Anlässlich des 450-jährigen Bestehens der Holzbrücke feiert die Stadt Bad Säckingen ihr Wahrzeichen. Die Brücke ist dabei nicht nur ein historisches Bauwerk, die Brücke ist auch die enge Verbindung zwischen Menschen auf beiden Seiten des Rheines steht. Stadtarchivarin und Historikerin Eveline Klein: „Im Stadtarchiv Bad Säckingen gibt es zahlreiche Fotos und Dokumente zur Holzbrücke. Das diesjährige Jubiläum bietet eine besondere Gelegenheit sich mit dem Leben dies- und jenseits des Rheines zu beschäftigen.“

„Die Beziehungen zwischen Stein und Säckingen waren nicht rein wirtschaftlicher Natur, sondern es gab auch enge persönliche ...
„Die Beziehungen zwischen Stein und Säckingen waren nicht rein wirtschaftlicher Natur, sondern es gab auch enge persönliche Verbindungen“ – Eveline Klein, Bad Säckinger Stadtarchivarin und Historikerin | Bild: Archiv

Verbindendes Element von Kulturen und Traditionen

Wer von der Holzbrücke spricht, muss auch den Grenzfluss Rhein erwähnen. Er ist nicht nur ein Fluss, der zwei Staaten trennt, sondern ebenso ein verbindendes Element verschiedener Kulturen und Traditionen. Bis zur Grenzziehung im Jahre 1803 war das Fricktal das eigentliche wirtschaftliche Hinterland des Säckinger Stiftes und die Holzbrücke die Verbindung zu Menschen und zu Besitz jenseits des Rheines. Seit der Errichtung der Holzbrücke ist sie Lebensnerv zwischen hüben und drüben. Die Informationen zur Serie recherchierte unser Autor im Stadtarichv und bei noch lebenden Zeitzeugen.

Die längste gedeckte Holzbrücke Europas verbindet Bad Säckingen und Stein/Aargau. Bad Säckingen feiert dieses Jahr das 450-jährige Bestehen.
Die längste gedeckte Holzbrücke Europas verbindet Bad Säckingen und Stein/Aargau. Bad Säckingen feiert dieses Jahr das 450-jährige Bestehen. | Bild: Erich Meyer

Bis zum zweiten Weltkrieg, als sich in Stein noch keine Industrie angesiedelt hatte, war Säckingen Arbeitsplatz für viele Fricktäler. Der tägliche Gang über die Holzbrücke oder mit der Fähre gehörte zum Alltagsbild. Mit dem Rhein als Staatsgrenze, war die Brücke Ort der Ein- und Ausreise in einen benachbarten Staat. Doch die über Jahrhunderte gewachsenen wirtschaftlichen, kulturellen und menschlichen Beziehungen, blieben trotz der neuen Grenzziehung bis heute bestehen. Dies kommt beispielsweise in den grenzüberschreitenden Brücken-, dem Fridolins- und den Silvesterfeiern sowie der kommunal- politischen Zusammenarbeit zum Ausdruck.

Gutes nachbarschaftliches Verhältnis

Sie sind Beweis für ein über seit Jahrhunderten bestehendes, gut nachbarschaftliches Verhältnis. Als erstes grenzüberschreitendes Projekt, ist der Bau des Rheinkraftwerkes in den sechziger Jahren zu nennen. Die zweite grenzüberschreitende Baumaßnahme war die Errichtung einer neuen Rheinbrücke mit Gemeinschafszollanlage. Sie entstand nach historischem Vorbild.

Die Holzbrücke ist Symbol einer engen Verbindung zwischen dem Fricktal und der Stadt Bad Säckingen. Das Bild entstand vor dem ...
Die Holzbrücke ist Symbol einer engen Verbindung zwischen dem Fricktal und der Stadt Bad Säckingen. Das Bild entstand vor dem Kraftwerkbau, als der Rheinwasserspiegel deutlich tiefer lag. | Bild: Archivbild

Als im Jahre 1812 neben dem Zollamt der Stadt Säckingen am Schweizer Brückenkopf das aargauische Polizeiwachthaus errichtet wurde, dürfte die erste nebeneinanderliegende Grenzabfertigungsstelle auf Schweizer Seite entstanden sein. Seit dem Bau der neuen Rheinbrücke im Jahre 1979 dient wieder eine Gemeinschafszollanlage der Abfertigung von Waren und des Grenzverkehrs.

In den 70er Jahren passierten jedes Jahr eine Million Autos die Holzbrücke

Der steigende Kraftfahrzeugverkehr über die Holzbrücke machte den Bau einer neuen Brücke über den Rhein erforderlich. Im Jahre 1952 beispielsweise passierten etwa 115 000 Fahrzeuge und in den 70er Jahren jährlich über eine Million Autos und über 3,5 Millionen Fußgänger die Holzbrücke.

Bis 1979 rollte der reguläre Grenzverkehr über die enge Holzbrücke. Anlässlich einer Oldtimer-Rundfahrt gab es hierzu im Jahr 2015 ...
Bis 1979 rollte der reguläre Grenzverkehr über die enge Holzbrücke. Anlässlich einer Oldtimer-Rundfahrt gab es hierzu im Jahr 2015 nochmals eines Sondererlaubnis. Sonst ist die Holzbrücke nur Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. | Bild: Jörn Kerchhoff

Mit der neuen Brücke gelang es den Verkehr mit Lärm und Abgasen aus der Altstadt zu verbannen. Die Holzbrücke, von der Bundesstraße zur Ortsstraße zurückgestuft, blieb den Radfahrern und Fußgängern als innenstadtnaher Grenzübergang erhalten.

Die unterschiedlichen Entwicklungen beider Staatssysteme führten auch zu Missstimmungen zwischen dem Kanton Aargau und dem Badischen Staat. Zuletzt stellte die Ideologie des Nationalsozialismus die bis dahin gelebte freundschaftliche Verbundenheit auf eine Bewährungsprobe.

Längste überdachte Holzbrücke Europas

Die zweihundert Meter lange überdachte Holzbrücke, die größte noch erhaltene Holzbrücke Europas, erinnert an ein gemeinsames und nach 1801 getrenntes Leben dies- und jenseits des Rheins. Von Naturgewalten wie Hochwasser, Eisschollen oder durch Menschenhand ganz oder teilweise zerstört, wurde die Brücke immer wieder aufgebaut.

Ihr Schicksal war wie das Schicksal der Menschen beidseits des Rheins, wechselvoll. Anfänglich war das Kloster, später die Stadt Säckingen und ab 1869 der Badische Staat für den Wiederaufbau zuständig. War die Brücke zerstört, so hielt ein Fährverkehr oft über mehrere Jahre die Verbindung zwischen Stein und Säckingen aufrecht. Nach der Zerstörung der Brücke im Jahre 1634 war bis zum Aufbau im Jahre 1653 ein Fährverkehr die einzige Möglichkeit der Rheinüberquerung. Dasselbe wiederholte sich nach der Zerstörung der Rheinbrücke im Holländischen Krieg im Jahre 1678.

Die Geschichte der Holzbrücke

  • 1270: Die Holzbrücke wird in den Annalen der elsässischen Stadt Colmar erwähnt.
  • 1343/1480/1570/1774/1778: Hochwasser beschädigte oder zerstörte die Brücke
  • 1567: Die erste Trinkwasserleitung führt über die Holzbrücke vom Steiner Berg in die Stadt Säckingen
  • 1634: Die Schweden erobern die Stadt und zerstören die Brücke
  • 1653: Wiederaufbau der Brücke
  • 1678: Zerstörung der Brücke
  • 1699/1700: Wiederaufbau
  • 1799: Französische Truppen brennen die Holzbrücke teilweise nieder
  • 1808: Ein Grenzstein auf der Holzbrücke wird aufgestellt. Er regelt die im Staatsvertrag zwischen dem Kanton Aargau und dem badischen Staat vereinbarten Grenzverhältnisse. Die Stadt hat das Recht einen Brückenzoll zu erheben.
  • 1810: Neubau er im Jahre 1799 niedergebrannten Brückenjoche.
  • 1869: Aufhebung des Brückenzolls. Der Badische Staat übernimmt die sich bis dahin im Besitz der Stadt befindliche Brücke.
  • 1925/26: Größere Reparaturen am Holzwerk der Brücke und vollständig neue Konstruktion des ersten Brückenjochs stadtseitig.
  • 1960-1963: Durch den Bau des Rheinkraftwerkes wurden die Brückenpfeiler mit Betonarmierungen verstärkt.
  • 1979: Bis in dieses Jahr läuft der motorisierte Verkehr einspurig über die Holzbrücke. Ab dann übernimmt die neue Fridolinsbrücke den motorisierten Verkehr.

Dieser Artikel erschien erstmals am 9. August 2023.

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