In den 80er- und 90er-Jahren hatte man am Samstagabend noch die Qual der Wahl. Ob „Club 69“, das Tanzlokal „Feelings“, die „Stiftsmühle“ oder später das „Titanic“, Orte zum Feiern gab es in Bad Säckingen reichlich. Keines der Lokale besteht heute noch und einzig die „Huber-Arena“ bietet hin und wieder Veranstaltungen.
Auswahl an Discos in der Region
Auch in den Ortschaften auf deutscher Rheinseite rings um die Trompeterstadt hatte man früher einige Auswahlmöglichkeiten: das „Schlossberg Dancing“ in Tiefenstein, das „Rock-In“ in Schopfheim, das „Fun“ in Steinen, die „Oberen Alb“ in Stühlingen oder die „Schwarzwaldspitze“ in Todtmoos. Letztere hat ihre Türen freitags und samstags noch immer offen. Tanzlokalbetreiber Volker Albiez hat mit dem SÜDKURIER gesprochen und verrät die Tücken des Gewerbes.

„Laufen tut das Lokal immer noch. Die Herausforderung bleibt es aber, sich der Zeit anzupassen“, sagt der 57-Jährige. Der Hotzenwälder hat sein Tanzlokal mit einem kleinen Restaurant 1988 eröffnet. Knapp sieben Jahre später kam dann das Schwarzwald-Tipi dazu, welches eher an eine Diskothek erinnert.
Eine Frage der Zielgruppe
Volker Albiez betont allerdings, dass es sich bei seinem Lokal um keine reine Disco handle. Das sei auch durchaus so gewollt, denn „die Lebensdauer einer Disco ist viel geringer als bei einem Tanz- und Kulturbetrieb“, erklärt Albiez.
Ein solcher sei für Kunden zwischen 20 und 70 Jahren attraktiv, eine Disco dagegen nur für Kunden bis 30. Was unter anderem zum Erhalt des Lokals geführt habe, sei das Niveau der Schwarzwaldspitze, so der Geschäftsführer und ergänzt: „In dieser Branche kann man auf kurze Zeit viel Geld machen, wenn man alles mitnimmt.“ Doch Aktionen wie Ein-Euro-Partys oder Eimersaufen kommen für Volker Albiez nicht in Frage.
Die damalige Diskotheken-Landschaft
„Als ich das Lokal 1988 eröffnete, waren wir umzingelt“, antwortet Albiez auf die Frage nach der Konkurrenz. Heute sieht die Lage schon etwas anders aus: Wer zu lauter Clubmusik tanzen möchte, muss von Bad Säckingen mindestens 30 Minuten fahren – ins Dreiländereck oder Richtung Bodensee.
Das war früher anders: In Steinen gab es das „Fun/Lollipop“, heutzutage ist es das „Maze“. Oder das Tiefensteiner Lokal „Schlossberg Dancing“, besser bekannt als „Genickschuss“, in dem 1993 sogar La Toya Jackson, Schwester von Michael Jackson auftrat.
In Bad Säckingen selber hatte man drei Discotheken zur Auswahl: der „Club 69“ nahe des Waldbads oder aber das „Feelings“ und die Event-Disco „Titanic“ – beide unter dem Dach der früheren „Oase“. Letztere musste Ende 2019 schließen.

Auch in der Kreisstadt Waldshut gab es in den 90ern ein Discofieber. Feiern konnte man dort zum Beispiel in der großen Disco „Funworld“ oder der „Eierschale“ in Albbruck.
Gründe für die Disco-Pleite
Doch warum sind die goldenen Discojahre vorbei? Volker Albiez kennt einige Gründe für die vielen Schließungen von Discotheken in der Region. Zum einen sei Tanzen in einer gewissen Zeit nicht angesagt gewesen, sagt der Gastronom. Da erlebe man jetzt allerdings wieder eine Trendwende, denn durch Tänze wie Salsa und Freestyle seien die Tanzschulen der Umgebung wieder voll.

Ein Riesenfaktor sei auch die Einführung der GEMA-Lizenz gewesen. „Live-Bands waren damit fast unbezahlbar“, so Albiez. Auch der demografische Wandel spiele eine wichtige Rolle, denn „die jungen Leute kommen eben nicht mehr so stark hinterher“.
Da müsse man den Spagat zwischen älterer Stammkundschaft und jungen Neukunden schaffen, erklärt er. „Das Verhältnis muss stimmen. Das Stammpublikum muss sich wohlfühlen, aber eben auch die Jugend“. Schaffe man das nicht, falle man in ein Loch, aus dem man sehr schwer wieder herauskomme, betont Albiez.

Den Faktor Corona sieht der Betreiber auch als einen wichtigen Punkt an: „Wer vor Corona etwas weniger Betrieb hatte, hat spätestens danach aufgegeben.“ Zusätzlich seien dann auch die steigenden Strompreise ins Gewicht gefallen. „Viele Rücklagen wurden durch die generellen Preiserhöhungen aufgebraucht“, betont Albiez und fügt hinzu: „Ich habe da zum Glück schon relativ früh auf stromsparende LEDs umgestellt.“
Todtmoos und das Tanzlokal
Trotz der schwierigen Anbindung von Todtmoos sieht Albiez einige Vorteile an seinem Standort. „Viele Kunden kommen von den umliegenden Kliniken. Auch der Hotelbetrieb im Südschwarzwald zieht viele neue Gesichter zu uns“, so der Lokalbetreiber.
Generell sieht er die Zukunft der Branche gar nicht so schwarz. In die junge Generation setzte er viele Hoffnungen. Doch trotzdem müssten Neueinsteiger aufpassen und nicht leichtsinnig werden, sagt Albiez und ergänzt: „Rücklagen sind ein Muss und wer nicht ständig aktualisiert, ist weg.“