Vor der Wallbacher Flößerhalle bildeten sich am Freitag zeitweise Schlagen von Wartenden. Es war das Impfserum von Moderna, das dort so heiß begehrt war. 500 angemeldete Senioren über 80 Jahre aus Wehr und Bad Säckingen wurden gegen eine Covid19-Infektion geimpft.
Die Verantwortlichen vor Ort hatte richtig gut zu tun. Genauso wie zuvor auch schon die Mitarbeiterinnern und Mitarbeiter der Rathäuser Bad Säckingen und Wehr, die in der vergangenen Woche die Anmeldungen der Senioren aufgenommen und gemanagt haben. Dabei haben sie bei den Telefonaten allerlei Resonanz erhalten. Die Reaktionen der Anrufer reichten von zugeschickten Pralinen oder Schokohasen als Dankeschön bis hin zu wüsten Beschimpfungen, wird aus den Rathäusern berichtet.

Die Vorbereitungen waren in der Tat nicht einfach. Die vorhandenen 500 Impfdosen wurden anhand des Bevölkerungsschlüssels auf die beiden Städte aufgeteilt, berichtete Bürgermeister Guhl, für Bad Säckingen 275, für Wehr 225. Natürlich reichten diese Dosen nicht für alle Ü80-Senioren. Die Berechtigung staffelte sich nach Alter, also die Ältesten zuerst. Weil dabei nicht alle zum Zuge kamen, ließ mancher bei den Mitarbeiterinnen im Rathaus Dampf ab.
Impfknappheit liegt nicht an den Rathäusern
Bürgermeister Alexander Guhl dazu: „Die Impfknappheit liegt doch nicht an den Rathäusern. Wir müssen froh sein, dass es im Landkreis Waldshut dieses Modellprojekt gibt, und wir unsere ältesten Mitbürgerinnen und Mitbürger vor Ort impfen können.“ Guhl verwies darauf, dass es sich bei den Impfdosen um zusätzliches Material handle.
Er war gestern wie auch Wehrs Bürgermeister Michael Thater etliche Stunden in der Flößerhalle. Guhl lobte die Zusammenarbeit mit Wehr als unkompliziert, schnell und einvernehmlich.
Über 1500 Menschen im Landkreis zusätzlich geimpft
Wallbach war die mittlerweile vierte Vor-Ort Impfungen im Landkreis. Begonnen hatte es in Rickenbach. Diese Impfaktion hatte der Pandemiebeauftrage des Landeskreises Waldshut, Mediziner Olaf Boettcher, quasi als Testlauf organisiert. Daraufhin gestattete das Sozialministerium für den Landkreis Waldshut die Vor-Ort-Impfungen als Modellprojekt. Nach Rickenbach wurde in Häusern geimpft und in Bonndorf, jeweils auch für die umliegenden Gemeinden. Gestern fand nun der dezentrale Impftag in Wallbach satt. So konnten im Landkreis mittlerweile über 1500 Menschen zusätzlich geimpft werden.

Das Impfteam um Mediziner Olaf Boettcher hat schon Routine. Bei den vorherigen Terminen habe man viel Erfahrung sammeln können, sagt er. „Wir können die zeitlichen Abläufe präzise einschätzen und die Impfungen damit rasch und unkompliziert verabreichen,“ freut sich Boettcher.
Bundesweit lief es jedoch mit den Impfungen von Beginn an holperig. Einer der Kritikpunkte: Wie sollen gebrechliche Ü80-Senioren in ein Impfzentrum kommen? Genau hier setzt auch der Vorstoß ein, der im Landkreis Waldshut nun zu dem dezentralen Impfmodell führte.
Letztlich liegt das allgemein geringe Impftempo an der Knappheit der Impfseren. Dass zu wenig Dosen vorhanden sind, ist freilich kein Problem des Kreises oder des Landes. Der Fehler wurde weit früher gemacht, nämlich bei der Bestellung der Impfdosen im vergangenen Sommer.