Herr Meyer, Herr Jehle, morgen wäre mit dem Wäldertag, der höchste weltliche Feiertag für Bad Säckingen über die Bühne gegangen. Wie geht es Ihnen bei diesem Gedanken?
Michael Jehle: Es fehlt halt jetzt alles, keine Frage. Uns war das schon am 6. Januar klar, wo eigentlich das Narrengericht über den Bürgermeister richten sollte. Aber auf dem Schirm habe ich es immer noch nicht ganz, aber das wird ganz bestimmt kommen, je weiter die Fasnachtszeit voranschreitet. Denn jeder Tag der Fasnacht ist ein Besonderer für jeden von uns. Wir machen gerne Fasnacht mit der Bevölkerung und haben Spaß daran, das Brauchtum zu pflegen, an die jüngere Generation weiterzugeben und es so weiterleben zu lassen.

In der Hauptversammlung der Zunft haben Sie die Mitglieder abstimmen lassen und alle haben dafür gestimmt, die Fasnacht nicht stattfinden zu lassen.
Rolf Meyer: Dafür sind wir den Mitgliedern auch sehr dankbar, dass sie gemeinsam mit dem Vorstand an einem Strang gezogen haben. Denn die Verantwortung liegt beim Vorstand. Nicht auszudenken, wenn die Fasnacht stattgefunden hätte und wir wären dadurch der neue Corona-Hotspot geworden. Und wir sind sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Denn die Mitglieder haben auch ohne Gegenstimme zugestimmt, dass in diesem Jahr niemand mit dem Häs unterwegs sein wird. Und falls andere Gruppen von außerhalb der Meinung sind, doch irgendeine Aktion in Bad Säckingen starten zu wollen, haben wir bereits mit der Stadt abgesprochen, dass dem ein Riegel vorgeschoben werden soll. Aber die Entscheidung gegen die Fasnacht ist uns nicht leicht gefallen, denn dafür sind wir einfach zu sehr Narren. Uns macht es ja Spaß, die Fasnacht für die Bevölkerung zu organisieren und zu feiern. Aber wir haben die Entscheidung zum Schutz der Bevölkerung gefällt.
Die Narrenzunft hat ja mit Oktober schon recht früh eine Entscheidung gefällt. Wenn sich in der Zwischenzeit etwas geändert hätte an den Regelungen, hätte es dann noch eine Chance für die Bad Säckinger Fasnacht gegeben?
Michael Jehle: Man kann nicht erst im Oktober oder November anfangen zu organisieren und eine ganze Fasnacht aus dem Boden stampfen. Denn die Planungen für das kommende Jahr beginnen bereits nach den Sommerferien. Aber natürlich wären wir in der Lage gewesen, ein reduziertes Programm auf die Beine zu stellen. Und grundsätzlich wären wir offen gewesen für alles, natürlich unter Berücksichtigung der geltenden Regeln. Aber wie es sich gezeigt hat, es hat nicht sollen sein.

Ohne Fasnacht werden Sie ja jetzt auch nicht alle Mitglieder der Narrenzunft zu Gesicht bekommen. Wie halten Sie Kontakt?
Rolf Meyer: Ich möchte jeden Monat einen Brief an die Mitglieder verfassen und sie auf dem Laufenden halten. Uns ist der Kontakt sehr wichtig. Denn es fehlen ja jetzt die Treffen im Vorfeld und die Arbeitsdienste während der Fasnacht. Denn diese dienen der Gemeinschaft und dem Vereinsleben.
Einige Zünfte haben sich Gedanken darüber gemacht, wie sie in den Köpfen der Bevölkerung bleiben können, denen die Fasnacht ebenfalls fehlt. Die Narrenzunft Bad Säckingen hat eine besondere Fasnachtsplakette entworfen, die ein Joggele mit einem Mundschutz zeigt.
Rolf Meyer: Ja, das ist unser Beitrag an die Bevölkerung und diese Plakette wird uns künftig wohl auch immer an diese sonderbare Zeit erinnern. Doch ein Gutes hat dieses Corona, wenn man überhaupt davon sprechen kann: Wir können uns jetzt noch mehr auf die Fasnacht im kommenden Jahr freuen und sind überzeugt, dass auch die Bevölkerung motiviert sein wird. Denn eins wird auch Corona nicht schaffen: Wir werden nicht verlernt haben, närrisch zu sein. Das wird uns niemals verloren gehen.