Bad Säckingen – Dass die mobilen Impfteams in den vergangenen Tagen sehr gut mit ihrer Arbeit im Kreisgebiet vorangekommen sind und die Zusammenarbeit der diversen Fachleute reibungslos funktioniere, darüber gab Grünen-Stadtrat Rolf Joist, als pensionierter Arzt selbst Mitglied des Kreisimpfteams, dem Bad Säckinger Gemeinderat einen eindrücklichen Überblick. Zugleich stellte er auch klar: „Mit dem Start des Betriebs des Kreisimpfzentrums in Tiengen am 22. Januar werden ganz neue Problemstellungen auf uns zukommen.“
Insbesondere seien einige logistische und organisatorische Herausforderungen absehbar: „Hier sollten auch Möglichkeiten geprüft werden, inwieweit Vereine oder die Verwaltung einbezogen werden kann, um den Menschen den Zugang zu den Impfungen zu erleichtern“, riet der Mediziner.
Kostenlose Transporte für Bedürftige sind schon vorgesehen
Das Landratsamt erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung zunächst fälschlicherweise, der Transport der Bürger gehöre zum Versorgungsauftrag des Kreisimpfzentrums. Diese Aussage korrigierte Landratsamtssprecherin Susanna Heim allerdings am Mittwoch wieder. Natürlich könne das Impfzentrum selbst sich nicht auch noch um den Transport kümmern.
Wer nicht mit eigenen Transportmitteln oder dem ÖPNV könne, könne sich von seinem Arzt einen entsprechenden Krankenbeförderungsschein ausstellen lassen und dann etwa mit dem Taxi ins Impfzentrum anreisen, schildert Susanna Heim, Sprecherin des Landratsamt. Nachgewiesen werden müsse allerdings, dass die Personen grundsätzlich anspruchsberechtigt sind für die Scheine. Bei Leuten, die nicht transportfähig sind, komme im weiteren Verlauf der Impfungen das mobile Impfteam vorbei.
Dennoch schwebt Joist wie auch einigen anderen Ratsmitgliedern vor, dass auch ehrenamtliche Hilfe beim Transport der Menschen zum Kreisimpfzentrum in Anspruch genommen werden soll, um die häufig nicht mehr allzu mobile Altersgruppe 80 plus sicher zu den Impfterminen und anschließend wieder nach Hause zu bringen. Zu überlegen sei, ob über die Ortsverwaltungen, Vereine oder Organisationen wie Feuerwehr oder DRK ein zusätzlicher Fahrservice für die Menschen eingerichtet werden könne, die nicht anderweitig nach Tiengen gelangten, so Joist.
Enge Grenzen und keine Privilegien für ehrenamtliche Helfer
Doch wie Bürgermeister Alexander Guhl darstellte, sind hier dem ehrenamtlichen Engagement enge Grenzen gesetzt: „Zum einen dürften Menschen nur einzeln und unter Einhaltung der Pandemie-Bestimmungen transportiert werden, zum andern darf auch keine Konkurrenz zu Taxiunternehmern oder dem ÖPNV entstehen.“
Ein weiteres Betätigungsfeld für ehrenamtliche Unterstützter sieht Joist derweil bei der Vereinbarung von Impfterminen, die für die priorisierte Impfgruppe der Über-80-Jährigen bereits gewisse Herausforderungen beinhalte: „Das ist natürlich nicht ganz ohne, denn die wenigsten können so gut mit dem Internet umgehen, dass sie sich alle notwendigen Formulare herunterlagen können“, so Joist. Und selbst die telefonische Terminvereinbarung über die zentrale Nummer 116117 berge gewisse Schwierigkeiten.
Nicht vorstellbar ist derweil, dass ehrenamtliche Hilfswillige ebenfalls priorisiert geimpft werden. Denn, wie Joist auf Nachfrage von Wallbachs Ortsvorsteher Fred Thelen entgegnete: Eine Impfung von Fahrern außerhalb der Reihe sei nicht vorstellbar: „Die Priorisierung der Impfgruppen ist klar geregelt. Wir haben vor Ort keine Möglichkeit daran zu rütteln.“
Zweites Impfzentrum vorerst vom Tisch
Mit der Forderung nach einem zweiten Impfzentrum im westlichen Teil des Landkreises hatte der Bad Säckinger CDU-Stadtverband vor einigen Wochen für Aufsehen gesorgt. Diesem Ansinnen erteilen sowohl Landkreis als auch Stadt Bad Säckingen eine Absage. „Das Sozialministerium hat am 2. Dezember 2020 entschieden, dass es im Landkreis Waldshut nur ein Kreisimpfzentrum gibt und dieses in Tiengen liegt. Da das Landratsamt hier nur im Auftrag des Landes handelt, gibt es keine Grundlage für eine weitere Prüfung“, stellt Landratsamtssprecherin Susanna Heim auf Nachfrage klar.
Auch Bürgermeister Alexander Guhl sieht momentan keinen Anlass für ein zweites Impfzentrum im Kreis: „Der Betrieb einer solchen Einrichtung bindet so viele personelle Kapazitäten, dass dies gar nicht möglich wäre.“ Auch bräuchte es zunächst geeignete Räumlichkeiten. Und so ganz nebenbei ließen auch die lieferbaren Impfstoffmengen den Betrieb zweier Impfzentren in der Region nicht zu. (msb)