Bad Säckingen „Wir sind alle Kinder dieser Welt“ schallte es aus dem Lautsprecher, und gut 30 Kinder sowie ihre Eltern und Betreuer tanzten im Hof des Alten Gefängnisses zur Musik. Man musste schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass sich in der Schar drei Kinder mit Down-Syndrom (auch Trisomie 21 genannt) befanden. Erstmalig in seiner Geschichte war das Jugendhaus Bad Säckingen Gastgeber beim Internationalen Down-Syndrom-Tag. Der Leiter Peter Knorre zog eine positive Bilanz.

Ideengeberin war Maria Tereschenko, die Großmutter eines betroffenen Kindes. Zu dem halböffentlichen Spieletag waren etwa 50 Personen erschienen. Gezielt eingeladen wurden die Zweitklässler der Anton-Leo-Schule, ansonsten wollte man die Zahl der Teilnehmer nicht zu groß werden lassen, weil sich Kinder und Jugendliche mit Trisomie 21 in einem vertrauten Umfeld am wohlsten fühlen. Fünf Kinder mit Down-Syndrom waren angemeldet, aber zwei waren kurzfristig erkrankt. Die anderen drei mischten sich zwanglos unter ihre Altersgenossen und verbrachten bei schönem Frühlingswetter einen erlebnisreichen Nachmittag. Maria Tereschenko dankte den Lehrern der Anton-Leo-Schule, den Betreuern, den Mitarbeitern des Jugendhauses sowie den Stadtwerken Bad Säckingen und zwei Bäckereien für ihre Unterstützung. Als Lehrerin und Erzieherin weiß Maria Tereschenko, wie man Kinder animiert und spielerisch Wissen vermittelt. Seit ihrer Pensionierung bietet sie ehrenamtlich Kurse zum Thema „Philosophieren mit Kindern“ an. Dass sie selbst Spaß an der Veranstaltung hatte, merkte man ihrer Moderation an, bei der sie die Kinder zum „Alphabet-Spiel“ ermunterte oder zu Spiegeltänzen und zum beherzten Griff in den zur Musik kursierenden Sack mit Verkleidungsutensilien aufforderte. Ob mit oder ohne Trisomie 21 – am Ende freuten sich alle Kinder über ihre Kostümierung. Malstationen, Bastel- und Ballspiele rundeten den Nachmittag ab, der ein Beispiel lebendiger Inklusion war.

Eine Schule, die Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung gezielt fördert, ist die Carl-Heinrich-Rösch-Schule in Waldshut-Tiengen. Die neunjährige Lena aus Albbruck besucht die zweite Klasse, deren acht Schüler von drei bis vier Lehrkräften unterrichtet werden. Auf die Frage, wie sich Trisomie 21 im Alltag bemerkbar mache, erklärte Lenas Mutter Olga Hägelen, dass sich die Kinder ähnlich entwickelten wie ihre Altersgenossen, nur eben langsamer. Lena lerne Lesen und Schreiben und beherrsche den Umgang mit kurzen Wörtern, und „eine Entwicklung ist erkennbar“. Viel Spaß hatte auch Vittorio Nicolosi aus Murg, der in Waldshut-Tiengen die siebte Klasse besucht – und davon profitiert. „Er ist deutlich selbständiger geworden“, berichtete seine Mutter Claudia Santomauro.

Auch auf dem freien Markt gebe es Berufe, zum Beispiel im Einzelhandel und der Gastronomie, die von Menschen mit Down-Syndrom ausgeübt werden könnten. In der Küche zu arbeiten, könnte sich Vittorio vorstellen. „Er kocht gerne und probiert Rezepte aus.“ Wegen des Spieletags öffnete das Jugendcafé erst um 17 Uhr statt um 15 Uhr. Peter Knorre machte aus der Not eine Tugend und bat die Jugendlichen, bei der Stadtputzete zu helfen.