41 Produktionen von Musiktheatern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten sich für den Deutschen Musical Theater Preis 2022 beworben. Darunter waren namhafte Bühnen wie das Theater des Westens in Berlin oder das Theater der Jugend in Wien.
Umso überraschender war es, dass in einer der 14 Kategorien der Preis an das vergleichsweise kleine Gloria-Theater in Bad Säckingen ging. Dessen Produktion „Tommy Tailors Traumfabrik“ wurde für das beste Bühnenbild ausgezeichnet.

Die von den Mitgliedern der Deutschen Musical Akademie und einer Fachjury gefällte Entscheidung wurde am Montagabend bei einer Gala in Schmidts Tivoli in Hamburg bekanntgegeben. Kaum hatte der Musikkabarettist Bodo Wartke als Moderator das Geheimnis um 21.44 Uhr gelüftet, durften Andrea Ferraro, Karl Thomann, Alexander Dieterle und Jochen Frank Schmidt strahlend den Preis entgegennehmen.
„Ich mache jetzt 22 Jahre Musical. Und das ist mein erster Preis“, freute sich nach einer Feier bis in den späten Morgen hinein und nur eineinhalb Stunden Schlaf am Dienstag der eben nach Bad Säckingen zurückgekehrte Jochen Frank Schmidt. Der Gloria-Intendant versteht den Preis als Auszeichnung für das gesamte Team des Musiktheaters. „Wir haben uns alle tierisch gefreut, dass nun auch bundesweit gesehen und anerkannt wird, was wir hier in Bad Säckingen machen. Das tut echt gut!“

2006 gründeten Schmidt und Alexander Dieterle hier die Gloria-Theatergesellschaft GmbH. Diese bringt in einem denkmalsgeschützten Kino aus den 1950er Jahren mit 600 Sitzplätzen Unterhaltungs- und Kulturveranstaltungen auf die Bühne – darunter auch ihre selbstproduzierten Musicals. Die Stücke stammen aus der Feder von Jochen Frank Schmidt, der auch als Intendant fungiert, die kaufmännische Leitung liegt in den Händen von Alexander Dieterle.
Ob „Bikini-Skandal“, „Happy Landing“ oder jetzt „Tommy Taylors Traumfabrik“: Jede Inszenierung wird jährlich von 30.000 bis 40.000 Besuchern aus Deutschland, der angrenzenden Schweiz, Frankreich und sogar Österreich gesehen. 2023 will die Theatergesellschaft im Festspielhaus Badenweiler eine zweite Bühne bespielen.

Dabei hatte zwischenzeitlich alles gar nicht nach einem Happyend ausgesehen. Während der Zeit der Corona-Beschränkungen gab es auch im Gloria keine Aufführungen. Musicalautor Jochen Frank Schmidt erzählt, er habe in einer regelrechten Schaffenskrise gestanden, als das Theater geschlossen war: „Ich war richtig ausgebrannt und wusste nicht, ob ich ein weiteres Musical schreiben können würde.“
Erst als sich im Oktober 2021 der Vorhang im Gloria wieder hob und „Tommy Taylor“ erfolgreich Premiere hatte, kehrte die alte Kreativität wieder zurück. Inzwischen schreibt Schmidt bereits an einem neuen Musical. „Meine Ideenschublade quillt schon wieder über.“
Um was es im neuen Musical geht, will Frank Jochen Schmidt nicht verraten. Bei seinem Erfolgsrezept will er aber bleiben: „Wenn ich ein neues Stück schreibe, versuche ich immer, das vorige zu übertreffen.“ Das sei ihm mit „Tommy Taylor“ ganz gewiss gelungen. Wird es so auch mit dem Nachfolger sein? Schmidt: „Wir alle hätten ganz sicher nichts dagegen, noch einmal den Musical Theater Preis zu erhalten.“