Simon Widmer und Hans Christof Wagner

Die Kehrmaschine für 70 Euro hat es Beat Stalder aus Eiken angetan. Gekauft hat er sie in einem Lebensmittel-Discounter in Bad Säckingen. Jetzt ist er dabei, das Gerät ins Auto zu verladen. Dann geht‘s weiter zum nächsten Discounter und später vielleicht noch was essen. Das sei inzwischen fast schon Tradition. Aber: Nein, in die Altstadt von Bad Säckingen werden sie wohl nicht mehr fahren, bevor sie sich auf den Heimweg ins Fricktal machen, so Stalder.

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In der Altstadt parkt das Gros der Schweizer in der Einstellhalle Lohgerbe. Ein älteres Ehepaar aus Küttigen ist darunter. Eilig haben es die beiden. Auf dem Weg zur Apotheke, wo sie ein bestelltes
Medikament abholen will, das es ihr zufolge in der Schweiz nicht gibt, erzählt sie: „Wir sind seit April das erste Mal wieder hier.“ Wenn sie bei Serafino Ciurca vorbeischauten, würde sich der Inhaber von „Marsini Feinkost“ freuen. Er sagt: „Es kommen jetzt schon wieder mehr Schweizer Einkaufstouristen, aber von der Normalität sind wir noch weit weg.“ Als die Quarantänepflicht für Schweizer Einkaufstouristen im Mai wegfiel, habe er den Run bemerkt. Aber das sei nur ein Strohfeuer gewesen, sagt Ciurca. „Ich habe wieder Schweizer Kunden, aber etwa 20 bis 30 Prozent weniger als noch vor Corona“, lautet auch die Bilanz von Stephan Ruthe, Inhaber der Parfümerie Ruthe im Lohgerbe-Einkaufscenter

Wo sind die Schweizer?

Angelo De Rosa wendet den Kopf nach links und nach rechts. Der Wirt des Bistro Rhybrugg, kurz vor der Holzbrücke, sagt: „Sie sind nicht da.“ Der Beizer schätzt, dass die Zahl der Schweizer Einkaufstouristen in Bad Säckingen um rund die Hälfte eingebrochen ist. Auch wüssten noch manche nicht Bescheid über die inzwischen erfolgten Lockerungen in der Gastronomie. „So mancher geht davon aus, dass er noch immer einen negativen Coronatest braucht, um etwas zu essen oder zu trinken“, so der Wirt. Dass die Zahl der Schweizer eingebrochen ist, bestätigt auch ein Passant. Er sagt: „Was zurzeit von Stein in Richtung Bad Säckingen über die Holzbrücke kommt, ist kein Vergleich zu früher. Ich weiß das, ich wohne direkt dran.“ „Bad Säckingen ist ein sehr schönes Städtchen“, sagt einer von De Rosas Gästen – ein Mann aus Pfäffikon, der den Morgen in der bei den Schweizern beliebten Einkaufsstadt mit einer kühlen Fanta begrüßt. Essengehen, Einkaufen, Kaffeetrinken – das sind seine Pläne für den Tag. Dass er jetzt ohne Impfung, Genesenen-Nachweis oder Negativ-Test das alles in Anspruch nehmen kann, weiß der Mann aus dem Kanton Zürich. „Ich habe mich im deutschen Fernsehen darüber informiert“, teilt er mit.

Beat Stalder kauft wieder regelmässig in Deutschland ein. Das machen aber nicht alle.
Beat Stalder kauft wieder regelmässig in Deutschland ein. Das machen aber nicht alle. | Bild: Hans Christof Wagner

Der Schweizer Einkaufstourist – verzweifelt gesucht. Auch in der Einstellhalle Lohgerbe sind die Autos mit AG Kontrollschildern in der Minderzahl. Aus einem steigen zwei junge Frauen, die den für sie arbeitsfreien Maienzug-Tag für einen Einkaufs-Trip nach Bad Säckingen nutzen. „Shoppen“, tönt es von beiden wie aus einem Munde – befragt nach dem Grund für den Besuch.
Das Shopping schon hinter sich hat Barbara Ruckli aus Stein. Sie hat sich
heute die Jeans gekauft, die sie bereits am Vortag in einem Schaufenster in
Bad Säckingen entdeckt hatte.

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Jetzt ab nach Hause, beim Zoll einen Zwischenstopp machen und den grünen Ausfuhrschein abstempeln lassen – allzu lange dürfte die Warteschlange an der Stempelstelle nicht sein. Beat Stalder kauft wieder regelmäßig in Deutschland ein. Das machen aber nicht alle.