Seit Februar haben die Stadtwerke Bad Säckingen einen neuen Geschäftsführer. Udo Engel hat die erste Monat hinter sich und zieht für den SÜDKURIER eine erste Bilanz seiner neuen Tätigkeit. In Neuwied war er Geschäftsführer eines Teilbereiches der städtischen Energiebetriebe. In Bad Säckingen führt er den ganzen Betrieb mit seinen zahlreichen Sparten.

Gaszähler in einem Haus: Gas ist bei den Stadtwerken die gewinnträchtigste Sparte. Bild: dpa
Gaszähler in einem Haus: Gas ist bei den Stadtwerken die gewinnträchtigste Sparte. Bild: dpa | Bild: Christian Ohde via www.imago-images.de

Was Engel seit Beginn seiner Tätigkeit in Bad Säckingen vor allem beschäftigt, ist der bereits unter den Vorgängern eingeleitete Wachstumskurs des kommunalen Versorgers: Die Beteiligungen an den Stadtwerken Wehr, Schopfheim und Rheinfelden-Grenzach. Bei den Wehrer Stadtwerken ist der Bad Säckinger Energieversorger Teilhaber mit 24,5 Prozent, der Energiedienst hält denselben Anteil, die Stadt Wehr hat mit 51 die Mehrheit. Genau diese Verteilung ist die Blaupause für die weiteren Beteiligungsmodelle mit ED bei den Stadtwerken Schopfheim und Rheinfelden/Grenzach. Der Unterschied: In Schopfheim sowie in Rheinfelden/Grenzach wollen die Bad Säckinger künftig die Gasversorgung übernehmen. Die Konzessionen dafür sind ausgeschrieben, die Stadtwerke Bad Säckingen haben sich beworben. Eine Entscheidung könnte noch dieses Jahr fallen, so Engel, sicher sei es bei den Unwägbarkeiten in Konzessionsverfahren aber nicht.

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Eine große Baustelle – und dies im buchstäblichen Sinn – sind die Verlegarbeiten für die Fernwärmeleitungen in der Stadt, besonders in der Altstadt, so Engel, hier sei es unter anderem auch durch denkmalschützerische Belange zu Verzögerungen gekommen. Daneben unternimmt er die Besuchstour eines neuen Geschäftsführers bei den Großkunden. Für die Belegschaft plante er nach den Sommerferien eine Betriebsversammlung, so Engel, „damit ich alle mal kennenlerne.“

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Was wohl mit einen Ausschlag gegeben hat, dass Udo Engel den Zuschlag für den Job in Bad Säckingen bekommen hat: Neben seiner Geschäftsführertätigkeit beim Neuwieder Heizkraftwerk war er für die dortigen Stadtwerke in der Produktentwicklung engagiert, wie er berichtet. Dabei ging es mitunter um Bereiche, die auch in Bad Säckingen seit Alexander Guhls Amtszeit als Zukunftssparten gehandelt werden: So etwa der weitere Ausbau erneuerbarer Energien, Projekte um nachhaltige Mobilität in der Stadt, neuartige Car- oder auch Bike-Sharingmodelle oder etwa ganzheitliche und nachhaltige Quartierskonzepte. Ein Projekt, das ihm in Neuwied selber sehr am Herzen lag, war das „unterstützte Leben“ – eine Projekt, das mehr Sicherheit für alleinlebende Senioren bieten soll.

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Udo Engel kommt ursprünglich aus der Praxis, er ist gelernter Werkzeugmacher, hat anschließend an der Fachhochschule Koblenz Maschinenbau studiert. Danach war er mehrere Jahre in einem Betrieb der Stanzumformtechik und bei einem Autozulieferer. Bei den Stadtwerken Neuwied war er 17 Jahre, 12 Jahre davon Geschäftsfrüher des Biomasse-Heizkraftwerkes. 15 Jahre war er zudem Mitglied in einem Verbandsgemeinderat, er hat also kommunalpolitische Erfahrungen. „Ich weiß, wie man als Gemeinderat tickt“, schmunzelt Engel und ist sich deshalb sicher, dass er mit dem kommunalen Gremium gut auskommend werde.

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Der 53-jährige ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder, die – wie man landläufig sagt – aus dem Haus sind. „Damit kam nochmal eine Zeit für einen Wechsel und neue Herausforderungen“, sagt Engel. Was ihm am Hochrhein besonders passt: Der neue Arbeitgeber ist innovativ und offen für neue Ziele. Und: Die Region sei eine Gegend, in der andere Urlaub machen. Er wohnt mit seiner Frau derzeit in Murg. Die Suche nach dem neuen Domizil sei allerdings nicht einfach gewesen, betont er, hier herrsche wahrlich Wohnungsmangel, so Engel. Im Grunde sucht er schon Wohneigentum. Denn er hat nicht vor, morgen wieder zu wechseln.

Die Stadtwerke in Zahlen und Fakten

  • Der Gewinn: Auf die Stadtwerke ist Verlass. Der kommunale Versorger hat auch im vergangenen Jahr für die Stadt wieder einen guten Gewinn erwirtschaftet. Er fällt mit 2,4 Millionen etwas geringer aus als im Vorjahr (2,6 Millionen). Die Stadt hält drei Viertel der Stadtwerkeanteile, ein Viertel hält der Energiedienst. Entsprechend wird auch der Gewinn aufgeteilt. Die Bilanzsumme liegt bei 42 Millionen, 2019 bei 35,5 Millionen.
  • Die Verbrauchsmengen der verschiedenen Sparten hätten sich spartenübergreifend unterm Strich nicht erheblich verändert, berichtet Geschäftsführer Engel, der gewerbliche Verbrauch sei gesunken, der private im Zuge von Lockdown und Homeoffice gestiegen.
  • Städtische Verlustbringer: Nur mit dem Gewinn der Stadtwerke kann sich die Stadt zusätzliche Einrichtungen für ihre Bürger leisten. Ohne den Gewinn wäre etwa der Betrieb des Waldbades nicht denkbar. Diese Einrichtung ist der größte Verlustbringer mit jährlich etwa einer halben Million Euro Defizit. Der Citybus als Beitrag zum Öffentlichen Personennahverkehr lebt ebenfalls von der Infusion durch die Stadtwerke. Jährlich werden hier stets so um die 40.000 Euro zugeschossen. Das Defizit des Parkhauses Lohgerbe – üblicherweise bei rund 35.000/40.000, lag in 2020 bei 200.000 Euro. Begründet wird das Minus vor allem mit der Corona-Pandemie und dem zeitweisen Lockdown. Die Belegung des Parkhauses sei von 235.184 Parkkunden im Jahr 2019 auf 162.848 im vergangenen Jahr gesunken. Zudem sei eine Verlagerung der Einkaufsströme von der Innenstadt in Richtung Brennet-Areal zu beobachten.
  • Die einzelnen Sparten: Der größte Gewinnbringer ist das Gas. 2020 trägt das Gas mit 1,5 Millionen Euro zum Gewinn bei (Vorjahr eine Million), die Fernwärme bringt ein Plus von 430.000 Euro (Vorjahr 900.000). Der Strom erwirtschaftet 214.000 Euro Gewinn (Vorjahr 526.000).
  • Investitionen: Die Investitionstätigkeit des kommunalen Versorger ist 2020 stark angestiegen auf 7,6 Millionen (Vorjahr 5,4 Millionen). Traditionell ist die Wachstumssparte Fernwärme auch der große Investitionstreiber mit 2,2 Millionen. Aber auch in den Sparten Strom (1,9 Millionen), Gas (1,8 Millionen) und Wasserversorgung (1,1 Millionen) wurde ordentlich in den Ausbau und den Erhalt der Infrastruktur investiert.