Das vergangene Jahr war in vielerlei Hinsicht anders als die Jahre zuvor. In allen Lebensbereichen war die Ausbreitung des Coronavirus zu spüren. Und das Wörtchen „Home-“ hat als Vorsilbe Karriere gemacht: Home-Schooling, Home-Office, Home-Training – alle Tätigkeiten wurden und werden so gut es geht in die eigenen vier Wände verlegt. Doch wie hat sich die viele Zeit Zuhause ausgewirkt? Haben wir mehr Strom und Wasser verbraucht?

Der Stromverbrauch

Anders als die Abfallmenge, die im Kreis Waldshut 2020 zugenommen hat, ist das Stromnetz nicht auf Kreisebene einzugrenzen. Größter Stromanbieter in der Region ist der Energiedienst mit Sitz in Laufenburg (CH). Und hier fällt die Beobachtung überraschend aus: Nach Angaben des Pressesprechers Alexander Lennemann haben die Menschen in dem Energiedienst abgedeckten Gebiet im Landkreis Waldshut 2020 sogar weniger Strom verbraucht: „Im Vergleich zu 2019 ist der Stromverbrauch um etwa 15 Prozent gesunken.“

In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass im vergangenen Jahr 408,5 Gigawattstunden Strom verbraucht wurden. Im Jahr 2019 waren es noch 481,3 Gigawattstunden. Einen nachweislichen Zusammenhang zur Corona-Pandemie sieht Lennemann jedoch nicht. „Es kann sich hier auch um eine lokale Schwankung handeln, die möglicherweise durch wenige Großkunden verursacht wurde“, erklärt der Energiedienst-Sprecher. Im gesamten Versorgungsgebiet des Energiediensts, das auch die Schweiz betrifft, sei der Stromverbrauch lediglich um ein Prozent zurückgegangen.

Zu den Gebieten, die nicht vom Energiedienst versorgt werden, zählen die Städte Bad Säckingen und Waldshut, wo kommunale Werke die Stromversorgung sichern. Während die finale Auswertung der Wasserwerke Bad Säckingen noch nicht vorliegt, zeigt die Bilanz der Waldshuter Wasserwerke einige Besonderheiten: In den Monaten März bis Mai ist der Stromverbrauch im Vergleich zum Jahr 2019 um durchschnittlich zehn Prozent zurückgegangen. Im gesamten Jahresvergleich wurde 2020 aber nur vier Prozent weniger Strom in Waldshut und seinen Ortsteilen verbraucht.

Die Schwankung, die in der monatlichen Auswertung im Frühjahr 2020 auffällt, führt Thomas Schilling, der Leiter des kaufmännischen Bereichs der Stadtwerke Waldshut, eindeutig auf den ersten Lockdown zurück. „Ganze Branchen, insbesondere die Gastronomie waren stark getroffen und entsprechend sind die Verbräuche zurückgegangen“, erklärt Schilling. Der zweite Lockdown ab November 2020 war „wesentlich weniger spürbar.“ Schilling vermutet, dass die Unternehmen dieses Mal besser vorbereitet waren und trotz Schließungen mit alternativen Geschäftsmodellen entsprechend Strom verbraucht haben.

Der Wasserverbrauch

Ob viel oder wenig Wasser verbraucht wird, ist jedes Jahr von einem äußeren Umstand beeinflusst: Dem Wetter. Dementsprechend sind Schwankungen in den jährlichen Bilanzen üblich. Auffällig aber immer häufiger ist der hohe Wasserverbrauch in Jahren mit einem trockenen Sommer. Soweit es die Verbraucherzahlen der hiesigen Wasserwerke nahelegen, war das vergangene dabei kein „Ausreißer-Jahr“. Die leichten Abweichungen des Wasserbrauchs 2020 im Vergleich zu 2019 lassen sich im Kreis Waldshut demnach höchstens indirekt auf die Corona-Pandemie beziehen.

Wie hat sich Corona auf den Wasserverbrauch im vergangenen Jahr ausgewirkt?
Wie hat sich Corona auf den Wasserverbrauch im vergangenen Jahr ausgewirkt? | Bild: Peter Schütz

„In der Summe wurde 2020 im Vergleich zu 2019 nur drei Prozent weniger verbraucht. Ob Corona der Grund dafür ist, ist zweifelhaft“, so Thomas Schilling, der Leiter des kaufmännischen Bereichs der Stadtwerke Waldshut. Zwar lasse sich vermuten, dass insbesondere in der Gastronomie weniger verbraucht wurde. Allerdings sei im Sommer die Nachfrage unter anderem wegen privater Pools gestiegen. „So hat sich das dann kompensiert. Aber das Corona-Jahr war in Bezug auf den Wasserverbrauch wenig auffällig“, lautet Schillings Bilanz.

Auch der Zweckverband Gruppenwasserversorgung Höchenschwanderberg verzeichnet 2020 einen Rückgang um 25.500 Kubikmeter. Wie der Höchenschwander Bau- und Hauptamtsleiter Manuel Schäuble erklärt, lassen sich auf Corona aber keine Rückschlüsse ziehen: „Unsere Mitglieder betreiben selbst noch Quellen und zwei von ihnen haben aus den eigenen Quellen im vergangenen Jahr mehr gefördert.“

Anders sieht das in der Gemeinde Jestetten aus, wo 280.805 Kubikmeter Wasser verbraucht wurden. „Das sind immerhin fast neun Prozent mehr als 2019. Das ist schon auffällig“, berichtet Günther Vollmer von der Gemeinde. Auch er vermutet hinter der Zunahme die private Nachfrage in den Pfingst- und Sommerferien, welche die Familien Zuhause verbringen mussten.

Auch in Wehr ist der Verbrauch 2020 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gestiegen. Erich Götz, der Geschäftsführer der Stadtwerke Wehr, nennt dafür das vermehrte Zuhause-bleiben ebenso als Ursache wie den trockenen Sommer. Besonders auffällig ist in der Wehrer Wasserbilanz jedoch der städtische Eigenverbrauch, wie Götz aufzeigt: „Hier wirken sich die Corona-bedingt befristeten Schließungen der Kindergärten, Schulen, Sporthallen, Stadthalle und des Hallenbades aus. Insgesamt ist eine Verminderung des Wasserverbrauchs um elf Prozent festzustellen.“

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