Die Fachleute sollten Recht behalten. Bis Ende Mai laufen die Reparatur- und Austauscharbeiten an den Gas- und Wasserleitungen sowie der Fernwärmeanschluss der Stadtwerke Bad Säckingen, in der Innenstadt. Was nach gewohnten Grabungsarbeiten klingt, ist tatsächlich hoch spannend. So spannend, dass die Arbeiten in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium archäologisch begleitet werden.

Dass diese Entscheidung richtig war, hat sich jetzt gezeigt. Denn bei den Grabungsarbeiten im Bereich des Spitalplatzes haben die Fachleute „intakte Schichtenabfolgen zwischen der Volksbank Rhein-Wehra und dem Modehaus May erfasst, die bis in die spätere Bronzezeit (1300 bis 800 vor Christus) zurückreichen“, teilte jetzt das Amt für Denkmalpflege mit. „Besonders markant zeichnen sich Mauerzüge der mittelalterlichen Bebauung ab“, heißt es weiter. Allerdings sind die Mauerreste im Verlauf der weiteren Grabungsarbeiten abgerissen worden.

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„Neben Resten der inneren Stadtmauer aus dem frühen 13. Jahrhundert, und der davor liegenden äußeren Stadtmauer aus dem 14. bis 15. Jahrhundert, wurden auch Reste der an die Stadtmauer angelehnten Wohnbebauung erfasst, die noch im Katasterplan von 1804 eingezeichnet sind. Diese Gebäude wurden erst bei der Schaffung des Spitalplatzes in der Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen“, erklärt das Regierungspräsidium. Bei dem freigelegten Mauerstück muss es sich um ein Teil der inneren Stadtmauer handeln, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, wie man anhand einer urkundlichen Erwähnung weiß. Die äußere Mauer verlief ungefähr entlang der Schützenstraße, also ein Stück nördlich von dem Fund.

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Die Existenz zweier Mauern erklärt, weshalb auf dem im Stadtarchiv verwahrten Plan von 1804, wo nur die äußere Mauer verzeichnet ist, genau die Fläche, unter der das Mauerstück gefunden wurde, als freies Grundstück eingetragen ist. „Die Bedeutung dieser Entdeckung ist hoch einzuschätzen“, sagt Archäologe Georg Häußler, Geschäftsführer des Unternehmens Archäo Task, das die Bauarbeiten begleitet. „Es gibt in Bad Säckingen keinen anderen Fall, bei dem die innere Stadtmauer freigelegt und erforscht wurde.“

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„Bad Säckingen ist für uns Archäologen hoch spannend“, so Häußler weiter. Zwei Fachleute sind vor Ort und den Bauarbeiten immer einen Schritt voraus. „Bevor die Bagger mit den groben Arbeiten beginnen, untersuchen wir den Boden“, sagt Häußler. Beim Fund auf dem Spitalplatz haben die Fachleute alles fotografiert und dokumentiert.

Archäologe Georg Häußler, Geschäftsführer des Unternehmens Archäo Task, das die Bauarbeiten begleitet, hat den Fund dokumentiert und ...
Archäologe Georg Häußler, Geschäftsführer des Unternehmens Archäo Task, das die Bauarbeiten begleitet, hat den Fund dokumentiert und fotografiert. | Bild: Susanne Eschbach

Dass sich im Bad Säckinger Untergrund weitere Fundstücke verbergen könnten, hält Häußler nicht für unwahrscheinlich. „Wir haben schließlich nur einen schmalen Streifen freigelegt“, sagt er. Dabei wird es laut dem Archäologen auch bleiben. „Wenn wir Archäologen graben, heißt das nicht erhalten, sondern zerstören“, sagt er. Darum bleibt der Rest des Platzes zu, auch wenn es den Fachleuten in den Fingern juckt, weiter zu graben.

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Für das Amt für Denkmalpflege stand vor Beginn der Bauarbeiten fest, dass ich der Bereich Metzgergasse und Spitalplatz als interessante Stelle erweisen dürfte, wie Marcel El-Kassem, Gebietsreferent des Landesamtes für Denkmalpflege, betont. Denn die Stadt Säckingen sei bis 1830 auf einer Rheininsel gelegen, die über zwei Brücken über die Rheinarme mit dem Umland verbunden war. „1830 wurde ein Rheinarm zugeschüttet“, so El-Kassem. Von dem Bereich des damals zugeschütteten Rheinarms versprachen sich die Archäologen kaum Erkenntnisse.