Wenn Andreas Gantert sich an die 90er-Jahre erinnert, leuchten seine Augen auf. „Das waren noch Zeiten“, schwärmt der 49-Jährige, der vor über 30 Jahren damit begonnen hat, in diversen Clubs und Diskotheken in der Region als DJ Musik aufzulegen.

Auch heute legt der Tiengener manchmal noch auf. „Aber nicht mehr sechs Tage am Stück“, sagt er und lacht. Anders als damals hat der Familienvater heute eine eigen Firma und arbeitet als Werbegrafikdesigner, ist aber der Veranstaltungsbranche weiter aktiv.

Anders als früher ist auch sein Equipment bei Auftritten: Die vier großen CD-Koffer hat DJ Andy Voice gegen seinen Laptop eingetauscht.

1999: Andreas Gantert war in den 90er-Jahren als DJ mit mehreren CD-Koffern bepackt, wenn er in den Clubs der Region aufgelegt hat.
1999: Andreas Gantert war in den 90er-Jahren als DJ mit mehreren CD-Koffern bepackt, wenn er in den Clubs der Region aufgelegt hat. | Bild: Andreas Gantert
2022: Andreas Gantert vor dem Eingang der ehemaligen Diskothek Funworld, in dem sich heute ein Bowlingcenter befindet. Auch heute legt ...
2022: Andreas Gantert vor dem Eingang der ehemaligen Diskothek Funworld, in dem sich heute ein Bowlingcenter befindet. Auch heute legt der 49-Jährige noch auf, allerdings nur noch mit Laptop und ohne CD-Koffer. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Jugendliche fahren heute oft nach Singen

Verändert hat sich aber nicht nur das Equipment der DJs, sondern auch die Diskothekenlandschaft an sich. „Damals gab es entlang des Hochrheins jede Menge Discos und Tanzlokale. Ich denke da an das Coco Loco in Tiefenstein, die Eierschale und das P1 in Albbruck, das Maxim in St. Blasien, die Hazienda in Riedern und natürlich das Funworld im Waldshuter Kaitle beim Mac Donalds, das zu den größten Diskotheken in der Region gehörte“, erinnert sich der DJ, der ab 1997 im Funworld an den Turntables stand.

„Heute gibt es leider nur noch wenige Clubs in der Region“, weiß Gantert. Viele fahren daher eher nach Singen ins Top10, das es auch nach der Corona-Krisen noch gibt.“

Funworld adé – jetzt kann in der ehemaligen Disco gebowlt werden

Andreas Gantert hat in den 90er-Jahren regelmäßig als DJ Musik aufgelegt – auch im Funworld in Waldshut-Tiengen. Heute befindet ...
Andreas Gantert hat in den 90er-Jahren regelmäßig als DJ Musik aufgelegt – auch im Funworld in Waldshut-Tiengen. Heute befindet sich in der ehemaligen Diskothek ein Bowlingcenter. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Doch woran liegt es, dass es heute nur noch so wenige Clubs in der Region gibt?

Andreas Gantert, der bis heute unter anderem an der Hoorigen Mess‘ in Tiengen zur Fasnacht auflegt: „Zum einen hat sich das Weggehverhalten der Jugend verändert. Viele feiern lieber bei Privatpartys, andere zocken am Computer. Viel läuft auch übers Handy, selbst, wenn die jungen Leute unterwegs sind. Da findet weniger Kommunikation statt als damals. Zum anderen haben sich aber auch die Veranstaltungen verändert. Früher gab es mehr Motto-Partys, zu denen auch passend dekoriert wurde“, erinnert sich Gantert.

„Außerdem wurde mehr wert auf Unterhaltung gelegt. Da wurden richtige Stars in die Clubs und Hallen geholt, wie zum Beispiel die No Angels. Oder im Funworld sind auch schon Rednex aufgetreten.“

Die legendären 99-Pfennig-Partys

Unvergessen sind für Andreas Gantert auch die 99-Pfenning-Partys im Funworld. „Da standen die Leute Schlange vor der Tür“, erinnert er sich. „Es gab damals einfach generell mehr Animation wie beispielsweise durch Go-go-Tänzer und auch die DJs waren nicht nur zum Auflegen da, sondern auch als Animateur.“

Um die Zeiten von damals wieder für einen kurzen Moment aufleben zu lassen, planen DJ Andy Voice und Andreas Hessenauer, Chef des Coco Locos, Ende 2022/Anfang 2023 eine Funworld/Coco Loco Revival-Party. „Allerdings fehlt uns noch die passende Location für das dreitätige Event“, sagt er.

Fest steht aber, dass wieder Hits wie „Mr. Vain“, „Macarena“ oder „Rhythm ist a Dancer“ gespielt werden. „Und den Macarena-Tanz kennen auch heute noch alle“, sagt Andreas Gantert.