Liebe Leserinnen und Leser!

Möchten auch Sie mitdiskutieren? Dann schreiben Sie uns per Mail an hochrhein@suedkurier.de. Zur Verifizierung der Echtheit der Leserbriefe benötigen wir Ihren vollen Namen sowie die Anschrift und eine Telefonnummer, unter der wir Sie für Rückfragen erreichen können.

Das schreibt der niedergelassene Arzt: „Etwas mehr Objektivität!“

Zu unseren Beiträgen ‚Trotz tausender Unterschriften ist eine Wiedereröffnung der Notfallpraxis wenig wahrscheinlich‘ über die Übergabe von 9000 Unterschriften für den Erhalt der Praxis und ‚Jetzt ist es raus: KV-BW schließt die Notfallpraxis endgültig‘ über deren Schließung meldet sich mit Dr. Carsten Kurth ein niedergelassener Arzt aus Waldshut-Tiengen und ärztlicher Leiter des DTZMVZ Waldshut zu Wort:

„Seit einiger Zeit lese ich im SÜDKURIER zum Thema Schließung der KV Notfallambulanz in Bad Säckingen nur negative Kommentare von allen Seiten. Hat sich irgendeiner der Kommentatoren (m,w,d) auch nur einmal die Mühe gemacht, mit den betroffenen Ärztinnen und Ärzten zu reden? Wir haben im Land mehrere hundert unbesetzte Arztsitze, insbesondere bei den Hausärzten. Die, die übriggeblieben sind, bemühen sich, dem Ansturm der Patientinnen und Patienten irgendwie gerecht zu werden und sind irgendwann auch am Ende ihrer Kräfte. Die Patientinnen und Patienten, die vor vollen Wartezimmern stehen oder vor Praxen, die aus Kapazitätsgründen keine neuen Patienten mehr aufnehmen können, können ein Lied davon singen. Ist es da so verwerflich, gerade in Zeiten, in denen über die 35-Stunden-Woche oder die 4-Tage-Woche diskutiert wird, dass die Kolleginnen und Kollegen auch einmal ein Wochenende frei haben wollen, um sich zu erholen?

Wir sind genauso erschüttert über die Tatsache, dass ein Gerichtsurteil dazu geführt hat, dass eine große Anzahl williger Honorarärztinnen und Honorarärzte diese Dienste nicht mehr übernehmen darf. Sollten unsere Politiker (m,w,d) jeglicher Couleur nicht endlich ihrem Wahlvolk reinen Wein einschenken, nämlich, dass die Zeit der Vollkaskomentalität vorbei ist und wieder mehr Eigenverantwortung an der Tagesordnung steht? In den hochgelobten skandinavischen Ländern müssen manche Patienten bis zu 100 Kilometer am Wochenende fahren, um einen Facharzt (zum Beispiel einen Augenarzt) zu sehen, und das auch erst nach telefonischer Überprüfung der Indikation durch eine Fachschwester. Diese Telefonsprechstunde ist zum Beispiel ein Ansatz, der auch bei uns vermehrt diskutiert werden sollte.

Übrigens ist die Zahl der Patienten in der Ambulanz in Waldshut seit der Schließung in Bad Säckingen nicht deutlich gestiegen. Warum beschweren sich nicht mehr Kolleginnen und Kollegen über diese unwürdige Berichterstattung? Ich glaube, sie haben resigniert und gehen lieber etwas früher als geplant in den Ruhestand. So ist die Realität, die keiner wegdiskutieren kann. Wir erleben es jeden Tag. Also, liebe Politikerinnen und Politiker, Kommentatorinnen und Kommentatoren, etwas mehr Objektivität und sachliche Information, mehr Gesprächsbereitschaft mit- und nicht übereinander, das würde uns allen helfen, eine gemeinsame Lösung zu finden.“

Leserbrief: „Schafft die KV ab und gebt das Geld lieber den Landärzten“

Zur Schließung der Notfallpraxis meldet sich auch Leser Josef Minderjahn aus Wehr zu Wort:

„Die KV sollte man umbenennen in Karnevalsverein Südbaden. Oder noch zutreffender wäre die Bezeichnung Katastrophen Verein! Diese Vereinigung ist so nutzlos und sinnlos, dass man sie in der heutigen Zeit abschaffen sollte. Die Leute, die dort tätig sind, sind es nicht wert weiter von Ärzten -und Apotheken Mitgliedsbeiträge zu fordern, damit die Sicherheit des Vorstands und Aufsichtsrates abgesichert sind.

In solchen Gremien hat der Bürger keine Mitsprache Recht, der Beweis sind 9000 Unterschriften, die keinerlei Beachtung und Respekt bei denen in der KV zum Nachdenken verdienen! Der Beschluss war schon vorher gefallen, das hat die Frau Reinhardt unter Beweis gestellt. Das ist nicht nur dreist, sondern im Ganzen zeigt dies, dass so ein Verein sich über alles hinweg setzen kann, was nicht in das persönliche Thema dieser Direktion passt! Erst die Schließung des KKH Bad Säckingen durch unseren Gesundheitsminister Lucha, übrigens eine hervorragende Arbeit, wie es sich heute im Gesundheitsbereich Waldshut zeigt. Und nun auch noch die letzte Hoffnung zu streichen und somit den Bereich Wehr und Bad Säckingen auf eine Notfallpraxis, für die Bevölkerung ins Verderben zu führen!

Die Vorstände der KV sind mit Gewissheit alle privat versichert und können es sich somit leisten und gut gehen lassen in der Schweiz behandelt zu werden! Stuttgart interessiert das überhaupt nicht, was hier am Hochrhein abläuft. Die Bürger in Wehr und Bad Säckingen wie alle anderen Orte in dieser Region sollen 30 Kilometer nach Lörrach oder Waldshut fahren in die dortigen Kliniken. Wenn sie dort angekommen sind dürfen sie zehn bis zwölf Stunden Wartezeit einrechnen, bis das man sich um sie kümmert, eigene Erfahrung in Lörrach! Und nur wenn sie Glück haben, findet auch eine Behandlung statt, falls sie nicht nach Hause geschickt werden! Schafft die Chaoten der KV ab, gebt das ersparte Geld lieber den Landärzten und Apotheken!“

Pro Spital antwortet auf Leserbrief: „Notfallambulanzen am Limit“

Zur Schließung der KV-Notfallpraxis antwortet Beatrix Köster vom Förderverein Pro Spital auf den Leserbrief des niedergelassenen Arztes aus Waldshut-Tiengen:

„Wir vom Förderverein Pro Spital Bad Säckingen und einige zusätzliche Helfer, haben sich die Mühe gemacht, Unterschriften für die Öffnung der Notfallpraxis zu sammeln. Wir sind dabei auch in Praxen gegangen und haben gefragt, ob wir die Listen auslegen dürfen, dabei sind wir auch in das Gespräch mit den Ärzten gekommen. Diese waren alle der Meinung, dass das eine Schweinerei sei, dass die Notfallambulanz geschlossen wurde.

Die Ärzte in der Notfallpraxis waren Ärzte, die sich ein Zubrot verdienen wollten, weil sie schon in Rente waren, oder zurzeit familiär gebunden waren und keine Praxis führen konnten oder wollten. Diese Ärzte haben für die niedergelassenen Ärzte gearbeitet. Die niedergelassenen Ärzte haben sich dadurch von den Notfalldiensten freigekauft und haben hohe Summen dafür bezahlt. Ich glaube, Herr Kurth verwechselt diese Ärzte mit den Ärzten, die bei Notfallsituationen gerufen werden. In einem Bericht vom SWR vom 8. November 2023 wird klar dargestellt, dass die Notfallambulanzen in den Kliniken Waldshut und Lörrach am Limit seien und viele Patienten nicht in die Notfallambulanz einer Klinik gehören. Gerade diese Patienten haben die Notfallpraxen aufgegangen. Zur Meinung von Herrn Kurth gibt es einen starken Widerspruch.“

Die Antwort des Arztes: „Viele haben sich nicht ausreichend informiert“

Zu unseren Beiträgen ‚Trotz tausender Unterschriften ist eine Wiedereröffnung der Notfallpraxis wenig wahrscheinlich‘ über die Übergabe von 9000 Unterschriften für den Erhalt der Praxis und ‚Jetzt ist es raus: KV-BW schließt die Notfallpraxis endgültig‘ über deren Schließung antwortet der Waldshut-Tiengener Arzt Carsten Kurth auf einen Brief von Beatrix Köster vom Förderverein Pro Spital:

„Eigentlich wollte ich mich ja nicht mehr äußern, aber da ich auch direkt angesprochen worden bin, tue ich es doch. Ich werde übrigens der Einfachheit halber die männliche Form benutzen, meine aber immer m,w,d. Viele Menschen, so auch unsere Landtagsabgeordnete Hartmann-Müller, scheinen das Problem noch nicht erkannt zu haben, oder haben sich noch nicht ausreichend informiert. Das Zauberwort heißt ‚Scheinselbstständigkeit‘ , und wer mag, kann es recherchieren (neudeutsch googeln) und wird auf interessante Erkenntnisse stoßen. Es ist nämlich so, dass jeder Kollege, der keine aktuelle KV Zulassung hat, also leider auch unsere ehemaligen Kollegen im Kreis, nach dem besagten Gerichtsurteil Sozialabgaben auf ihr ‚Gehalt‘ zahlen müssten, was sie natürlich nicht wollen und die KV nicht darf oder kann. Der ‚Arbeitgeber‘ der KV ist nämlich die Politik bzw. deren Gesetze (nachzulesen im Sozialgesetzbuch), und der Spielraum der KV ist begrenzt. Wenn die Bürgerinnen und Bürger wirklich etwas Gutes tun wollen, dann schreiben sie eine Petition gegen dieses Gesetz oder für eine Ausnahme in diesem speziellen Fall. Wenn sie Erfolg hätten, wäre ihnen niemand dankbarer als wir. Noch ein Nachsatz zu dem Leserbrief des Herren aus Wehr, der soweit unter der Gürtelline war, dass man sich eigentlich fremdschämen muss. Machen Sie so weiter, dann ist auch der nächste Hausarzt und Facharzt bald weg, und dann müssen Sie leider (!) noch weiter fahren. In diesem Sinne: Dialog und nicht Konfrontation.“

Weitere Leserbriefe zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren

Über die Hintergründe der Schließung der KV-Notfallpraxis können Sie hier nachlesen:

Das könnte Sie auch interessieren