sich angesichts der Klimakrise und seit neustem wegen der steigenden Spritpreise immer mehr Menschen fragen dürften. So auch Anna-Maria Huber aus Görwihl-Rotzingen, die sich im Februar für den Umstieg entschieden hat.
Bereut habe sie den Umstieg bisher nicht – auch wenn sie jetzt für ihre Fahrten mehr Zeit einplanen muss. Für sie sei die Zeit auf dem Fahrrad aber vor allem eine gelungene Pause im Alltag. „Bei mir war es so, wenn ich mich ins Auto gesetzt habe, war es eher eine Stresssituation: Ich muss jetzt gleich dort sein“, erzählt sie.
Weniger Stress auf dem Fahrrad
Mit dem E-Bike sei es anders. Man sehe viel mehr von der Umgebung, erklärt die 24-jährige. Natur, Wald und fast täglich auch Tiere. Stress kommt bei der Fahrt mit dem elektrischen Fahrrad nicht auf: „Man weiß, man kommt nicht schneller voran.“

Das helfe auch beim Abschalten nach der Arbeit – viel besser als beim Auto. Sonst brauche sie lediglich fünf Minuten für den Weg nach Hause. Da sei sie beim Heimkommen im Kopf immer noch bei der Arbeit.
Ein weiterer schöner Nebeneffekt: über die steigenden Benzinpreise muss sie sich nur bedingt den Kopf zerbrechen. Denn nur hin und wieder muss sie sich für längere Strecken mal ein Auto ausleihen. Gerade im hügeligen Hotzenwald sind dann eben doch nicht alle Fahrten auf zwei Rädern zu schaffen.
Der Klimaschutz als erster Grund
Mit dem Gedanken, das Auto durch ein Fahrrad zu ersetzen, beschäftigte sich Anna-Maria Huber besonders aus einem Grund: „Klimaschutz ist mir super wichtig“, sagt sie.
Im Februar ergab sich dann gezwungenermaßen die Gelegenheit für den Umstieg. „Mein Auto hat mich im Skiurlaub im Stich gelassen“, erzählt sie. Danach sei ihr aber klar gewesen, dass sie kein neues Auto möchte.
Viele Fragen, auch bei der Lieferzeit
Wie Anna-Maria Huber dürften viele an einen Umstieg denken oder zumindest daran, Autofahrten zu reduzieren. Wer sich aber ein neues Rad zulegen will, muss vieles beachten. Wie viel Leistung brauche ich? Wie lang sind die Strecken, die ich fahre? Habe ich einen Händler, der den Service vornehmen kann?
Auch beim Begriff „E-Bike“ ist Vorsicht geboten. Fast alle verkauften elektrischen Fahrräder sind eigentlich sogenannte Pedelecs, die nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde unterstützt werden. Sie gelten rechtlich noch als Fahrräder.
Richtige E-Bikes haben eine weit höhere Leistung, weshalb unter anderem eine Versicherung nötig ist. Wer also im alltäglichen Sprachgebrauch „E-Bike“ sagt – so wie in diesem Artikel – meint meist das Pedelec.
Wichtige Unterscheidungen und rechtliche Aspekte
Ein weiteres Problem ist ebenfalls schnell ausgemacht. Ist einmal das Wunschmodell gefunden, bleibt die Frage:
Wann ist das Rad eigentlich da?

Klaus Riedl, Betriebsleiter des Fahrradgeschäfts Riedl-Leirer in Bad Säckingen, erklärt, dass das mit den Lieferzeiten im Moment schwierig sei. Zwei Jahre Wartezeit sei bei bestimmten Modellen keine Seltenheit.
Das gilt sogar für alle Fahrräder. Besonders bei Kinderrädern sei es im Moment schwierig mit Lieferungen.
Hohe Nachfrage, unterbrochene Lieferketten
Dass im Moment viele Modelle nicht erhältlich seien, sei eine Mischung aus hoher Nachfrage und den Nachwirkungen der Pandemie, so Riedl. Seit Beginn der Pandemie, als viele Fabriken besonders im asiatischen Raum stillstanden, gebe es einen „Rückstau ohne Ende.“
Als Kunde sieht man im Geschäft zwar einen vollen Verkaufsraum – hier steht Fahrrad an Fahrrad. Das Außenlager und das Lager im Keller seien aber größtenteils leer. „Wir leben von der Hand in den Mund. Was reinkommt, kommt direkt in den Laden oder ist schon verkauft“, sagt Riedl.

Kontrolle über die Situation hätten Händler wie Riedl kaum. „Wir wissen teilweise im März nicht, was im April kommt“, so der Geschäftsleiter. Wer spezielle Wünsche hat, müsse unter Umständen lange warten. Insgesamt sei aber immer noch Material da.
Mehr E-Bikes als normale Räder
Ähnliches berichtet auch Michael Wissler, Mitarbeiter des 2-Rad-Center in Wehr. Die Nachfrage, insbesondere nach E-Bikes, sei hoch. Wissler meint, dass dies typisch für die hügelige Region sei. Immer wieder würden Kunden aber auch die aktuellen Benzinpreise als Grund für den Kauf nennen: „Sie möchten eine Alternative zum Auto und dementsprechend wählen können.“
Wie das Geschäft Riedl-Leirer hat aber auch das 2-Rad-Center mit Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit zu kämpfen. „Wir als freie Händler haben es ein bisschen schwieriger“, erklärt Wissler. Gerade von Herstellerseite sei die Unterstützung zu gering. Das mache auch die Vorausplanung schwer.
Leasing wird beliebter
Auch Florian Strasser, Geschäftsleiter bei E-Biker in Laufenburg und Binzen, kann von einer hohen Nachfrage berichten.

Neben den privaten Kunden erklärt Strasser, dass besonders Firmen immer öfter ein Fahrrad-Leasing für ihre Mitarbeiter anbieten wollen. Der Vorteil: Leasing-Angebote von Firmen seien steuerlich begünstigt. „In erster Linie steht die Gesundheit der Mitarbeiter“, begründet Strasser das steigende Interesse von Firmen an dem Leasingangebot des Radgeschäfts.
Die Große Nachfrage mache seinem Geschäft keine Probleme, erklärt Strasser. Die Lager seien gut gefüllt und man lege auch bei der Beratung Wert darauf, dass Kunden ihr Fahrrad direkt mitnehmen können.
Auch gebrauchte Fahrräder sind eine Option

Anna-Maria Huber legte sich hingegen kein neues Rad von einem Händler zu. Stattdessen suchte sie nach einem gebrauchten E-Bike. Ein Neukauf kam aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht infrage. Die Suche erinnert dabei ein wenig an eine Autosuche. Sie musste genau hinschauen, wie die Restleistung des Akkus ist, welches Baujahr hat das Fahrrad und ob ein regelmäßiger Service vorgenommen wurde.
Und wie beim Autokauf sei auch eine Probefahrt wichtig gewesen. Schließlich zahlt man auch für ein gebrauchtes E-Bike nicht wenig Geld und zu Beginn handelte es sich für Anna-Maria Huber zunächst um einen Versuch. „Ich habe einfach gesagt, ich probiere es mal aus“, sagt die 24-Jährige. Den Wunsch, wieder auf ein Auto umzusteigen, hat sie bisher noch nicht.