Wer in diesen Tagen im ausverkauften Gloria-Theater in Bad Säckingen den großen Heinz-Erhardt-Abend erlebte, hatte schon nach wenigen Minuten vergessen, wer da eigentlich auf der Bühne stand. Und zwar genau in dem Moment, als der Schauspieler Hans-Joachim Heist dessen berühmte schwarze Brille aufsetzte und unter begeistertem Applaus des Publikums in die Rolle des ‚unvergessenen Komikers der 1950er und 1960er Jahre‘ schlüpfte.

Heist selbst setze den Maßstab für diesen Abend: „Heinz Erhardt ist Kult und ich wage zu behaupten, dass keiner der heutigen Comedy-Stars jemals diesen Status erreichen wird.“ Was er damit meinte, wurde rasch deutlich – ohne sensationsheischenden Anspielungen auf all die vermeintlichen Skandale unserer Tage gelange es ihm, das Publikum des Abends köstlich zu amüsieren. Bei Erhardts bekannten Gedichten, kurzen Reimen oder Liedern „jagte ein Scherz denselben“ und mehr als einmal musste selbst Heist dem faszinierten Publikum bekennen: „Jetzt geht das Stück mit mir durch.“

Eine „mit bestem Säckinger Wasser“ gefüllte Flasche Doornkaat

Das galt nicht nur für das berühmte Lied „Fährt der alte Lord fort“, sondern vor allem für den großen Klassiker „Wenn ich einmal traurig bin.“ Hier musste Heist nur zu der „mit bestem Säckinger Wasser“ gefüllten Flasche Doornkaat greifen – schon wusste das Publikum, was nun bevorstand. Dass sich unter den Gästen des Abends zahllose eingefleischte Erhardt-Fans befanden, zeigte sich endgültig, als Heist unter einem vielstimmigen „Oh“ der Zuschauer einen weiteren Klassiker ankündigte – das Gedicht von der Made.

Die Brille macht den Mann. In diesem Falle macht sie Hans-Joachim Heist im Gloria-Theater zu Heinz Erhardt.
Die Brille macht den Mann. In diesem Falle macht sie Hans-Joachim Heist im Gloria-Theater zu Heinz Erhardt. | Bild: Alexander Jaser

Ganz nach Erhardts Ausspruch „was bin ich wieder für ein Schelm heute“ gelang es Heist, das Publikum für sich zu gewinnen. Unablässig wurde gelacht, applaudiert und mitgeklatscht.

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„Das geht hier so was von ab“ freute sich Heist angesichts der begeistert mitgehenden Besucher und trug voller Witz und Esprit all jene Lieder und Gedichte Erhardts vor, die ihn bis heute unvergessen machen. Und wenn ein Zuschauer wieder einmal lachen oder klatschen musste, bevor die nächste Nummer begann, griff Heist sogleich beherzt ein: „So geht das hier nicht. Wenn wir klatschen, dann alle, einzeln funktioniert es nicht.“

Hans-Joachim Heist: „Für mich ist der Humor Erhardts einzigartig“

Zu dem „sinnigen und unsinnigen“ Erhardt fand Heist nach eigener Auskunft gegenüber dem SÜDKURIER schon in frühester Jugend, als er einen großen Heinz Erhardt-Band im Bücherregal der Eltern entdeckte. „Für mich ist der Humor Erhardts einzigartig und er war von Anfang an mein Ding. Er war ein großartiger, schöpferischer und vielseitiger Künstler.“ Und auch einer, der seinem Publikum „ein paar Weisheiten mit auf den Weg gab, die sie getrost mit nach Hause nehmen können“ – etwa den guten Rat: „Falls fallend Du vom Dach verschwandest, so brems, bevor Du unten landest.“